13.01.2021

Müller: „Gute Erfahrungen haben wir mit der Hybridlösung gemacht“

PUBLICUS-Umfrage zur Lehre in der Pandemie – Folge 5

Müller: „Gute Erfahrungen haben wir mit der Hybridlösung gemacht“

PUBLICUS-Umfrage zur Lehre in der Pandemie – Folge 5

Ein Beitrag aus »Publicus – Schwerpunkt Corona« | © Mike Fouque - stock.adobe.com / RBV
Ein Beitrag aus »Publicus – Schwerpunkt Corona« | © Mike Fouque - stock.adobe.com / RBV

Die Pandemie verändert die Lehre, das Lernverhalten und das Miteinander von Lehrenden und Studierenden. Im Rahmen dieser PUBLICUS-Umfrage haben wir Lehrende zu ihren konkreten Erfahrungen und Eindrücken mit der veränderten Lehrsituation befragt. Heute: Prof. Dr. Kai Müller, HfPolBW.

 

Was sind die für Sie wesentlichen Erfahrungen, die Sie in den letzten Monaten mit dem Online-Unterricht gemacht haben?

Müller: Präsenzveranstaltungen lassen sich von der Vermittlungsmethode her nicht einfach auf Onlineveranstaltungen übertragen. Dies hatte zur Folge, dass man in den ersten Onlinevorlesungen neben den technischen Herausforderungen auch neue Vorlesungskonzeptionen finden musste. Weiterhin fehlt der Austausch mit den Studierenden beispielsweise vor oder nach der Vorlesung. Eine Kommunikation mit einzelnen Studierenden per Chat oder eMail kann dies nicht ersetzen. Gute Erfahrungen habe wir zwischenzeitlich mit einer sogenannten Hybridlösung erzielt, bei der ein Teil der Studierenden in Präsenz unterrichtet wird und der andere Teil per Online zugeschaltet ist.


Nennen Sie bitte die dabei für Sie wichtigsten Unterschiede gegenüber der Präsenz-Lehre.

Müller: Die Studierenden schalten in der Regel während der Vorlesung ihre Kamera aus, so dass die Dozentin/der Dozent die Teilnehmer nicht sehen kann und quasi in den Bildschirm spricht. Auch werden Fragen oftmals schriftlich über die Chatfunktion anstatt per Mikrofon gestellt bzw. beantwortet. Dies, gepaart mit dem fehlenden Blickkontakt zwischen Lehrendem und Studierendem, macht die Kommunikation erheblich schwieriger. Der gleichzeitige Einsatz verschiedener Medien gestaltet sich bei in der Regel nur einem Bildschirm ebenfalls komplizierter.

Welche technischen Hilfsmittel und Systeme kommen aktuell zum Einsatz, um Onlineveranstaltungen abzuhalten? Mit welchen Tools haben Sie persönlich dabei die besten Erfahrungen gemacht?

Müller: Wir führen die Lehrveranstaltungen mit dem Konferenztool GoToMeeting durch. Ergänzend dazu haben wir die Lernplattform ILIAS angeschafft.

Gab es Schwierigkeiten bei Klausuren und mündlichen Prüfungen, die unter veränderten Bedingungen abgehalten werden mussten? Wenn ja: Welche?

Müller: Die in diesem Zeitraum durchgeführten Modulklausuren fanden in Präsenz statt, was hinsichtlich der Einhaltung notwendiger Abstands- und Hygieneregeln zu einem erhöhten Aufwand führte, wie beispielsweise dem Anmieten großer Hallen für die Durchführung der schriftlichen Prüfungen. Anstehende mündliche Prüfungsleistungen können hingegen auch online durchgeführt werden, da hierbei die Manipulationsmöglichkeiten eher gering sind.

Wie haben sich die Leistungen und Lernerfolge der Studierenden im Zusammenhang mit der Online-Lehre entwickelt?

Müller: Innerhalb der Studierenden wird teilweise die Befürchtung geäußert, den Stoff nicht so gut und umfangreich wie in einer Präsenzvorlesung vermittelt zu bekommen. Diese Befürchtungen finden aber nach meiner Einschätzung bisher keinen Niederschlag in den Klausurergebnissen. An diesen lässt sich jedenfalls kein signifikanter Leistungsabfall ablesen.

Gibt es praktische Erfahrungen, die sich dauerhaft auf die Präsenz-Lehre nach überstandener Pandemie übertragen lassen?

Müller: Eine direkte Übertragung von Erfahrungen aus der Onlinelehre auf die Präsenzlehre sehe ich kaum. Der Gewinn liegt meiner Ansicht nach eher darin, dass die Digitalisierung an der Hochschule weiter voranschreitet. In der Folge besteht nunmehr die Möglichkeit – und auf Seiten der Lehrenden auch die notwendige Erfahrung und Fertigkeit –, neben der klassischen Präsenzlehre ergänzend auch Onlineformate in der Lehre einzusetzen.

Wie lauten die drei persönlich wichtigsten Schlagworte, die Ihnen im Kontext der Online-Lehre einfallen?

Müller: Digitalisierung, neue Lernkonzepte, Hybridmodell.

Zur Person:

Prof. Dr. Kai Müller, Prodekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, seit 2005 Professor für Straf- und Strafverfahrensrecht an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen; davor Rechtsanwalt und Strafverteidiger. Verfasser von Polizeibeamte als Zeugen im Strafverfahren, 2. Aufl.

Zur Hochschule:

Die Hoch­schule für Po­lizei Baden-Württemberg wurde als Fachhochschule für Polizei Villingen-Schwenningen 1979 gegründet und ist seit Beginn des Jahres 2014 für die gesamte Bildung der Polizei des Landes Baden-Württemberg zuständig. Am Standort Villingen-Schwenningen findet das Bachelorstudium für den ge­ho­benen Po­li­zei­voll­zugs­dienst sowie das erste Studienjahr des Masterstudiums für den Aufstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst statt. Aktuell lehren dort über 80 hauptamtliche Dozenten/-innen in vier Fakultäten.

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Die Serie: PUBLICUS-Umfrage zur Lehre in der Pandemie



















 

Ass. iur. Hanno Thielen

Leitender Lektor, Richard Boorberg Verlag Stuttgart
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