18.12.2020

Limbach: „eLearning-Elemente werden wichtiger Baustein der Ausbildung bleiben”

PUBLICUS-Umfrage zur Lehre in der Pandemie – Folge 3

Limbach: „eLearning-Elemente werden wichtiger Baustein der Ausbildung bleiben”

PUBLICUS-Umfrage zur Lehre in der Pandemie – Folge 3

Ein Beitrag aus »Publicus – Schwerpunkt Corona« | © Mike Fouque - stock.adobe.com / RBV
Ein Beitrag aus »Publicus – Schwerpunkt Corona« | © Mike Fouque - stock.adobe.com / RBV

Die Pandemie verändert die Lehre, das Lernverhalten und das Miteinander von Lehrenden und Studierenden. Im Rahmen dieser PUBLICUS-Umfrage haben wir Lehrende zu ihren konkreten Erfahrungen und Eindrücken mit der veränderten Lehrsituation befragt. Heute: Dr. Benjamin Limbach, HS Bund.

 

Was sind die für Sie wesentlichen Erfahrungen, die Sie in den letzten Monaten mit dem Online-Unterricht gemacht haben?

Limbach: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass vor allem zu Beginn der pandemischen Lage die Umstellung auf den Online-Unterricht für alle Bereiche eine sehr große Herausforderung dargestellt hat. Dies betrifft zum einen die Lehre, denn hier mussten ad hoc neue Wege der Wissensvermittlung gefunden und auf technischer Basis umgesetzt werden. Auch die Studierenden mussten sich ohne große Vorbereitung in den neuen Formaten zurechtfinden. Hierbei sind insbesondere die Studienanfänger*innen zu nennen, für die die Online-Lehre eine ganz besondere Herausforderung dargestellt hat.


Mittlerweile ist in allen Bereichen Routine im Umgang mit den neuen onlinebasierten Unterrichts- und Lernformen zu beobachten. Die technischen Rahmenbedingungen, die zu Beginn teilweise noch nicht auf dem erforderlichen hohen Niveau waren, sind mittlerweile ausgebaut. Es wurden entsprechende Kapazitäten geschaffen und Anpassungen vorgenommen, um den Anforderungen der Lehre gerecht zu werden.

Es herrscht sowohl im Bereich Lehre als auch unter den Studierenden die einhellige Meinung, dass Online-Unterricht in einer pandemischen Lage zwar alternativlos ist, für das gesamte Studium betrachtet jedoch nur eine Ergänzung darstellen kann. Die Präsenzlehre ist und bleibt ein wesentliches und wichtiges Element, das nicht vollständig durch Online-Unterricht ersetzt werden kann.

Zukünftig werden Online-Formate, unabhängig von der Entwicklung der „Corona-Situation“, dennoch ein wichtiger Bestandteil bleiben, das Studium zumindest in einigen Bereichen nachhaltig verändern und zur Digitalisierung der Lehre beitragen.

Nennen Sie bitte die dabei für Sie wichtigsten Unterschiede gegenüber der Präsenzlehre.

Limbach: Der Online-Unterricht erfordert auch neue Wege der Kommunikation und Zusammenarbeit. Neben der reinen Vermittlung von Inhalten bringt der Online-Unterricht auch viele andere Herausforderungen mit sich, die gerade Studierende in den ersten Semestern besonders spüren. Treffen mit anderen Studierenden, Gespräche mit Lehrenden, Nachfragen – all das entfällt und lässt sich digital nicht in gleicher Weise nachbilden wie im Hörsaal.

Welche technischen Hilfsmittel und Systeme kommen aktuell zum Einsatz, um Onlineveranstaltungen abzuhalten? Mit welchen Tools haben Sie persönlich dabei die besten Erfahrungen gesammelt?

Limbach: Für die digitale Fernlehre setzen wir vor allem auf die Lernplattform „ILIAS“ die es ermöglicht, Materialien für Studierende bereitzustellen (Videos, Präsentationen, Skripte) Darüber hinaus besteht so auch die Möglichkeit den direkten Austausch zwischen Lehrenden und Studieren (Foren, Chats) zu ermöglichen. Dieses System wird zentral bereitgestellt und kann von allen Bereichen genutzt werden. Einige Bereiche setzen alternativ bzw. ergänzend auf das Format „Moodle“. Beide Systeme haben sich in der digitalen Fernlehre bewährt.

Für die Übertragung der Online-Vorlesungen werden grundsätzlich verschiedene Systeme eingesetzt, da hier keine Vorgaben bestehen. Bewährt haben sich aber vor allem die Softwarelösungen „WebEx“ sowie „BigBlueButton“.

Gab es Schwierigkeiten bei Klausuren und mündliche Prüfungen, die unter veränderten Bedingungen abgehalten werden mussten? Wenn ja: Welche?

Limbach: Schwierigkeiten bei der Durchführung von Klausuren unter Pandemiebedingungen gab es lediglich aus logistischen Gründen, da die Raumkapazität zur Wahrung von Abstandsregeln um ein Vielfaches erhöht werden mussten. Teilweise war es dabei auch erforderlich, externe Räumlichkeiten hinzuzuziehen.

Wie haben sich die Leistungen und Lernerfolge der Studierenden im Zusammenhang mit der Online-Lehre entwickelt?

Limbach: Eine Veränderung der Leistungen und Lernerfolge der Studierenden im Zusammenhang mit der Online-Lehre ist nicht feststellbar. Dies spricht zum einen für die hohe Qualität der Online-Lehre in dieser schwierigen Situation, zum anderen aber auch für die Einsatzbereitschaft der Studierenden und den sicheren Umgang mit diesen Formen der Lehre. Die Entwicklung der Studienleistungen in diesem Bereich wird jedoch weiterhin beobachtet, auch um feststellen zu können, ob längere Phasen der Online-Lehre langfristig doch zu einer Verschlechterung der Leistungen führen.

Gibt es praktische Erfahrungen, die sich dauerhaft auf die Präsenz-Lehre nach überstandener Pandemie übertragen lassen?

Limbach: Auch nach einer überstandenen Pandemie werden eLearning-Elemente in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung bleiben. Es ist ebenfalls von einer entsprechenden Nachfrage seitens der Studierenden auszugehen. Während der Pandemie hat sich gezeigt, dass Lehrpläne, die auf die Präsenzlehre ausgerichtet waren, innerhalb kürzester Zeit und mit großen Anstrengungen, auf digitale Fernlehre umgestellt werden konnten. Dennoch besteht hier ein Optimierungspotential, denn neben der reinen Transformation der Lehrformate sollten auch inhaltliche Aspekte zukünftig eine noch wesentlichere Rolle spielen. Hierbei ist es notwendig, die Lehrenden didaktisch und methodisch zu unterstützen und diese so noch besser für die Herausforderungen der digitalen Lehre vorzubereiten. Ebenfalls werden die Lehrinhalte der Studiengänge (noch) mehr auf die digitalen Kompetenzen ausgerichtet sein müssen, um die Ausbildung, nicht nur vor dem Hintergrund einer erneuten oder anhaltenden pandemischen Lage, zukunftssicher gestalten zu können.

Wie lauten die drei persönlich wichtigsten Schlagworte, die Ihnen im Kontext der Online-Lehre einfallen?

Limbach: 

– Optimierung und Fortentwicklung der Lehrangebote

– Technische Ausstattung/stabile Netzwerke

– Kompetenzen stärken

Angaben zur Person

Name: Dr. Benjamin Limbach

Position: Präsident der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

Tätig seit: Mai 2020

Angaben zur Hochschule

Name: Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

Hauptsitz: Brühl/Nordrhein-Westfalen

Gründung: 1979

Zahl der Studierenden: ca. 7300

Fachbereiche: 10

Studiengänge: 2 Master-Studiengänge, 4 Bachelor-Studiengänge, 10 Diplom-Studiengänge

Absolventinnen / Absolventen seit Gründung: über 70.000

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Die Serie: PUBLICUS-Umfrage zur Lehre in der Pandemie



















 

Ass. iur. Hanno Thielen

Leitender Lektor, Richard Boorberg Verlag Stuttgart
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