22.06.2023

Digitalisierungsgespräche: ChatGPT in der öffentlichen Verwaltung

Digitalisierung der Verwaltung (Teil 6)

Digitalisierungsgespräche: ChatGPT in der öffentlichen Verwaltung

Digitalisierung der Verwaltung (Teil 6)

Ein Beitrag aus »Publicus« | © emmi - Fotolia / RBV
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Thema der 2. Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche war die KI-Anwendung ChatGPT. Vertreter aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Verwaltung diskutierten den Umgang mit dieser KI und ihre Auswirkungen auf die öffentliche Verwaltung. Folge 6 unserer Serie „Digitalisierung der Verwaltung“.

Für die Fortsetzung der im März gestarteten Reihe war ein Thema auserkoren, das die Gemüter in der digitalen Welt derzeit wie kaum ein zweites bewegt: der Chatbot „ChatGPT“, sowie dessen mögliche Auswirkungen auf Gesellschaft und Verwaltung. ChatGPT verfüge, so Veranstalter Professor Volkmar Mrass, „über eine maschinelle Intelligenz“. Der Chatbot ist dazu in der Lage, mit beeindruckender Genauigkeit eine Vielzahl an natürlichen Sprachen zu imitieren, und liefert dabei auf jede noch so entlegene Fragestellung eine oftmals verblüffende Antwort. Dass diese nicht immer verlässlich ist und zuweilen auch – in elegante Prosa gepackt – gravierende Fehler enthält, ist unstreitig. Es mindert für viele aber nicht die Faszination, die von diesem Sprachmodell ausgeht. Um ein, wie vielfach angenommen, Wissensmodell im eigentlichen Sinne – hierin bestand unter den Diskutanten Einigkeit – handele es sich bei ChatGPT jedoch nicht.

Deutschland beim Forschungsaufkommen bereits abgehängt?

Nach der Begrüßung durch die Rektorin der Hochschule, Dr. Iris Rauskala, die das innovative Format mit auch bei der zweiten Veranstaltung bemerkenswerter Teilnehmerzahl anerkannte, führte Professor Mrass in das Thema künstliche Intelligenz im Allgemeinen sowie ChatGPT im Besonderen ein. Er hob das rasante und präzedenzlose Wachstum der Plattform hervor, war aber zugleich darum bemüht, den kulturellen „Hype“, der diese neue Technologie derzeit umgibt, auch etwas zu relativieren. Wie er berichtete, prüfen verschiedene Bundesländer derzeit schon den Einsatz von ChatGPT in der öffentlichen Verwaltung; eine akute Gefährdung für sicher geglaubte Jobs konnte der Experte darin allerdings nicht erkennen. Dem stehe nicht nur eine im internationalen Vergleich hohe Skepsis der Bundesbürger gegenüber den relativen Vorzügen der Technologie entgegen, sondern auch die Tatsache, dass Deutschland und Europa beim Forschungsaufkommen zu Künstlicher Intelligenz weit hinter China (und den USA) zurückfielen – ein Befund, der allerdings seinerseits nicht unbedingt beruhigend wirkte.


Über den möglichen Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung und die manchmal fehlende Risikofreude der Deutschen im Umgang mit disruptiven Technologien diskutierten anschließend die Soziologin Professor Sarah Nies von der Universität Göttingen, Dr. Oliver Kelkar von der Management- und IT-Beratung MHP, der Landtagsabgeordnete Alexander Salomon (GRÜNE) sowie Dr. Jan Seifert, Leiter des Innovationslabors „InnoLab_bw“ im Staatsministerium Baden-Württemberg.

Technik sei nie neutral und ChatGPT kein „Ersatz für menschliche Denkprozesse“, sagte Sarah Nies. ChatGPT lasse „reinforcement learning“ erkennen, also eine Anpassung auf gegebenes Feedback des Users. Oliver Kelkar sah eine Evolution, die noch am Anfang stehe, jedoch noch weiter fortschreiten und nicht zuletzt auch den Fachkräftemangel ausgleichen werde. ChatGPT sei nur ein sehr kleiner Teil davon, wenngleich es eine „Unmenge an Energie“ verbrauche – dem Vernehmen nach über 1200 Megawattstunden allein für das Training des integrierten Sprachmodells. Der Politiker Alexander Salomon hat die erste per Chatbot erstellte Parlamentsrede überhaupt im deutschsprachigen Raum gehalten; auch er sah für diese Technologie überaus vielfältige Einsatzmöglichkeiten. So könne man etwa „das Bürgerbüro dauerhaft verfügbar halten“.

Auf großes Interesse im Publikum stieß vor allem der KI-Assistent „F13“, der sich derzeit noch in der Erprobungsphase befindet und die öffentliche Verwaltung in Baden-Württemberg zukünftig bei der Erstellung und Zusammenfassung von Texten unterstützen soll. Jan Seifert erläuterte die Zusammenhänge und lud die teilnehmenden Kommunen ein, sich mit Fragen an das Innovationslabor zu wenden.

KI in der öffentlichen Verwaltung

Dass das Zukunftsthema KI auch bei den Mitarbeitenden in der öffentlichen Verwaltung überaus präsent ist, belegte auch die Teilnehmerzahl von rund 280 Personen. In der abschließenden Fragerunde kam dies ebenfalls deutlich zum Ausdruck – der Gesprächsbedarf über die ethischen, rechtlichen und technischen Aspekte von staatlich genutzter KI dürfte noch lange nicht gedeckt sein.

Die Gesprächsreihe, organisiert vom Institut für Digitale Plattformen in Verwaltung und Gesellschaft an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, ist Teil der Jubiläumsaktivitäten zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule. Sie will ein öffentliches Forum bieten für den Austausch zwischen Repräsentanten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu allen Fragen rund um die Digitalisierung. Die dritte Gesprächsrunde ist für September eingeplant und wird das Onlinezugangsgesetz zum Thema haben.

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Die Serie: Digitalisierung der Verwaltung

 

 

 

 
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