22.06.2023

Erfassung geschützter Tierarten erleichtern

Schwabmünchen arbeitet jetzt digital mit App

Erfassung geschützter Tierarten erleichtern

Schwabmünchen arbeitet jetzt digital mit App

Die bayerische Kleinstadt Schwabmünchen nutzt die Software „EineStadt“ bereits seit dem Jahr 2015.  | © 2017 Ronnie Howard/Shutterstock.
Die bayerische Kleinstadt Schwabmünchen nutzt die Software „EineStadt“ bereits seit dem Jahr 2015. | © 2017 Ronnie Howard/Shutterstock.

Wenn Thomas Bernert vom Amt für Grün- und Umwelt die Bäume, Spielplätze und Parks “seiner” Stadt checkt, ist er nicht immer allein: In Schwabmünchen, einer Kleinstadt südlich von Augsburg, leben, nisten und brüten zahlreiche heimische Tierarten. Doch auch, wenn die Tiere zum Stadtbild gehören und ihre Daseinsberechtigung haben, verursachen sie oft Schwierigkeiten.

Probleme in der Stadt Schwabmünchen durch geschützte Tierarten

„Ich könnte ganze Bücher darüber füllen, wie mich die tierischen Bewohner in Schwabmünchen Jahr für Jahr auf Trab halten“, so Thomas Bernert. Allein in der letzten Woche begegneten ihm wieder zwei typische Problematiken, die viele Städte und Gemeinden kennen:

Saatkrähen, welche unter Schutz stehen, sind unheimlich schlaue und gesellige Tiere. Allerdings sind sie in ihren riesigen Kolonien oft auch laut, machen Radau, verdrängen teils andere Vogelarten oder sorgen für starke Verschmutzung. Dies kann in öffentlichen Bereichen rund um Spielplätze, Friedhöfe oder Krankenhäuser zu Problemen führen – welchen sich nun die zuständige Stadt widmen muss. Eine Maßnahme kann sein, Nester der Krähen in “kritischen Bereichen” zu entfernen. Hierfür wird neben einer geeigneten Kletter-Firma aber aus Artenschutzgründen vor allem eine Ausnahmegenehmigung von der Naturschutzbehörde oder dem Landratsamt benötigt. Die Ämter wiederum brauchen vorerst wichtige Informationen, wie die Stückzahl oder die Lage der Nester. Ein nicht zu unterschätzender bürokratischer Aufwand.


Auch die geschützten Biber sorgen – sichtbar oder unsichtbar – für Probleme, vor allem an Flüssen und Bächen. “Die Tiere planen ihre Dämme oft an den ungünstigsten Stellen. Im schlimmsten Fall staut sich das Wasser dahinter dann zu einem richtigen See an und verursacht Schäden an der städtischen Infrastruktur”, so Bernert. Natürlich darf auch ein Biberdamm nicht einfach so entfernt werden. Die Stadt Schwabmünchen ist verpflichtet, mit einem Biberbeauftragten Kontakt aufzunehmen und die erforderlichen Akutmaßnahmen mit ihm abzusprechen. Handelt es sich beispielsweise um einen Biberbau, in dem momentan Jungtiere hausen, darf der Bau nicht angerührt werden. Biberdämme, die nur der Reviererweiterung des Bibers dienen, dürfen umgezogen oder entfernt werden.

Digitale Erfassung der Problematik: So erleichtert die App den Alltag

Um Biberbauten, Saatkrähennester, aber auch Fledermausnistkästen etc. zu dokumentieren, braucht Thomas Bernert mittlerweile keinen Zettel und Stift mehr. Schon lange nutzt die Stadt Schwabmünchen für die Dokumentation sämtlicher städtischer Arbeiten das System von “EineStadt” – und hat den Einsatz der App nun auch erfolgreich auf die Verwaltung der geschützten Arten ausgeweitet.

In der App sieht das praktisch folgendermaßen aus: Für jedes Krähennest, jeden Biberdamm und Co. wird ein Punkt auf der integrierten, digitalen Karte erfasst. Dieser kann dank GPS-Daten genau verortet werden. Pro Objekt können nun Datenfelder ausgefüllt werden, wie beispielsweise die “Art der Unterkunft“ der Tierart (Bau, Damm, Loch, Nest…) und deren Stückzahl, die Umgebung (Friedhofsgrün, Parkanlage, Spielplatz…), sowie die Verkehrssicherheit beschrieben werden (gegeben, nicht gegeben, unsicher, nachzuweisen…).

Es können Fotos angehängt und eine Maßnahme vorgeschlagen werden – zum Beispiel, ob ein Damm entfernt oder abgesenkt werden soll. „Wenn ich in der Karte auf das Legendenmenü klicke, kann ich mir außerdem Schutzgebiete oder Biotope farbig in die Karte einblenden lassen. Das hilft mir besonders beim Festlegen der Maßnahmen“ berichtet Bernert zufrieden.

Im Anschluss kann vom System eine Nachricht an die zuständige Naturschutzbehörde gesendet werden. Deren Mitarbeitende können dann sämtliche Informationen und Bilder in der App oder am Computer einsehen und schnell entscheiden, ob die vorgeschlagene Maßnahme durchgeführt werden darf oder ob eine neue Maßnahme empfohlen wird. In einigen Fällen müssen sich Zuständige der Behörde die Problematik nach wie vor direkt vor Ort ansehen.

Sobald eine Maßnahme im System an die Stadt freigegeben wurde, kann direkt in der digitalen Anwendung weitergearbeitet werden: „Ich setze ganz einfach eine Stecknadel in die Karte für den Bauhof oder den Kletterer, der die Arbeit durchführen soll“, so Herr Bernert. Wurde die Maßnahme erfolgreich durchgeführt, wird die Stecknadel einfach wieder entfernt. So schließt sich der Aufgabenkreis.

Alternative Möglichkeiten der Anwendung

Externe Mitarbeitende, z.B. Zuständige bei Naturschutzbehörden, können, statt direkt in die Software eingebunden zu werden, alternativ mit aus dem System generierten PDF-Berichten versorgt werden. Sie können sich somit den Fall inklusive Fotos am PC oder ausgeduckt auf Papier ansehen und daraufhin die empfohlenen Maßnahmen zurückmelden. „Für unsere zuständige Naturschutzbehörde ist das PDF das Mittel der Wahl“, berichtet Herr Thomas Bernert.

Vorteile der digitalen Dokumentation

Egal, ob am Biberdamm, bei der Baumkontrolle, an Spielplätzen oder auf Friedhöfen: Arbeiten und Abläufe werden langfristig gesehen stark vereinfacht. Probleme lassen sich per App in einer digitalen Karte schnell und zuverlässig eintragen – auch durch Spracheingabe.

Durch die Möglichkeit, externe Nutzer in den Prozess einzubinden, spart sich die Stadt Zeit und erhöht die Transparenz bei der Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten. „Das alles funktioniert jetzt bis zu fünfmal schneller als früher, mit Papier und Stift“, schätzt Herr Bernert.

Auch die rechtliche Absicherung, die durch eine lückenlose Historie gegeben ist, spielt eine immer wichtigere Rolle.

Erfassung und Bearbeitung der Daten erfolgen einfach und konsistent, ohne dabei unübersichtliche Tabellen verwalten zu müssen.

Unterschriften können digital gesetzt und Aufträge in Echtzeit von überall aus verteilt und bearbeitet werden – bei Bedarf auch von externen Firmen und Partnern.

Details, wie eine Erinnerungsfunktion für anstehende Kontrollen, machen das System unersetzlich und verhindern, dass anstehende Kontrollgänge verpasst werden könnten.

Nicht zuletzt sind alle Daten und Prozesse für immer dokumentiert und archiviert. Dadurch passiert es auch seltener, dass Zettel verlegt werden, untergehen oder erst nach langer Zeit am richtigen Ort ankommen.

Schwabmünchen digitalisiert seit vielen Jahren – und ist überzeugt

Die bayerische Kleinstadt Schwabmünchen nutzt die Software „EineStadt“ bereits seit dem Jahr 2015 – und war von Anfang an überzeugt. Begonnen hatten Mitarbeitende der Stadt mit der digitalen Kontrolle von Bäumen, Spielplätzen, Hydranten und Kanal-Schächten. Den Bereich der geschützten Tierarten hat die Stadt nun als “neues Feature” der App begeistert angenommen.

Berührungsängste mit der “neuen Technologie” sind nach eigenen Aussagen der Stadt Schwabmünchen unbegründet: Mitarbeitende aus allen Ebenen nutzen die Anwendung nach kurzer Einarbeitung intuitiv. Eine Bearbeitung der Daten ist mit jedem handelsüblichen Smartphone vor Ort möglich. Die Bedienung der App ist einfach und verständlich, da sie stets in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden in der Praxis entwickelt wurde.

Die Stadt Schwabmünchen und zahlreiche weitere Städte, Gemeinden und Unternehmen machen es vor und sind begeistert. Und Herr Bernert ist stolz darauf, Teil der digitalen Stadt zu sein.

 

Stefanie Fiedler

Bachelor of Arts in Medienkommunikation; Master in Journalismus; Texterin, Journalistin
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