20.03.2023

Experten diskutieren über die Digitalisierung in Deutschland

Digitalisierung der Verwaltung (Teil 1)

Experten diskutieren über die Digitalisierung in Deutschland

Digitalisierung der Verwaltung (Teil 1)

Ein Beitrag aus »Publicus« | © emmi - Fotolia / RBV
Ein Beitrag aus »Publicus« | © emmi - Fotolia / RBV

Kritische Bestandsaufnahme beim Ludwigsburger Digitalisierungsgespräch. Folge 1 der PUBLICUS-Serie „Digitalisierung der Verwaltung“.

Deutschland belegt beim E-Government-Reife-Score einen Mittelfeldplatz. Der Score-Durchschnittswert liegt bei 68 %, Deutschland erreicht lediglich 62 %, ist also im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Anlass für eine aktuelle Bestandsaufnahme aus Sicht der Lehre und der öffentlichen Verwaltung, die im Rahmen der 1. Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche von Vertretern aus Politik, Kommunen, Unternehmen und der Lehre diskutiert wurde.

Dr. Iris Rauskala, die Rektorin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen, machte in ihrem pointierten Grußwort deutlich, welche Relevanz die Digitalisierung inzwischen erreicht hat – für Verwaltung und Lehre. Themen, die für die Ludwigsburger immer weiter in den Fokus rücken und durch das neue Institut für Digitale Plattformen in Verwaltung und Gesellschaft im Institut für angewandte Forschung (IAF) zum Ausdruck gebracht werden. Dessen Leiter, Professor Dr. Volkmar Mrass, hatte zum Digitalisierungsgespräch geladen und über 200 Teilnehmer aus Behörden und Verwaltung, Lehre und Wirtschaft haben an der rein digitalen Veranstaltung teilgenommen.


Mrass machte deutlich, dass der Grund für den unterdurchschnittlichen digitalen Reife-Score Deutschlands nicht an mangelnder Veränderungsbereitschaft liege. 78 Prozent gaben im „Trendreport Digitaler Staat“ an, bereit zu sein, sich auf Veränderungen aktiv einzulassen.  Woran es tatsächlich liegt, dass Deutschland digital hinterherhinkt, versuchten vier Diskutanten in ihrer jeweiligen Bestandsaufnahmen herauszuarbeiten.

Der Ludwigsburger Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger (CDU), der bis Dezember 2021 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur war, setzte den Schwerpunkt jedoch primär beim Ausbau von Mobilfunk und Breitband, was jedoch nur einen kleinen Teilaspekt des deutschen Digitalisierungs-Dilemmas abdeckt. Holger Branding, der die IT-Architektur und IT-Systeme der Stadt Mannheim verantwortet, machte in seinem Eingangsstatement den bereits jetzt hohen digitalen Nachholbedarf in der öffentlichen Verwaltung deutlich.

Michael Nitsche, Leiter Public Affairs von S-Public-Services, bekräftigte, dass der Veränderungswille in der Verwaltung vorhanden sei („Lernen durch Schmerz“), es mangele jedoch an IT-affinem Personal. Daher sei Kompetenzaufbau für die Digitalisierung der Kommunen dringend nötig, werde jedoch durch die Restriktionen des Tarifrechts gebremst, da hochqualifizierte IT-Mitarbeiter nicht in die Gehaltsstruktur passen würden.

Ein weiterer Stopper bei der Digitalisierung seien uneindeutige Zuständigkeiten und „Projektmanagement-Gaps“. Dass Deutschland im internationalen Vergleich schlecht abschneide, sieht Nitsche auch darin begründet, dass Digitalpolitik „nicht sexy genug“ sei, sie habe keine politische Zugkraft und daher nicht den notwendigen politischen Stellenwert.

Dr. Sarah Oeste-Reiß vom Wissenschaftlichen Zentrum für IT-Gestaltung an der Uni Kassel forderte eine „Flucht nach vorne“: Mehr „new work“, mehr digitale Arbeit bei einem zugleich menschenzentrierten Ansatz der Digitalisierung, für die soziotechnische Systeme und digitale Lernformate zu entwickeln seien. Für die öffentlichen Verwaltung seien überdies mehr digitale Geschäftsprozesse notwendig, so die Kasseler Forscherin.

Die nächsten Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche finden am 14. Juni und 13. September statt.

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Die Serie: Digitalisierung der Verwaltung

 

 

 

 

Marcus Preu

Ltg. Lektorat und Redaktion, Rechtsanwalt
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