15.10.2010

Virtuelle Rathäuser auf dem Vormarsch

Die Preisträger: E-Government-Wettbewerb 2010

Virtuelle Rathäuser auf dem Vormarsch

Die Preisträger: E-Government-Wettbewerb 2010

Die Preisträger des E-Government-Wettbewerbs 2010. | © BearingPoint
Die Preisträger des E-Government-Wettbewerbs 2010. | © BearingPoint

Wo stehen Deutschlands öffentliche Verwaltungen in puncto E-Government? Wie sehen die innovativsten IT-Projekte und -Konzepte sowie Institutionen in der Behördenlandschaft aus? Diese Frage wurde am 10.09.2010 beantwortet, als die modernsten Projekte auf dem 10. E-Government-Wettbewerb von der Management- und Technologieberatung BearingPoint und dem Technologieanbieter Cisco ausgezeichnet wurden.

Egal ob Dokumentenmanagement, elektronische Archivierung oder Vorgangsbearbeitung: auch die öffentliche Verwaltung rückt dem Amtsschimmel zu Leibe. Dass das Thema E-Government durchaus Interessierte hat, zeigt auch die Rekordteilnahme mit mehr als 5.000 abgegebenen Stimmen für den Publikumspreis.

Was versteht man unter E-Government?

Ziel ist eine Vereinfachung und Durchführung von Prozessen zur Information, Kommunikation und Transaktion innerhalb und zwischen staatlichen, kommunalen und sonstigen behördlichen Institutionen sowie zwischen diesen Institutionen und Bürgern bzw. Unternehmen durch den Einsatz von digitalen Informations- und Kommunikationstechniken (IuK).


Letztere setzt der öffentliche Sektor bereits seit Jahrzehnten erfolgreich ein. Sie wurden anfänglich nur für administrative und interne Zwecke einzelner Verwaltungen verwendet. Durch die Entwicklung moderner Netzwerke hat sich jedoch ein verstärktes Bedürfnis und Anliegen dahingehend entwickelt, verwaltungsübergreifend elektronisch zu kommunizieren. Im Unterschied zu privatwirtschaftlichen Unternehmen, welche strategische Entscheidungen zentral durchsetzen können, ist eine koordinierte Umsetzung von einheitlichen IT-Lösungen im öffentlichen Sektor schwieriger. Der Grund liegt in Deutschland vor allem an dem stark föderalen Staatsaufbau. Die Zuständigkeiten für organisatorische Fragen und IuK sind hier zwischen Bund, Bundesländern und kommunaler Selbstverwaltung aufgeteilt. Dadurch ist in den letzten Jahren eine heterogene IT-Landschaft in deutschen Behörden entstanden.

Die Idee des E-Government-Wettbewerbs

Die Förderung von Verwaltungstransformation sowie der Einsatz innovativer Technologien in der öffentlichen Verwaltung stehen im Fokus dieses Wettbewerbs, der dieses Jahr zum zehnten Mal stattfand. Aufgerufen zur Teilnahme waren Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie alle Bürgerinnen und Bürger für den Sonderpreis. Schirmherr des Wettbewerbs war der Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière (Interview dazu, Seite 10). Die Gewinner der einzelnen Kategorien wurden von einer hochkarätig besetzten Jury mit Experten aus dem Bereich der Verwaltungsmodernisierung gekürt. Sie sind zu einer zweitägigen, von internationalen Experten begleiteten Veranstaltung eingeladen, bei der Impulse zur Weiterentwicklung ihrer Projekte gegeben werden. Zudem erwerben sie eine Mitgliedschaft in der E-Government-Academy, in der sich alle Preisträger mehrmals jährlich in exklusiver Runde zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch treffen.
Unter den vielen qualifizierten Einreichungen wurden Folgende in der jeweiligen Kategorie ausgezeichnet:

Modernste Bundesverwaltung: Bundesverwaltungsamt(BVA)

Das BVA setzt sich als Dienstleister des Bundes seit seiner Gründung aktiv für die Verwaltungsmodernisierung ein. Bereits 2000 hatte es eine eigene E-Government-Strategie. Mit BAföG-Online entwickelte das BVA eine der ersten medienbruchfreien E-Government-Transaktionsleistungen des Bundes und zählt zu den Behörden, die für einen Modernisierungsschub in der Verwaltung gesorgt haben.

Bester Dienstleister der Verwaltung Deutschlands: Dataport und Kommunales Rechenzentrum Minden- Ravensberg / Lippe (krz)

Den Titel teilen Dataport und das krz. Beide Einrichtungen haben als Anbieter für Informations- und Kommunikationstechnologie ähnliche Entwicklungen vorangebracht und sind mit starkem Kundenzuwachs und hoher Kundenzufriedenheit sehr erfolgreich. Dataport agiert länderübergreifend für Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und bald auch Niedersachsen. Das krz versorgt Kommunen mit einem wirtschaftlichen, sicheren und hochintegrierten Lösungsangebot.

Innovativstes E-Government-Architekturprojekt: Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin

Die Senatsverwaltung Berlin wurde für ihre IT-Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie ausgezeichnet. Ihr Ansatz umfasst u.a. eine innovative Architektur-Lösung. Durch die ganzheitliche elektronische Umsetzung werden Prozesse für Bürger und Ämter transparent und effizient abgewickelt, Behördenbesuche und Post-Transportwege minimiert.

Innovativstes E-Government-Projekt für gesellschaftliche Lösungen: Ministerium des Innern Brandenburg

Über das „Portal Maerker Brandenburg“ können Bürger ihre Städte und Gemeinden online auf Missstände oder Infrastrukturprobleme, wie Schlaglöcher oder Barrieren für behinderte oder ältere Menschen aufmerksam machen. Das Konzept gewährleistete eine kurze Reaktionszeit und erlaubt Bürgern, sich für ihr unmittelbares soziales Umfeld zu engagieren.

Nachhaltigstes E-Government-Projekt des Jahrzehnts: Freie und Hansestadt Hamburg, Finanzbehörde (FHH )

Aus allen Erstplatzierten der vergangenen zehn Wettbewerbe wurde die E-Government-Strategie der FHH zum nachhaltigsten E-Government-Projekt des Jahrzehnts gekürt. Die FFH setzte als eines der ersten Bundesländer erfolgreich auf eine Strategie, trieb deren Umsetzung voran und baute sie bis heute zur Verwaltung 2.0 aus. Neue Services vereinfachen kontinuierlich die Verwaltungsabläufe für Bürger, Wirtschaft und Verwaltungsmitarbeiter, die IT-Kosten pro Arbeitsplatz konnten auf 30 Prozent unter Branchendurchschnitt gesenkt werden.

Publikumspreis: Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland-Pfalz

Mehr als 5000 Internet-Nutzer beteiligten sich an diesem Online-Voting und wählten „SAFER“, eine 3D-Simulationssoftware für die Ausbildung von Einsatzkräften in Rheinland- Pfalz, zu ihrem Favoriten. „SAFER“ ermöglicht, Rettungseinsätze virtuell und ortsunabhängig zu trainieren. Der Vorteil liegt darin, dass Kosten und Vorbereitungsaufwand im Vergleich zu realen Großübungen deutlich geringer ausfallen. Zudem kann das Training problemlos ausgewertet und ohne Unfallrisiko wiederholt werden.

Projektidee des Jahres zur Verwaltungstransformation: Lars Hampel

Lars Hampel gewinnt den erstmals ausgelobten Sonderpreis mit seiner Idee zum Einsatz des neuen Personalausweises. Sein Vorschlag: Die sichere und einfache Abwicklung von Volksentscheiden und Bürgerbegehren durch Online-Authentifizierung. Dies könnte ein wichtiger Schritt zur Umsetzung von elektronischen Wahlen sein.

Ausblick

Dieser zehnte E-Government-Wettbewerb zeigt, wie stark die Verwaltungstransformation vorangeschritten ist. Das Thema E-Government bewegt die Verwaltungen und die Menschen. Der Modernisierungsprozess ist mit den Leitgedanken Transparenz und Effizienz klar umrissen, mit den sogenannten neuen Medien steht das richtige Instrument zur Umsetzung bereit. Am Ende der Entwicklung soll die Informationsgesellschaft stehen, in der Bürger, Mitarbeiter, Politiker, die Partner, Verwalter und Gestalter des Wandels sind. Um diesem Ziel den Weg zu ebnen, braucht es Ideen, aber auch deren Umsetzung. Auch wenn E-Government für keine öffentliche Verwaltung mehr ein Fremdwort darstellt, gibt es noch viel zu tun: Prozesse müssen neu gedacht werden, Strukturen verändert werden. Viele Ideen – so zeigen es auch die vielen Einreichungen zum Wettbewerb – zur Verbesserung, Partizipation und Transparenz warten auf ihre Umsetzung.

Die PUBLICUS-Redaktion

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