13.01.2021

Außer-Haus-Quarantäne

Isolation für Corona-Infizierte

Außer-Haus-Quarantäne

Isolation für Corona-Infizierte

Ein Beitrag aus »Publicus – Schwerpunkt Corona« | © Mike Fouque - stock.adobe.com / RBV
Ein Beitrag aus »Publicus – Schwerpunkt Corona« | © Mike Fouque - stock.adobe.com / RBV

Die laufenden Lockdowns zur Reduzierung der Corona-Infektionen dienen insbesondere der Sicherstellung einer ausreichenden ärztlichen Versorgung, ruinieren aber die Lebensqualität vieler Menschen und mit wachsender Dauer immer mehr Unternehmen und auch die Staatshaushalte.

Um weitere Belastungen zu verringern, sollte man unverzüglich bisher noch nicht genutzte Maßnahmen mit hohem Erfolgspotenzial zum Schutz von besonders gefährdeten Senioren ausprobieren, wie es die Stadt Tübingen erfolgreich vorgemacht hat. Dort waren in der nun laufenden zweiten Welle bisher nur zehn Prozent der Infizierten älter als 65 Jahre.

Die derzeitige häusliche Quarantäne mag bei Kontaktpersonen von Infizierten angemessen sein, aber Infizierte müssen – nach ärztlicher Einzelfallentscheidung – isoliert werden, wie erfolgreiche asiatische Staaten zeigen. Ein Tuberkulose-Infizierter wird doch auch nicht zur Quarantäne nach Hause geschickt. Zumindest sollte aber allen Infizierten die Möglichkeit einer unterstützten Außer-Haus-Quarantäne gegeben werden, wie die folgenden Beispiele belegen.


In der großen Familie eines Kollegen steckte ein Infizierter seine Familienmitglieder im selben Haushalt an, weil er wegen der beengten Wohnverhältnisse keine Möglichkeit hatte, sich von ihnen zu separieren. Ein Mann, der seit mehreren Jahren zusammen mit Pflegekräften seine schwerkranke Frau pflegt, wurde von einer Pflegekraft infiziert und hatte keine Möglichkeit, außer Haus in Quarantäne zu gehen, da die Hotels geschlossen sind. Auch scheint bisher noch ungeklärt, was jemand tun kann und soll, der an einem fremden Flughafen positiv getestet wird und weder nach Hause noch ins Hotel gehen kann.

Das Argument, eine Außer-Haus-Quarantäne sei zu teuer, kann in diesen Zeiten kaum angeführt werden. Bei täglich 10.000 Neuinfizierten und einer zehntägigen Außer-Haus-Quarantäne würde Deutschland 100.000 Quarantäneplätze, nur rund ein Zehntel der in Deutschland vorhandenen Hotelzimmer, benötigen, da nach 10 Tagen die ersten Plätze für die Nachrücker frei würden. Geht man von Kosten in Höhe von 100 Euro pro Tag aus, würden sich die Gesamtkosten pro Monat auf 300 Millionen Euro belaufen. Das könnte aus der Portokasse der Corona-Entschädigungen gezahlt werden und die vielen leerstehenden Hotels würden sinnvoll genutzt.

Ein Beispiel: Wiesbaden war Ende Oktober 2020, also bereits vor dem neuen Teil-Lockdown, mit täglich 100 Neuinfizierten besonders stark betroffen. Bei einer zehntägigen Außer-Haus-Quarantäne wären 1000 Isolationsplätze erforderlich. Wiesbaden hat mindestens 3600 Hotelzimmer. Eine derartige Außer-Haus-Quarantäne wäre also gut machbar gewesen. Die Kosten hätte allerdings die Stadt Wiesbaden tragen müssen, die Entschädigungszahlungen für die leerstehenden Hotels trägt hingegen der Bund.

Bereits Ende November 2020 machte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller den Vorschlag, Hotelbetten für eine Außer-Haus-Quarantäne zu nutzen, um einer Überlastung von Intensivstationen vorzubeugen. Dieser Vorschlag sollte nun möglichst umgehend bundesweit umgesetzt werden, um zusammen mit weiteren Maßnahmen zum Schutz von besonders gefährdeten Senioren weitere Lockdowns zu verringern oder idealerweise ganz vermeiden zu können.

 

Prof. Dr. Lorenz Jarass

Prof. Dr. Lorenz Jarass

M.S. (Stanford University, USA). Hochschule RheinMain, Wiesbaden
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