15.04.2012

Vertrauen und Sicherheit im Mittelpunkt

Rückblick auf die CeBIT 2012

Vertrauen und Sicherheit im Mittelpunkt

Rückblick auf die CeBIT 2012

Ein Besuch der CeBIT lohnt sich. | © Gorgsenegger - Fotolia
Ein Besuch der CeBIT lohnt sich. | © Gorgsenegger - Fotolia

Vom 6. bis 10. März fand in Hannover mit der CeBIT 2012 die wohl weltweit wichtigste Veranstaltung der IT-Branche und der digitalen Wirtschaft statt. 4.200 Unternehmen aus 70 Ländern beteiligten sich an der Technologiemesse, darunter führende internationale Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und IBM. Aber auch Unternehmen aus Anwender-Branchen und Institutionen aus dem öffentlichen Sektor sehen die CeBIT zunehmend als Plattform zum Austausch über zentrale Themen der Informationstechnologie. „Das Potenzial digitaler Technologien im Verkehr, im Gesundheitswesen, in der Verwaltung und der Logistik wurde in Hannover greifbar“, so Prof. Dieter Kempf, BITKOM-Präsident und Vorstandsvorsitzender des IT-Dienstleisters DATEV eG.

Für die Unternehmen war die CeBIT nach Einschätzung des Veranstalters Deutsche Messe ein voller Erfolg. Im Vergleich zu 2011 war erneut eine Zunahme von Geschäftskontakten spürbar, die Stände waren durchwegs gut besucht, eine Besucherzahl von über 300.000 spricht für sich. Nach den offiziellen Erhebungen wurden mehr als sieben Millionen Geschäftsgespräche geführt. Zu diesem Erfolg hat sicher auch die Weiterentwicklung der CeBIT in den vergangenen Jahren beigetragen weg von einer reinen Ausstellung von Produkten und Präsentation von Attraktionen im Konsumentenbereich hin zu einem Treffpunkt und Diskussionsaustausch zwischen Entscheidern der Branche und den Nutzern der IT vor allem mit geschäftlichem Hintergrund.

Zudem wurde versucht, durch eine Aufteilung der Themenkomplexe in die Hauptbereiche „CeBIT pro“ (Lösungen für Unternehmen), „CeBIT lab“ (Innovationen), „CeBIT gov“ (Lösungen für öffentliche Verwaltungen) und „CeBIT life“ (Lifestyle und Verbraucherthemen) die Schwerpunktsetzung und Trennung der Besucherinteressen deutlich herauszustellen.


Leitthema der CeBIT 2012 – Managing Trust

Leitmotto der CeBIT 2012 war „Managing Trust“, womit das Thema Vertrauen und Sicherheit in der digitalen Welt als zentrale Managementaufgabe bei Anbietern und Nutzern in den Mittelpunkt gerückt wurde. Da dies ein gemeinsames Interesse von Staat, Wirtschaft und Verbrauchern darstellt, durchzog das Thema schließlich alle vier Hauptbereiche der Messe und war Schwerpunkt in vielen der 1.500 Seminare und Workshops.

Das Motto war als logische Konsequenz des Hauptthemas der CeBIT 2011 „Cloud Computing“ (das Auslagern von Daten in die „Wolke“ im Internet) bewusst gewählt. Zwar werden Cloud-basierte Lösungen zwischenzeitlich stetig ausgebaut. Nach einer auf der CeBIT vorgestellten Untersuchung können die Anbieter von Cloud-Lösungen in diesem Jahr allein in Deutschland rund 5,3 Milliarden Euro umsetzen, 47 Prozent mehr als 2011 (Quelle: Experton Group). Bis 2016 soll der Cloud-Computing-Markt auf rund 17 Milliarden Euro wachsen.

Dennoch wird als größte Wachstumsbremse auf Seiten der Nutzer immer noch das mangelnde Vertrauen in die Verlagerung der Daten in die „Wolke“ gesehen (vgl. zum Thema den Beitrag „Ab in die Wolke?“ in Ausgabe 2011.3, S. 27). Denn das Vertrauen spielt eine entscheidende Rolle, wenn sensible Daten zur Speicherung an einen externen Dienstleister übergeben werden. In den Ausstellungshallen standen deshalb Cloud-Lösungen im Mittelpunkt, die der Abschottung vor Hacker-Angriffen oder anderweitigem Missbrauch höchste Priorität einräumen. Auf besondere Aufmerksamkeit stießen Anbieter, die Cloud-Dienste mit Rechenzentren in Deutschland anbieten, wie beispielsweise DATEV oder die Deutsche Telekom.

Mobiles Internet

Neben „Vertrauen und Sicherheit“ war das Thema „mobiles Internet“ weiterer Schwerpunkt auf der Messe. Auch dieses Thema durchzog alle Bereiche der CeBIT. Zu den Highlights, die live präsentiert wurden, gehörten die ersten LTE-Smartphones (LTE = „Long-Term-Evolution“, Nachfolger des UMTS-Standards), die bis zu zehnmal schneller Daten aus dem Internet laden können als die bisher erhältlichen Handys.

Ebenfalls auf reges Interesse stießen stylisch-flache Ultrabooks sowie die neuen Tablet-Rechner der Apple-Konkurrenz von Samsung, Motorola und Huawei, die wie die Highend-Handys mit superschnellen Prozessoren und HD-fähigen Displays ausgestattet sind. Bei den Smartphone-Anwendungen, den „Apps“, zeigte die CeBIT eine interessante Entwicklung: Mit dem Standardformat „HTML5“ werden Programmierer und Nutzer unabhängig von den Download-Stores der mobilen Plattformen Android, iOS, Windows Phone & Co.

Social Media und Social Business

Ein weiterer Fokus der CeBIT 2012 lag auf Social Media, etwa hinsichtlich der optimalen Nutzung von sozialen Netzwerken für die Mitarbeiter (vgl. hierzu den Beitrag von Christian Buggisch und Dr. Tobias Wagner in Ausgabe 2011.12, S. 10). Angesichts des Schwerpunkts der Messe im Business-Bereich war hier insbesondere alles rund um den Begriff „Social Business“ von Interesse. So konnten sich die CeBIT-Besucher über den Wandel beim E-Commerce informieren, etwa über komfortabel designte, innovative Web-shops für den Zugriff mit mobilen Geräten und den Austausch unter den Kunden.

Angesichts des immer größer werdenden Datenvolumens im Internet fanden innovative Lösungen für die Analyse und Verwaltung der weiter anschwellenden Datenströme („Big Data“) ebenfalls großen Anklang.

„CeBIT gov“, „Public Sector Parc“ und „KOMmune INNovativ“

Speziell für den öffentlichen Sektor war das Hauptthema „CeBIT gov“ mit dem „Public Sector Parc“ als Informations- und Kommunikationsplattform sowie der „KOMmune INNovativ“ als Treffpunkt von Anbietern und Nutzern von Lösungen für kommunale Verwaltungen eingerichtet. Hier konnten sich Führungskräfte und Fachanwender von Bund, Ländern, Kommunen und öffentlichen Einrichtungen an den Ständen der Anbieter und bei Vorträgen und Workshops über Lösungen und neueste Entwicklungen der IT-Wirtschaft informieren.

E-Government: Vernetzung von Bürgern und Behörden

Schwerpunkt war dabei das Thema E-Government. Hier wurde gezeigt, wie ITK-Lösungen die Modernisierung der Verwaltung auf allen Ebenen begleiten und optimieren können – von der EU über Bund und Länder bis zu den Kommunen. So wurden neue und weiterentwickelte Szenarien für den neuen Personalausweis (nPA) präsentiert, etwa innovative Lösungen zur elektronischen Identifikation bei Behörden am Stand der Bundesbeauftragten für Informationstechnik. Damit könnten künftig zum Beispiel BAföG-Anträge mittels nPA online gestellt und rein elektronisch bearbeitet werden.

Zudem wurden interessante privatwirtschaftliche Konzepte mit dem nPA als Identifizierungsmedium gezeigt, wie etwa die sichere Online-Eröffnung von Bankkonten bei der DKB oder die Bereitstellung der Brutto-Netto-Lohnabrechnung mit einer nPA-Lösung der DATEV.

Das Projekt „Neustadt“ von Microsoft zeigte, wie moderne Informationstechnologie in einer vernetzten Stadt die Effizienz der Verwaltung erhöhen und gleichzeitig die Bürgerfreundlichkeit verbessern kann. An Beispielen aus den Bereichen Kernverwaltung, Bildung, Katastrophenschutz und Gesundheit wurde erläutert, wie die elektronische Vernetzung zwischen Bürgern und Behörden in absehbarer Zukunft funktionieren könnte. Auch hier soll der nPA künftig eine wesentliche Rolle spielen und das Angebot an Diensten wesentlich erweitern können.

Weitere wesentliche Themen des Public Sector Parcs waren die Behördenrufnummer D115, Open Data und Open Government im Sinne einer weiteren Transparenz der Verwaltung für den Bürger, Verbesserung der Verwaltungsprozesse durch Dokumentenmanagement, Vorgangsbearbeitung und Archivierung sowie Finanz- und Personalmana- gement mit moderner IT.

Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall

Die CeBIT in Hannover wird 2013 vom 5. bis 9. März stattfinden. Ein Besuch lohnt sich für IT-Entscheider im öffentlichen Sektor nicht nur, wenn konkrete Investitionsentscheidungen anstehen. Nicht selten entdeckt man im wahrsten Sinne „im Vorbeigehen“ interessante Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich der IT und Telekommunikation. Zudem kann man die Messe auch nutzen, um mit „seinen“ Dienstleistern (wieder einmal) ins Gespräch zu kommen und über bestehende oder künftige Projekte zu reden.

Der Besuch sollte allerdings vorab etwa durch Recherche auf der Internetseite der CeBIT (www.cebit.de) vorbereitet werden. Man sollte sich vorab Gedanken machen, welche Stände und Vorträge besucht werden sollen, sonst droht angesichts der Menge und Vielfalt der Aussteller und Angebote leicht der Verlust der Übersicht.

 

Dr. Tobias Wagner

Leiter Consulting im Geschäftsfeld Public Sector der DATEV eG, Nürnberg
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