15.04.2012

Kommunen bei Energiewende unverzichtbar

DStGB veranstaltet erfolgreich Ersten Deutschen Online-Energiegipfel

Kommunen bei Energiewende unverzichtbar

DStGB veranstaltet erfolgreich Ersten Deutschen Online-Energiegipfel

Die Vernetzung – auch der Akteure untereinander – ist eines der zentralen Themen der Energiewende. | © Thorsten Schier - Fotolia
Die Vernetzung – auch der Akteure untereinander – ist eines der zentralen Themen der Energiewende. | © Thorsten Schier - Fotolia

Die Energiewende zählt in den nächsten Jahren zu den zentralen Themen der deutschen Politik. Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind bei diesem Paradigmenwechsel gemeinsam gefordert. Dezentralität und erneuerbare Energien sind zwei wichtige Elemente des Wandels. Sind es heute einige tausend Energieerzeuger, werden es morgen Millionen sein, wenn viele Haushalte auf ihrem Grundstück gewonnene Energie, wie zum Beispiel durch Solarstrom, in die Netze einspeisen. Energiegenossenschaften sind auf dem Vormarsch, Netze müssen sowohl überregional als auch regional ausgebaut werden. Die Speicherung von Energie ist eine große Herausforderung. Insbesondere die Kommunen mit ihren Stadtwerken werden den Transformationsprozess mit zu gestalten haben. Lokale und regionale Strategien müssen entwickelt werden, die in einen Masterplan einfließen. Ohne Koordination wird dies nicht erfolgreich sein. Parallel dazu geht es um mehr Effizienz beim Energieverbrauch. All dies wird nur mit dem massiven Einsatz modernster Informations- und Kommunikationstechnologien funktionieren. Das Internet wird eine bedeutende Rolle auch bei der Energiewende spielen. Das gilt ebenso für die generelle Kommunikation aller Akteure. Best Practice und Dialoge sind angesagt. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund versteht sich als Wissensdrehscheibe und macht es möglich, dass sich in Internetkonferenzen Experten treffen und austauschen.

Rund 50 engagierte Oberbürgermeister, Bürgermeister, Experten aus Verwaltung und Verbänden diskutierten jüngst rund vier Stunden im Internet über die zentrale Rolle der Kommunen bei der Energiewende und welche Möglichkeiten es gibt, den Prozess der Veränderung zusammen mit möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern nachhaltig voranzutreiben. Die Onlinekonferenz richtete sich insbesondere an kommunale Führungskräfte, Vertreter kommunaler Unternehmen und Umwelt- und Klimaschutzorganisationen, da eine sichere und nachhaltige Energieversorgung untrennbare, zentrale Themen der Kommunalpolitik sind. Die Energiewende kann nur mit den Kommunen, ihren Bürgerinnen und Bürgern und der Wirtschaft gemeinsam umgesetzt werden. Alle Akteure müssen zusammenarbeiten: Die Stadtwerke, die großen Energieversorger, die Kommunen und die Bürger. Alle Teilnehmer waren in der Onlinekonferenz eingeladen, aktiv mitzuwirken und gemeinsam mit anderen Teilnehmern innovative Lösungsansätze zur Frage „Was müssen Kommunen tun, damit bei der Energiewende alle Akteure zu Gewinnern werden?“ zu erarbeiten.

OpenSpace-Online® – Die klimaneutrale Mitmach-Konferenzmethode

Die Entscheidung für einen Online-Energiegipfel setzte dabei ein Zeichen für ein Mehr an Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, da bei diesem Konferenzverfahren im Gegensatz zu herkömmlichen Veranstaltungen keine klimaschädlichen Emissionen durch An- und Abreise der Teilnehmer anfielen. Technische Grundlage für die Konferenz war das in Deutschland entwickelte und international prämierte OpenSpace-Online® Konferenzverfahren des Kooperationspartners OpenSpace-Online GmbH. Mit dieser Internet-Konferenzmethode wird eine völlig neue Form themenzentrierter Zusammenarbeit möglich. Die Veranstaltung findet ohne Redner, ohne Vorträge und ohne eine im Vorfeld festgelegte Tagesordnung statt. Die Ideen, die Fragen und das Interesse der Mitwirkenden an der Bearbeitung des Themas bilden die Grundlage für die Entwicklung einer aktuellen Agenda zu Beginn der Echtzeit-Konferenz. Die Teilnehmer können ihre wichtigsten Anliegen einbringen, Vorschläge machen, unterschiedlichste Themen gemeinsam und ergebnisorientiert bearbeiten, Kontakte knüpfen oder einfach von Ideen anderer Teilnehmer profitieren. Damit werden die Teilnehmer zu den Hauptakteuren. Mit dieser Methode hat der DStGB bereits mehrere Onlinekonferenzen, wie zum Beispiel im Jahr 2007 den Ersten Deutschen Online-Klimagipfel (www.online-klimagipfel.de), durchgeführt. Das breite Spektrum der Ergebnisse hat bereits in vielen Kommunen einen Prozess der Veränderung ausgelöst.


Bundesweites Know-how einer nachhaltigen Energie- und Kommunalpolitik

Ziel der Echtzeit-Internetkonferenz unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen war es, einen Auftakt interdisziplinärer, offener und gleichzeitig ergebnisorientierter Zusammenarbeit unter Beteiligung wichtiger Akteure einer nachhaltigen Energie- und Kommunalpolitik bundesweit zu ermöglichen und deutlich zu machen, welches Potenzial in den Kommunen zur Umsetzung der Energiewende steckt. Der Online-Energiegipfel fand dabei die Unterstützung starker Partner wie dem Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), der Zeitung „government-computing“ und dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e. V. (BAUM) sowie der E.ON AG.

Best Practice Beispiele verdeutlichten, wie groß die Bandbreite möglicher kommunaler Maßnahmen ist. Bereits vorhandene oder neue Projekte wie „Bürgerstammtische in Abensberg“ oder die „Gründung von Energiegenossenschaften in Wesseling“ sowie die Einrichtung von „Energieverbrauchsdisplays in Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen“ wurden von den Teilnehmern skizziert und diskutiert. Besonders deutlich wurde der große Bedarf nach Erfahrungsaustausch unter den Akteuren nachhaltiger Kommunalpolitik.

Entwicklung einer aktuellen Agenda durch die Konferenzteilnehmer

21 hochaktuelle Themen, die von den Teilnehmern zu Beginn der Konferenz selbst eingebracht wurden, sorgten für eine spannende Agenda:

– Wie schaffen es die Kommunen rechtzeitig, Baurecht für ausreichend viele EE-Anlagen zu schaffen?
– Welche Rollen in der Energieversorgung kann eine Kommune sinnvoll und erfolgreich ausüben?
– Eine Stadt steht in Verantwortung für ihre Klimaziele, wie können Bürger effektiv einbezogen werden?
– Für Kommunen einheitliche Standards; bezahlbare Energien, kein Wirtschaftsnachteil
– Was können wir tun, um die Energieeffizienz in kommunalen Einrichtungen zu verbessern
– Sensibilisierung der Bürger bzw. auch der Mitarbeiter in der Verwaltung zu diesem Thema
– Wer hat Erfahrungen mit umgesetzter Speichertechnologie für PV-Anlagen?
– Wie und womit Energie als Kommune selber erzeugen, hier in Norddeutschland?
– Finanzierungsinstrumente zugunsten von Kommunen (auch nationale und internationale Projekte)
– Finanzierung von klimagerechten kommunalen Projekten im Kontext von Haushaltssicherung
– Kommunalpolitische Einzelinteressen vs. gesamtgesellschaftliche Herausforderung
– Energiegenossenschaften: Eigenverbrauch nach EEG § 33 Abs. 2 und Warenrückvergütung
– Die ständige Verschlimmbesserungen im EEG
– Bürgerteilhabe als Voraussetzung für die Umsetzung
– Welche Herausforderungen warten im Netzausbau auf Verteilnetzebene?
– Wie kann Netzwerkarbeit mit Bürgerbeteiligung noch besser gelebt werden?
– Energie- bzw. Klimapartnerschaften mit Entwicklungs- und Schwellenländern.
– Erzeugung von „Wir“-Gefühl in der Kommune; Umsetzung von BauGB-Vorgaben
– Kreative Planung für Energieproduktion, -speicherung und Vernetzung in Gebietszirkeln
– Bundeseinheitliche Regelung bei dezentraler Energieerzeugung und -verteilung
– Regionale Zukunftsfonds als Instrument zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen und Anlegermodell

Mehr als 800 Kommentare bzw. Beiträge wurden zu diesen Bereichen während der vierstündigen Konferenz erstellt. Für alle Themen war Raum. Nichts ging verloren, alles konnte bearbeitet werden. Die gut strukturierte Software sorgte dabei für Orientierung. Das „Gesetz der zwei Füße“, das heißt, dass jeder nur so lange in einem Themenbereich mitwirkte, solange er zu diesem beitragen kann und möchte, garantierte einen demokratischen Prozess. Alle Teilnehmer konnten den Themen neue Ideen und Ergänzungen hinzufügen und sich untereinander vernetzen. Die ausführliche circa 80-seitige Konferenz-Dokumentation konnte jeder Teilnehmer sofort mit allen Teilnehmer-Kontaktdaten, allen eingebrachten Anliegen, allen Redebeiträgen und Protokollen in übersichtlicher Form zur eigenen weiteren Verwendung herunterladen. Das umfangreiche Ergebnis spricht für die engagierte Beteiligung aller Akteure.

Wie geht es weiter?

Die Auswertung der Konferenz-Ergebnisse und einer Teilnehmer-Umfrage werden für den DStGB Grundlage zur Gestaltung zukünftiger Informations- und Beteiligungsmaßnahmen zum Thema „Klimaschutz und Energiewende“ sowie für die Erstellung eines „Online-Energiegipfel-Projektberichts“ sein. Über diesen Bericht werden die wichtigsten Ergebnisse des Ersten Deutschen Online-Energiegipfels auch der Politik, den Behörden sowie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wird der DStGB mit weiteren Veranstaltungen an diesem zukunftsweisenden Thema anknüpfen. Zuletzt bot die Präsenz-Veranstaltung „Klimaschutz und Energieeffizienz – Kommunale Handlungsstrategien und Lösungsansätze“, die der DStGB am 28. Februar 2012 in Bonn in Kooperation mit dem Bundesumweltministerium durchführte, die Möglichkeit zum weiterführenden Dialog.

Weitere Informationen und Neuigkeiten befinden sich auf der Projektinternetseite www.online-energiegipfel.de.

 

Anne Lehmann

Deutscher Städte- und Gemeindebund, Berlin
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