25.03.2024

Ökologisch erzeugte Lebensmittel in Baden-Württemberg

Jahresbericht Ökomonitoring

Ökologisch erzeugte Lebensmittel in Baden-Württemberg

Jahresbericht Ökomonitoring

Ein Beitrag aus »Die Fundstelle Baden-Württemberg« | © emmi - Fotolia / RBV
Ein Beitrag aus »Die Fundstelle Baden-Württemberg« | © emmi - Fotolia / RBV

Das Land Baden-Württemberg führt seit dem Jahr 2002 ein spezielles Überwachungsprogramm im Bereich der ökologisch erzeugten Lebensmittel durch. Das bis heute EU- und bundesweit einzigartige Ökomonitoring-Programm steht im Zusammenhang mit der vom Ministerrat des Landes am 16.10.2001 beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung des ökologischen Landbaus und erfolgt im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Lebensmittel aus ökologischem Anbau werden hier systematisch auf Rückstände und Kontaminanten, gentechnisch veränderte Organismen, Herkunft und Echtheit sowie bzgl. weiterer Fragestellungen untersucht. Ziel des Ökomonitoring-Programms ist es, in dem weiter stark expandierenden Marktsegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken. Wo „Bio“ draufsteht, muss auch „Bio“ drin sein.

Zielsetzungen

1) Statuserhebung der Belastung ökologisch erzeugter Lebensmittel mit Rückständen und Kontaminanten

2) Vergleich von Öko-Lebensmitteln aus einheimischer Produktion mit solchen anderer Herkunft, insbesondere aus Drittländern


3) Feststellung von Verbrauchertäuschungen aufgrund falscher Bio-Kennzeichnung: Ist dort, wo „Bio“ draufsteht, auch „Bio“ drin?

4) Vergleich von ökologisch erzeugter Ware mit konventioneller Ware

5) Stärkung des Verbrauchervertrauens in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel durch eine effiziente und glaubwürdige Kontrolle sowie Transparenz der Ergebnisse

Ökomonitoring 2022

Das Ökomonitoring ist ein Gemeinschaftsprojekt der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUAs) in enger Zusammenarbeit mit der für die Ökokontrolle zuständigen Behörde im Regierungspräsidium Karlsruhe (RP). Die Koordination und Organisation liegt beim CVUA Stuttgart. Das Ökomonitoring ergänzt die Prozesskontrolle, deren Regeln in den Rechtsvorschriften der EU für den Öko-Landbau festgelegt sind und die den Kern der Ökokontrollen bilden.

Während sich im Jahr 2002 die Untersuchungen nur auf Pflanzenschutzmittelrückstände, gentechnisch veränderte Organismen und Bestrahlung in unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln beschränkten, wurde bis ins Jahr 2022 hinein das Untersuchungsspektrum Jahr für Jahr stetig erweitert. Dabei wurden immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt, neue Themen aufgegriffen sowie die Ursachenforschung angestoßen. Es wurden zunehmend auch tierische und verarbeitete Produkte, Nahrungsergänzungsmittel sowie Produkte aus dem Non-Food-Bereich, wie z. B. Naturkosmetika und Textilien/Bekleidungsartikel, in das Überwachungsprogramm aufgenommen. Insgesamt wurden in den letzten 21 Jahren rd. 18 500 Öko-Lebensmittel, Naturkosmetika und Öko-Textilien untersucht und mit den entsprechenden Produkten aus konventioneller Erzeugung verglichen.

Neben der Statuserhebung der Belastung von Öko-Lebensmitteln mit bspw. Rückständen an Pflanzenschutzmitteln und Kontaminanten (z. B. Dioxinen, PCB, Perchlorat, Bioziden, Acrylamid, Schwermetallen) leistet das Ökomonitoring auch einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung möglicher Ursachen einer Kontamination, wie z. B. beim Anbau (Abdrift, Kultursubstrat) und der Verarbeitung (Kreuzkontamination) von ökologischen Lebensmitteln sowie zur Feststellung von Verbrauchertäuschungen aufgrund falsch deklarierter Öko-Produkte. Im Laufe der Jahre rückte auch die Aufklärung von Eintragswegen und -pfaden außerhalb einer bewussten Anwendung oder eines natürlichen Vorkommens immer mehr in den Fokus.

Die CVUAs untersuchten 2022 mehr als 600 Öko-Produkte i. R. d. Ökomonitorings. Das Untersuchungsspektrum reicht von Pestizidrückständen über gentechnisch veränderte Organismen, mikrobiologische Untersuchungen, Prozess- und Umweltkontaminanten bis hin zur Prüfung auf Authentizität bei Bioeiern und Biomilch bzw. Biomilchprodukten.

„Unsere Ergebnisse zeigen: Die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel ist sehr gut. Wie in den Vorjahren gab es lediglich Einzelfälle, in welchen weitere Recherchen und Maßnahmen erforderlich waren“, betonte der baden-württembergische Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.

Erneut nur vereinzelt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln

Die EU-Öko-Verordnung erlaubt keinen Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel.

Das CVUA Stuttgart untersucht daher, ob solche Rückstände in Öko-Erzeugnissen nachweisbar sind. Bei Überschreitungen, die darauf hindeuten, dass die Anbauregeln des ökologischen Landbaus nicht eingehalten worden sind, wird in Zusammenarbeit mit der für die Ökokontrolle zuständigen Behörde am RP recherchiert. Von den rd. 420 Öko-Produkten, die 2022 auf Pestizid-Rückstände untersucht worden sind, beanstandete das CVUA Stuttgart nur acht Proben aufgrund irreführender Öko-Kennzeichnung, da erhöhte Rückstandsgehalte in diesen Proben gefunden worden waren. Dies zeigt, dass 98 % aller risikoorientiert entnommenen Proben im Handel das Öko-Siegel hinsichtlich des Nichteinsatzes von Pflanzenschutzmitteln zu Recht tragen. Der Verdacht auf unzulässigen Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in Öko-Erzeugnissen ergibt sich nur in sehr wenigen Ausnahmefällen.

„Die Beanstandungsquote liegt seit Jahren auf konstant sehr niedrigem Niveau“, sagte Minister Hauk.

Gute Bilanz für die Abwesenheit gentechnischer Verunreinigungen

In Öko-Lebensmitteln ist Gentechnik nicht erlaubt. Deshalb untersucht das CVUA Freiburg regelmäßig auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Biohonig, Biosoja- Erzeugnissen und Biomais-Erzeugnissen. Lediglich 2,4 % der Biosoja-Erzeugnisse zeigten GVO-Verunreinigungen im Spurenbereich, während in fast jedem fünften konventionellen Soja-Erzeugnis deutliche Verunreinigungen (19,6 %) auftraten, einmal sogar über dem Grenzwert von 0,9 %, der eine Kennzeichnungspflicht auslöst. In 21 Jahren Ökomonitoring konnte hier allerdings ein deutlicher Abwärtstrend beobachtet werden. Sowohl Biosoja-Erzeugnisse als auch konventionelle Soja-Erzeugnisse sind immer seltener mit GVO-Verunreinigungen belastet. Biohonig und Biomais-Erzeugnisse waren wie in den Vorjahren unauffällig.

Echtheit von Bioeiern und Biomilch weitestgehend bestätigt

Die Authentizitätsprüfung von Bioeiern, bei der überprüft wird, ob bestimmte Futtermittelzusätze im Ei vorhanden sind, zeigte ebenfalls keine Auffälligkeiten. Alle 24 untersuchten Proben Bio-Hühnereier trugen die Bioauslobung zu Recht. Dagegen ergab die Authentizitätsprüfung von Biomilch und Biomilch-Produkten 2022 erstmals eine auffällige Biomilch, die nicht aus Baden-Württemberg stammte. Hier sind die Überprüfungen der Ökokontrolle noch nicht abgeschlossen.

Keine Probleme mit ausgewählten Umweltkontaminanten

Die Untersuchungen ausgewählter Umweltkontaminanten (Nitrat und Schwermetalle) in verschiedenen Lebensmitteln ergaben keine Auffälligkeiten. Die festgestellten Nitratgehalte in Tiefkühl-Spinat lagen durchweg unter dem Höchstgehalt und hängen nicht von der Erzeugungsart ab, obwohl im Öko-Landbau anders und weniger gedüngt wird. Auch die festgestellten Gehalte an Arsen in Basmatireis waren vergleichbar niedrig in ökologisch und konventionell erzeugten Produkten. Bei Nahrungsergänzungsmitteln hängen die insgesamt geringen Gehalte der Schwermetalle Quecksilber, Blei und Cadmium eher von der Zusammensetzung des Produktes ab als von der Erzeugungsart der Zutaten.

„Das Ökomonitoring leistet einen großen Beitrag zum Verbrauchervertrauen. Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen auch im 21. Jahr: Dort, wo ,Bio‘ draufsteht, ist in den allermeisten Fällen auch ,Bio‘ drin. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass keines der auffälligen Produkte aus Baden-Württemberg stammt. Wer regionale Bio-Produkte kauft, unterstützt unser Ziel, den Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 auf 30 bis 40 % zu erhöhen, und trägt damit zu einer hochwertigen und nachhaltigen Lebensmittelproduktion bei“, so Minister Hauk.

Ökologische Landwirtschaft

Weil das Ökomonitoring das Vertrauen in ökologisch erzeugte Lebensmittel stärkt, ist und bleibt es ein grundlegender Baustein zur Förderung des ökologischen Landbaus.

Seit dem Inkrafttreten der ersten EG-Öko-Verordnung im Jahr 1992 nahm die Anzahl der landwirtschaftlichen Öko-Betriebe in Baden-Württemberg tendenziell immer mehr zu. Auch wenn die Zahl aller im Bio-Sektor (Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung) tätigen Betriebe Ende des Jahres 2022 mit etwas mehr als 13 000 im Vergleich zum Vorjahr mit ca. 13 200 kleiner war, lag sie immer noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.

Die landwirtschaftlichen Öko-Betriebe im Land leisten – auch durch ihre Vielfalt – einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bürgerinnen und Bürger. Der Information der Verbraucherschaft über regionales und damit auch saisonales „Bio“ kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, dies unterstreicht auch die Regionalkampagne „Natürlich. VON DAHEIM“.

Ergebnisse

98% der im Rahmen der Ökomonitorings untersuchten Öko-Produkte tragen zu Recht das EU-Bio-Siegel. Das Ökomonitoring zeigt seine Wirkung: Seit dem Startschuss vor über 20 Jahren ist die Beanstandungsquote stetig gesunken und blieb in den letzten Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau annähernd stabil.

Entnommen aus der Fundsteller Baden-Württemberg Heft 21/2023, Rn. 271.

 

Gerlinde Doth

Lektorin beim Richard Boorberg Verlag
n/a