18.08.2022

Feuerwehrarbeit wird als krebserregend eingestuft

Einstufung in Stufe 1a durch WHO

Feuerwehrarbeit wird als krebserregend eingestuft

Einstufung in Stufe 1a durch WHO

Ob nun der Austritt von Gefahrstoffen in Betriebsanlagen und bei Verkehrsunfällen oder Gase bei Bränden: Feuerwehrangehörige können einer Vielzahl an Gefahren und Gefahrstoffen ausgesetzt sein. Dabei geht es nicht nur um Gefahrstoffe, die eingeatmet werden können, sondern auch um solche, die über die Haut aufgenommen werden. Schon lange wird in Deutschland darüber diskutiert, ob die Feuerwehrarbeit mit einer erhöhten Krebsgefahr verbunden ist oder nicht.

Die Haltung zur Krebsgefahr von Feuerwehrangehörigen in Deutschland

Von den Feuerwehr-Unfallkassen in Deutschland wurde zuletzt noch eine erhöhte Krebsgefahr verneint. Die International Agency for Research on Cancer (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO, sieht das anders. So erfolgte jetzt eine Einstufung in die Stufe 1a als „bekanntermaßen krebserregend für den Menschen”.

Während deutsche Feuerwehr-Unfallkassen bei korrektem Tragen der Schutzkleidung und angemessener Einsatzhygiene eine Krebsgefahr weitgehend verneinen, wird diese Sichtweise in anderen Ländern nicht geteilt. Beispielhaft sind hier die USA zu nennen: So gab es dort bei den großen Feuerwehren zahlreiche Studien zu diesem Thema. Allein bei der Feuerwehr Boston wurden seit 1990 rund 190 Fälle ermittelt, bei denen Feuerwehrangehörige an Krebs starben. Dabei wird ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Feuerwehrdienst gesehen.


Eine zwischen 2006 und 2015 durchgeführte Studie in Kanada kam zu dem gleichen Ergebnis: Hier stellte die „Association of Workers Compensation Boards of Canada“ fest, dass Krebs bei Feuerwehrangehörigen mit 86 Prozent die Haupt-Todesursache sei. Krebs bei Feuerwehrangehörigen würde demnach dreimal so häufig auftreten wie bei der Normalbevölkerung.

In Deutschland sehen die Feuerwehr-Unfallkassen ihre Haltung zum Krebsrisiko für Feuerwehrangehörige durch eine Studie mit dem Titel „Krebsrisiko für Feuerwehrangehörige – Strategien zur Expositionsvermeidung und -erfassung“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV) gestützt. Auch die IARC stufte bisher die Feuerwehrtätigkeit nur als „möglicherweise für den Menschen krebserregend“ in der Stufe 2b ein.

Direkt eine Stufe übersprungen

Die neue Einstufung durch das IARC ist daher bemerkenswert, wurde doch gleich eine mögliche weitere Stufe, – nämlich “wahrscheinlich krebserregend für den Menschen” – übersprungen. Die jetzt erfolgte Einstufung ist unter anderem das Ergebnis der Daten aus der Monographie 132 der IARC „Firefighter“.

Auch in Deutschland wird man mit der neuen Einstufung umgehen müssen. Sei es bei der Versorgung oder Entschädigung von erkrankten Feuerwehrangehörigen, vor allem aber im Bereich der Aufklärung und Ausstattung der Feuerwehren und Feuerwehrangehörigen. Gerade in den Bereichen der persönlichen Ausstattung, der Reinigung von Feuerwehrkleidung und letztlich der Einsatzstellenhygiene vor Ort gibt es in vielen Gemeinden und Städten einen großen Nachholbedarf. Im Hinblick auf die neue Einstufung wird die Politik vor Ort handeln müssen, damit ein besserer Schutz der Feuerwehrangehörigen zukünftig gewährleistet ist.

 

Simon Schmeisser

Hauptberuflicher Brandschutzbeauftragter und Feuerwehrmann, freier Sachverständiger im Brandschutz, Inhaber der Simon Schmeisser Brandverhütung & Feuerwehr
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