15.09.2012

Die Sieger des 12. eGov-Wettbewerbs 2012

Innovation und Modernisierung sind angesagt in Deutschlands Behörden

Die Sieger des 12. eGov-Wettbewerbs 2012

Innovation und Modernisierung sind angesagt in Deutschlands Behörden

Preisverleihung: Damit Innovation und gesellschaftliches Engagement die verdiente Anerkennung erhalten! | © Kheng Guan Toh - Fotolia
Preisverleihung: Damit Innovation und gesellschaftliches Engagement die verdiente Anerkennung erhalten! | © Kheng Guan Toh - Fotolia

„Damit Innovation und gesellschaftliches Engagement von Verwaltungen und Unternehmen die verdiente Anerkennung erhalten!“, heißt es in den Teilnahmeunterlagen des 12. eGovernment-Wettbewerbs, der von BearingPoint und Cisco Systems unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministers Dr. Hans-Peter Friedrich veranstaltet wurde. So war es auch bei der diesjährigen Preisverleihung am 7. September in Berlin. Die Preisträger des diesjährigen eGovernment-Wettbewerbs wurden durch die Laudatoren bekanntgegeben.

Es war der Tag der Finalisten gewesen, der letztendlich über die Preise entschied und im Juli stattfand. Zehn Finalisten waren aus über 40 Einreichungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt worden. Sie stellten ihre Projekte in kurzen Präsentationen vor. Für die Jury war es kein leichtes Unterfangen, die Preisträger in den Kategorien „Bester Lösungsbeitrag für ein gesellschaftliches Problem“, „Innovativstes eGovernment-Projekt“ und „Beste-Online-Verwaltung“ auszuwählen. Es war beeindruckend, mit welcher Professionalität und vor allen Dingen mit welchem Engagement die Vertreter aus Verwaltungen und Unternehmen ihre Projekte vorstellten. Fast alle setzten kurze Videosequenzen ein, um Abläufe oder Prozesse darzustellen. Das hatte es in dieser Häufung in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Alle vorgestellten Projekte machten die Bereitschaft der Verwaltungen, ihrer Chefs und Mitarbeiter deutlich, dass Modernisierung und Reformen in Deutschlands Behörden angesagt sind. Die Informations- und Kommunikationstechnologie ist dabei ein ganz entscheidender Schlüssel. War IT früher nur ein Instrument, um Effizienz und Effektivität von Prozessen zu optimieren, spielt sie heute bei der Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen eine ganz wesentliche Rolle. Der Finalistentag ist auf dem besten Weg, sich zu einem „Innovationstag“ für die deutsche Verwaltung zu entwickeln.

Gewinner: LippeJob-Interaktiv

Das Jobcenter Lippe und das kommunale Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe planen, im Rahmen des Projektes Arbeitsuchenden die Möglichkeit zu geben, tageszeit- und ortsunabhängig eine Verbindung zu den Arbeitsvermittlern und den potentiellen Arbeitgebern herzustellen. Die Arbeitsuchenden sollen durch mobile Kommunikationsgeräte (z.B. Tablets) in den Genuss einer besseren Jobvermittlung kommen. (Geh-)Behinderte, Migranten, Alleinerziehende und Jugendliche können so per Video-Conferencing mit dem Arbeitgeber sprechen und sofort ein Feedback erhalten. Videokonferenzen, die kurzfristig bedarfsgerecht geplant werden können, schaffen eine wesentlich höhere Bindung als die Einladung zu einem Termin beispielsweise per Post. Durch die gesicherte Kommunikation über die Geräte können Fahrtzeiten und -kosten bis auf null reduziert, Papier gespart, unsicherer E-Mail-Verkehr überflüssig und die Kommunikation insgesamt beschleunigt werden. Durch die Idee, alle beteiligten Akteure multimedial miteinander zu vernetzen, ergeben sich für alle (Arbeitsuchende, Arbeitgeber und Arbeitsvermittler) wesentliche Vorteile im Vermittlungsprozess.


Gewinner: Telemedizinnetzwerk der „Telemedizin in der Euroregion POMERANIA e.V.“

Das deutsch-polnische Telemedizinprojekt des Vereins „Telemedizin in der Euroregion POMERANIA e.V.“ und das Telefonkonferenzsystem versuchen einem ganz speziellen Problem des demografischen Wandels zu begegnen: Der medizinischen Unterversorgung bevölkerungsschwacher Regionen. Vorpommern und Nordbrandenburg verzeichnen eine Bevölkerungsdichte von 70 Personen pro Quadratkilometer. Medizinische Fachrichtungen wie Radiologie oder andere sind an bestimmten Tagen aufgrund fehlender Patientenzahlen kaum aufrechtzuerhalten. Mit modernster IKT gelingt es diesem Projekt, die Qualität der Versorgung dennoch auf hohem Niveau zu halten. Eine kleine Facette dieses Projektes ist beispielsweise, dass es nun möglich ist, auch am Wochenende in kleineren Krankenhäusern Röntgenaufnahmen zu tätigen. Diese Aufnahmen werden dann an ein größeres, mit Radiologen besetztes Krankenhaus geschickt, um eine fachärztliche Diagnose zu erhalten. Diese wird dann anschließend mit dem Arzt vor Ort mithilfe des Telefonkonferenzsystems näher erläutert. Dieses Projekt zeigt in herausragender Weise, wie IKT einen Beitrag zur Lösung der mit dem demografischen Wandel verbundenen Probleme leisten kann.

Gewinner: Transparenzdatenbank

Das österreichische Bundesministerium für Finanzen geht mit dem Projekt Transparenzdatenbank einen wesentlichen Schritt in Richtung Open Data. Dieses riesige und dementsprechend aufwendige Bürgerportal befindet sich noch nicht im Betrieb, wird jedoch derzeit erstellt. Inhalt des Projektes ist die Schaffung eines IT-Systems, an das alle Gebietskörperschaften Österreichs angebunden und alle Leistungen der öffentlichen Hand, wie z.B. Förderungen, Transfers und Sozialversicherungsleistungen, an natürliche und juristische Personen je LeistungsempfängerIn zentral erfasst und abrufbar gemacht werden können. Bürger können sich über alle zur Verfügung stehenden Leistungen, über erhaltene Leistungen und über ihr persönliches Einkommen informieren. Des Weiteren ist es möglich, dass sich Leistungsempfänger einfach und rasch Nachweise ausdrucken und einen rechtsgültigen, elektronisch signierten Auszug zur Vorlage bei der Beantragung von Leistungen erstellen lassen können. Alles in allem dient die Transparenzdatenbank dazu, Probleme wie beispielsweise die durch die föderalistische Struktur Österreichs in wenigen Fällen fehlerhafte Mehrfachförderung (Überförderung) zu lösen, Verwaltungskosten zu sparen (ca. 600 Mio. Euro pro Jahr) und mehr Transparenz zu schaffen.

Gewinner: Bauleitplanung-Online-Beteiligung für Kommunen in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein setzt mithilfe der Bauleitplanung-Online-Beteiligung (BOB-SH) bei der Planung von Großprojekten künftig auf einen Online-Diskurs, um alle betroffenen Bürger zu beteiligen. Initiiert und durchgeführt wird das Projekt vom Finanzministerium des Landes Schleswig-Holstein und der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Landesverbände Schleswig-Holstein (KLV). Das Vorgängerprojekt Bauleitplanung Online-Pilot (BOP) wurde bereits in der Freien und Hansestadt Hamburg erfolgreich durchgeführt. Ziele von BOB-SH sind unter anderem die Optimierung des gesamten Beteiligungsprozesses und Kostenreduzierung durch Einsparungen bei Drucken, Kopien und die allgemeine Verschlankung des Arbeitsprozesses. Bereits bei einer ersten Erprobung vor dem eigentlichen Projektstart sparte die Gemeinde Barsbüttel bei einem einzigen Projekt 2.400 Euro. Es ist gemeinsames Ziel des Landes wie auch der KLV, eine flächendeckende Nutzung des Verfahrens BOB-SH durch alle Bauverfahrensträger in Schleswig-Holstein zu erreichen.

Gewinner des Publikumspreises: Energie-Atlas Bayern

Mehr als 5.000 Votings gingen dieses Jahr beim Publikumspreis des E-Government-Wettbewerbes ein. Der Energie-Atlas Bayern ging als knapper Sieger aus dieser Abstimmung hervor. Das vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit initiierte Projekt „Energie-Atlas Bayern“ bietet ein Internet-Portal, das alle wesentlichen öffentlichen Informationen des Freistaates Bayern rund um das Thema Energie intelligent verknüpft, einheitlich aufbereitet und kostenlos zugänglich macht. Die benutzerfreundliche Oberfläche bietet auf Grundlage einer interaktiven Landkarte viele verschiedene Informationen zu beispielsweise den Windgeschwindigkeiten im Jahresmittel in verschiedenen Höhen, der Sonnenscheindauer im Jahresmittel, den Eigentumsverhältnissen im Forstbereich (wichtig für Biomasse-Anlagen), den Wasserkraftanlagen und weiteren Bereichen. Dazu bekommt der Nutzer umfangreiche Informationen zu den jeweiligen Ansprechpartnern, Praxisbeispielen, Planungsgrundlagen und vielen weiteren Facetten der Energiegewinnung und –verbreitung. Der Energie-Atlas Bayern ist somit ein extrem hilfreiches Mittel für alle Akteure und Interessierte.

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