15.01.2012

Neuer Leitfaden Windenergie

Planung, Finanzierung und Realisierung von Onshore-Windkraftanlagen

Neuer Leitfaden Windenergie

Planung, Finanzierung und Realisierung von Onshore-Windkraftanlagen

Von der Flut kostenloser Angebote im Internet müssen sich kostenpflichtige Verlagsprodukte abheben. | © Gabriele Rohde - Fotolia
Von der Flut kostenloser Angebote im Internet müssen sich kostenpflichtige Verlagsprodukte abheben. | © Gabriele Rohde - Fotolia

In der PUBLICUS-Jubiläums-Ausgabe 2011.10 haben wir begonnen, die Fachlektorate des Richard Boorberg Verlags in loser Folge vorzustellen. Wir möchten damit Autoren und Lesern einen Einblick in die Arbeitsweise und Produktentwicklung unseres Verlages geben. Nach einem Überblick über die Vielschichtigkeit der Lektoratstätigkeit skizziert Christine Class in einem Interview mit den Herausgebern die Umsetzung am Beispiel eines konkreten Projekts.

Spätestens mit der Energiewende ist das Thema Ausbau und Nutzung Erneuerbarer Energien in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Die Bekämpfung des Klimawandels hat sich vor diesem Hintergrund auch für Städte und Gemeinden zu einer dauerhaften Zukunftsaufgabe entwickelt. Die Weichen für den Ausbau der Windenergie sind gestellt. Damit stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich aus dieser dynamischen Entwicklung für die Kommunen ergeben und mit welchen Planungsinstrumentarien die Ansiedlung von Windenergieanlagen rechtssicher gesteuert werden kann. Es liegt auf der Hand, dass die Planung und Zulassung von Windkraftanlagen hochkomplex ist und ein zielgerichtetes Vorgehen erfordert.

Ausgehend von diesen Überlegungen war dann auch schnell die Idee geboren, den Entscheidungsträgern, Energieversorgungsunternehmen, Betreibern und Planungsbüros eine praxisnahe Arbeitshilfe in Form eines Leitfadens an die Hand zu geben.


Mit Herrn Dr. Marius Boewe und Herrn Matthias J. Meckert aus der renommierten Kanzlei Mayer Brown konnte ich zwei ausgewiesene Experten auf dem Gebiet des Windenergierechts als Herausgeber für das Projekt gewinnen. Als nächster Schritt der Projektentwicklung standen die Erarbeitung einer überzeugenden Konzeption und die Besetzung der Fachthemen an.

Das folgende Interview mit den beiden Herausgebern des in Kürze erscheinenden Leitfadens Windenergie spiegelt die Vielschichtigkeit des Windenergierechts wider.

Herr Meckert, die EU-Kommission hat vor kurzem einen Energiefahrplan, die Energy Road Map 2050, vorgestellt. Darin werden verschiedene Wege aufgezeigt, wie die europäischen Klimaziele technisch und ökonomisch erreicht werden können. Ergeben sich aus dieser Road Map direkte Konsequenzen für die Kommunen und in wieweit ist der Einstieg der Städte und Gemeinden in den Markt der Erneuerbaren Energien vor allem unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll?

Die mit der Road Map angestrebte Dekarbonisierung der Energieerzeugung benötigt und ermöglicht dezentrale und damit lokale Lösungen. Kapitalintensive Kraftwerksanlagen werden durch kleinteilige Anlagen der erneuerbaren Energieerzeugung ergänzt. Damit können kommunale Stadtwerke plötzlich mitspielen und vor Ort mit Partnern u. a. Windparks und Solaranlagen errichten. Wir zeigen in unserem Buch auf, wie das geht und wie sich die Bürger auch finanziell an diesen Projekten beteiligen können. Und nebenbei: Für die Anbieter lohnen sich die Projekte auch wirtschaftlich.Wird lokale Energie lokal verbraucht, entlasten wir zudem die Energienetze, deren weiteren Ausbau die EU-Kommission in ihrer Roadmap als Flaschenhals identifiziert hat. „Think global – act local” – selten war das so einfach und greifbar möglich.

Wie wird die Roadmap in Deutschland bezüglich Windenergie umgesetzt?

Die deutsche Energiewende bringt noch einmal richtig Schub in die Windenergie. Zwei Beispiele: Baden-Württemberg hat seine raumplanerische Zurückhaltung gegenüber Windenergie-Anlagen aufgegeben und wird massiv Flächen für Anlagen zur Verfügung stellen. Hessen hat sich im Rahmen des Energiegipfels im Herbst 2011 sehr engagierte Ziele für den Ausbau der Windenergieanlagen gegeben und auch schon einen Windatlas vorgelegt, um weitere Standorte identifizieren zu können.

Können Sie einen kurzen Überblick über die technischen, planerischen und juristischen Aspekte geben, die bei der Projektierung einer Windenergieanlage von Bedeutung sind?

Der Leitfaden ermöglicht gerade Einsteigern einen schnellen Überblick, wie ein Windenergieprojekt erfolgreich realisiert werden kann. Welche Technik gibt es am Markt? Was ist planungsrechtlich zu beachten? Wie rechnet sich ein Projekt? Welche Parameter in der Wirtschaftlichkeitsrechnung kann ich beeinflussen und muss ich beachten? Wie kann ich Partner mit ins Boot holen und die Finanzierung sicherstellen? Was ist für die öffentliche Hand im Vergaberecht zu beachten? Und vor allem auch: Wie funktioniert das mit dem EEG und wie bekomme ich als Betreiber die Vergütung?

Herr Dr. Boewe, würden Sie mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass die Standortwahl, die Projektfinanzierung und das Risikomanagement entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung von Windenergievorhaben sind?

Damit sprechen Sie einen ganz entscheidenden Punkt bei der erfolgreichen Verwirklichung von solchen Projekten an. Ein Windrad kann technisch noch so gut konstruiert sein – am falschen Standort werden die erhofften Renditen nicht erzielt werden. Gleiches gilt für einen guten Standort und ein bspw. wartungsanfälliges Modell, das in den üblichen mindestens 20 Jahren Projektlaufzeit zu erheblichen Mehrkosten führen kann. Deshalb ist auch eine sorgfältig geplante und gut beratene Projektfinanzierung so wichtig. Auch wenn man bei Windrädern – wie generell bei Anlagen zur Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen – grundsätzlich sehr gut den Ertrag über einen Zeitraum von 20 Jahren prognostizieren und dieser Ertrag in der Regel auch sehr attraktiv ist, gilt es, einige Besonderheiten zu beachten, um sicherzustellen, dass auch der Betreiber diese Erträge erhält. Unser Leitfaden leistet hierfür Hilfestellungen.

Besonders beeindruckt hat mich die geballte Fachkompetenz des Autorenteams. Worauf haben Sie bei der Zusammensetzung der Autorenschaft besonders geachtet?

Ziel des Leitfadens war es – erlauben Sie mir dieses Bild – quasi das Windrad von allen relevanten Seiten zu beleuchten. Das Buch soll eben nicht rein juristisch oder rein technisch konzipiert sein, sondern verfolgt einen interdisziplinären Ansatz. Wir haben deshalb anerkannte Experten aus allen Fachbereichen, die bei einer erfolgreichen Projektplanung einschlägig sind, für unsere Publikation gewinnen können. Unsere Autoren verfügen über jahrelange Erfahrung in der Branche und sind nicht nur Juristen, sondern ebenso Techniker, Standortkundler, Finanzfachleute, Steuerberater und wir haben auch prominente Vertreter des Bundesverbandes Windenergie gewinnen können. Ich bin überzeugt, dass wir die Leser mit diesem Autorenteam optimal über alle einschlägigen Bereiche informieren können – wer sich für die Investition in Windenergie interessiert und bislang noch keine umfassende praktische Erfahrung auf dem Gebiet mitbringt, wird in Zukunft an dem Leitfaden nicht mehr vorbeikommen.
Herr Meckert, Herr Dr. Boewe, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Hinweis der Redaktion: Der Leitfaden Windenergie erscheint im ersten Quartal 2012!

 

 
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