08.12.2023

Repetitio est mater studiorum

Kommerzielle vs. universitäre Repetitorien

Repetitio est mater studiorum

Kommerzielle vs. universitäre Repetitorien

Viele Studierende setzen sich mit der Entscheidung auseinander, ob sie ein kommerzielles Repetitorium oder das universitäre Repetitorium besuchen.  | © BillionPhotos.com - stock.adobe.
Viele Studierende setzen sich mit der Entscheidung auseinander, ob sie ein kommerzielles Repetitorium oder das universitäre Repetitorium besuchen.  | © BillionPhotos.com - stock.adobe.

Das Examen naht – jetzt rasch zum Rep. Aber wohin genau? Soll man zu einem kommerziellen Anbieter oder vertraut man auch beim Repetitorium dem Angebot der eigenen Uni?

Zu Beginn des Studiums folgen die Studierenden einem strikten Plan, der durch zu bestehende Klausuren vorgegeben wird. So weiß man von Semester zu Semester, welche Vorlesungen zu besuchen sind und welche Leistungen man zu erbringen hat. Wenn das Hauptstudium beendet ist, steht die entscheidende Phase an – die Examensvorbereitung. Vielen ist nun ungewiss, was sie dabei generell erwartet, da die Examensvorbereitung deutlich freier und unabhängiger organisiert ist als die vorherigen Phasen des Studiums.

Viele Studierende haben die Repetitorien der Unis nicht auf dem Schirm

Nicht zuletzt setzen sich viele Studierende mit der Entscheidung auseinander, ob sie ein kommerzielles Repetitorium oder das universitäre Repetitorium besuchen. Während die Angebote der kommerziellen Repetitorien öffentlich beworben werden, scheinen viele die vielfältigen Angebote der universitären Examensvorbereitung nicht direkt auf dem Schirm zu haben. Die universitären Repetitorien wurden in den letzten Jahren so ausgebaut, dass an jeder Universität die wichtigen Grundbausteine für die Examensvorbereitung bestehen. Dazu sind aktuell noch die Entwicklungen von weiteren Möglichkeiten im Wandel. Wir haben uns die Angebote einmal genauer angeschaut und die wesentlichen Infos zusammengestellt (Recht Reloaded, S. 42ff.).


Unis bieten Programme von bis zu einem Jahr an

Die universitären Repetitorien bieten als Kernelement ein einjähriges Kursprogramm an, in dem in Vorlesungen der Stoff wiederholt und auf Examensniveau vertieft wird. Als typischer Startzeitpunkt wird in den meisten Fällen das Wintersemester gesehen. Manche Universitäten bieten aber auch einen Einstieg zum Sommersemester an. Die Dauer des Repetitoriums kann stark variieren von circa neun Monaten bis zu vollen zwölf Monaten. Zur besseren Übersicht stellen viele Universitäten kalendarische Übersichten bzw. Stundenpläne für die Studierenden als Informationsquelle zur Verfügung. Dadurch bekommen die Studierenden bereits zu Beginn der Examensvorbereitung einen Überblick, auf welche Themengebiete der Fokus der Vorbereitung gelegt wird.

Dreimal pro Woche bis zu vier Stunden

Grundsätzlich werden Vorlesungen in allen Rechtsgebieten, also Zivilrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht, angeboten. Der Umfang beträgt an den meisten Universitäten dreimal wöchentlich drei bis vier Stunden. Gerade in der vorlesungsfreien Zeit wird dabei auf alternative Kursformate zurückgegriffen. So werden Nebengebiete als Blockveranstaltung gehalten, sodass es weiterhin möglich ist, Praktika zu absolvieren, ohne die Hauptgebiete zu verpassen. Das Examensrepetitorium ist in der Regel in den Studiumsverlaufsplan integriert, sodass das Examen in Regelstudienzeit abgeschlossen werden kann. Vorlesungsbegleitend werden ausreichend Materialien von den Dozierenden zur Verfügung gestellt, oft mit vertiefenden Literaturhinweisen sowie Übersichten. In der Pandemie wurde das Online-Angebot erweitert, sodass teilweise auch Podcasts in Form von Vorlesungsaufzeichnungen zur Verfügung gestellt wurden. Zudem ist aktuell noch die Online-Teilnahme an Veranstaltungen möglich. Außerdem können Studierende mittlerweile auf Unterlagen anderer Universitäten via Open Source zugreifen.

Klausuren: Fünf Stunden unter Prüfungsbedingungen

Das Lernen des Stoffes in den Veranstaltungen wird durch praktische Übungen im Klausurenkurs ergänzt. Im Klausurenkurs können fünfstündige Klausuren unter Originalbedingungen geschrieben werden, die zur Korrektur abgegeben werden können. Oft werden an Universitäten Altklausuren aus der staatlichen Prüfung zur Verfügung gestellt. Die Uni-Klausuren kann man in der Regel an Wochenenden in Präsenz schreiben. Seit der Corona-Pandemie ist an den meisten Universitäten das Bearbeiten der Klausuren von zuhause möglich, die man anschließend hochlädt. Wie viele und wie oft solche Probe-Klausuren angeboten werden – dies variiert von Uni zu Uni: Manche bieten zehn Klausuren im Semester, manche bis zu zwei Klausuren pro Wochenende. Um die Leistungen in den schriftlichen Klausuren zu verbessern, gibt es verschiedene weitere Angebote. Dies reicht von der individuellen Besprechung einzelner Klausuren über Klausurengliederungskurse bis zu speziellen Veranstaltungen zur Klausurtaktik.

Den Ernstfall proben – per Probeexamen

Als Vorbereitung für den Ernstfall bieten viele Universitäten ein Probeexamen an. Dieses Konzept wurde in den letzten Jahren von den meisten Universitäten in den Examenskurs aufgenommen. Beim Probeexamen werden sechs Klausuren unter Originalbedingungen von den Studierenden angefertigt und anschließend korrigiert. In der Regel findet das Probeexamen zweimal im Jahr – zum Teil – abgestimmt auf die jeweiligen Examenstermine statt. Das Probeexamen fügt sich in jedem Fall in den Ablauf der Examenskurse ein.

Um auch auf den letzten Teil des Staatsexamens vorbereitet zu sein, bieten immer mehr Universitäten auch Angebote zur Übung der mündlichen Prüfung an. Hier gibt es unterschiedliche Modelle, wie beispielsweise die reine Simulation mit oder ohne Publikum oder auch Arbeitsgemeinschaften zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung. Zudem kann auch das Angebot der Schlüsselqualifikationen wahrgenommen werden, um rhetorische Kompetenzen und Vortragsfähigkeiten auszubauen. Doch mit allen diesen Optionen erschöpft sich die Vielfalt der universitären Angebote noch nicht. Ergänzend gibt es, je nach Universität, vielfältige weitere Angebote, wie zum Beispiel die Vermittlung Lernpartner bzw. Lerngruppen, Kurse zur aktuellen Rechtsprechung, Infoveranstaltungen zur Examensvorbereitung sowie spezielle Kurse für Wiederholer:innen.

Das Angebot der Unis steht den kommerziellen Anbietern nicht nach

Es zeigt sich schließlich, dass die universitären Examenskurse den kommerziellen Repetitorien in keiner Weise nachstehen. Vielmehr beweisen die Universitäten Flexibilität, ihre Angebote immer weiter zu verbessern und auszubauen. Beschäftigt man sich bereits vor dem Start in die Examensvorbereitung mit den Möglichkeiten, die die Universitäten bereitstellen – dann steht theoretisch einer erfolgreichen Examensvorbereitung nichts mehr im Wege.

 

Entnommen aus Recht reloaded 1/2023, S. 40.

 

Bianca Bauch

ehem. Mitglied des Arbeitskreises Juristische Ausbildung 1 des Bundesverbandes Rechtswissenschaftlicher Fachschaften
 

Luzie Drost

ehem. Mitglied des Arbeitskreises Juristische Ausbildung 1 des Bundesverbandes Rechtswissenschaftlicher Fachschaften
n/a