15.04.2014

Informationsrecherche im Internet

Das sollte man wissen: Auf den Spuren der Nutzer im Netz

Informationsrecherche im Internet

Das sollte man wissen: Auf den Spuren der Nutzer im Netz

Internet-Recherchen – eine Wissenschaft für sich. | © Jürgen Fälchle - Fotolia
Internet-Recherchen – eine Wissenschaft für sich. | © Jürgen Fälchle - Fotolia

Das Internet mit seinen vielfältigen Dienstleistungen ist aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Allein das soziale Netzwerk „Facebook“ hat derzeit geschätzte 27 Millionen deutsche Nutzer (Quelle: http://de.statista.com). Bei den meisten Diensten muss der Nutzer sich bei der Anmeldung legitimieren und weitere Daten hinterlassen, welche zum Teil grundsätzlich zunächst öffentlich sichtbar für Dritte sind. Welche Daten öffentlich abrufbar sind, kann bei den meisten Anbietern eingestellt werden – zum Beispiel im sozialen Netzwerk „Facebook“ unter der sogenannten „Privatsphäre-Einstellung“.

Über fast jede Person finden sich heutzutage Informationen im Internet – ob gewollt oder nicht. Sie haben kein Internet? Ihre Kinder sind noch zu jung und haben sich noch in keinem Netzwerk angemeldet? Presseartikel über Sportveranstaltungen oder Schulfeiern, das Einstellen von sportlichen Ergebnislisten auf Internetseiten der Vereine, Diskussionen in verschiedenen Internetforen und vieles mehr sorgen dafür, dass auch über Personen, die über keinen Internetzugang verfügen, Informationen abgerufen werden können.

Solange diese Informationen nicht speziell geschützt werden, sind diese für jedermann – auch für staatliche Institutionen – abrufbar und verwertbar (Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 27. 02. 2008, 1 BvR 370/07, Leitsatz 5: „Nimmt der Staat im Internet öffentlich zugängliche Kommunikationsinhalte wahr oder beteiligt er sich an öffentlich zugänglichen Kommunikationsvorgängen, greift er grundsätzlich nicht in Grundrechte ein.“)


Ob Email-Provider, Daten-Synchronisationsdienste, Chat-Messenger, Soziale Netzwerke, Bezahldienste, Internetforen – überall hinterlassen Nutzer digitale Daten, welche teilweise öffentlich abrufbar sind. Diese Daten werden zum Teil gewerblich ausgewertet – Auskünfte hierzu finden sich in den AGB der Anbieter, welche nur von den Wenigsten gelesen werden. Sollten Sie also einen kostenlosen Email-Anbieter nutzen und sich mit Ihren Freunden über Ihren letzten Urlaub in Ägypten austauschen, brauchen Sie sich nicht wundern, wenn Sie plötzlich Werbung mit Urlaubsangeboten aus Ägypten erhalten. Aber auch Regierungsinstitutionen zeigen Interesse an den Daten, wie unlängst die NSA-Affäre gezeigt hat.

Informationssuche zu Personen – Technische Voraussetzung

Beim Aufruf einer Internetseite werden Daten übertragen, welche Rückschlüsse auf die Quelle geben können. Dies ist zum Beispiel Ihre gerade verwendete öffentliche IP-Adresse, welche Sie von Ihrem Zugangsprovider erhalten haben. Über die IP-Adresse ist der Anschlussinhaber grundsätzlich ermittelbar. Teilweise haben Behörden eigene auf sie registrierte Zugänge. Eine über einen solchen Zugang durchgeführte Recherche wäre somit unter gewissen Umständen für das Gegenüber erkennbar. Es empfiehlt sich daher für die Recherchetätigkeit einen der großen Massenprovider zu verwenden. Zusätzlich werden weitere Informationen übermittelt, unter anderem welches Betriebssystem oder welchen Browser Sie gerade verwenden.

Welchen Internetbrowser sollten Sie verwenden?

Empfehlenswert für die Internetrecherche ist der Firefox-Browser. Dieser verfügt über die Option, kleine Hilfsprogramme (sogenannte Add-ons) zusätzlich zu installieren. Hiervon gibt es einige Tausend – die nützlichsten mit dem Blickwinkel der Informationsrecherche und Sicherheit wurden von mir auf der Internetseite in einer Sammlung zusammengefasst (siehe www.pollink.de à „Projekt „Firefox-Addon Sammlung“

Personenrecherche mit Spezialsuchmaschinen

Das Internet bietet über Google hinaus eine Vielzahl von speziellen Möglichkeiten, gezielt nach Verantwortlichkeiten oder Personen zu suchen. Auf www.pollink.de sind unter der Rubrik „iResearch“ Verlinkungen zusammengetragen, über die Informationen erfragt werden können.

Ein praktisches Fallbeispiel: In Facebook ruft ein Nutzer mit dem Nutzername „prügel2014“ zu einer nächtlichen Eierwurfparty in der kommenden Nacht am örtlichen Rathaus auf. Weitere Informationen gibt es zunächst nicht. Eine Eingabe von „prügel2014“ in der Suchmaschine Google führt zu keinem zielführenden Ergebnis. „pruegel2014“ wurde von dem / der Unbekannten als Nutzername verwendet – hier könnte die Internetseite www.namechk.com vielleicht weitere Hinweise liefern. Nach Eingabe eines Nutzernamens bzw. „Nickname“ wird eine Abfrage bei über 150 Diensten im Internet durchgeführt: www.namechk.com

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Insgesamt wurden zum Zeitpunkt der Abfrage vierzehn Dienste festgestellt (Markierung „taken“, bei welchen ein Nutzer mit dem Namen „pruegel2014“ registriert ist. Jeder dieser Dienste muss nun aufgerufen, abgefragt und ausgewertet werden – woraus sich nun weitere Rechercheansätze ergeben können. Vielleicht war der Inhaber des Nutzernamens „prügel2014“ nicht auf jeder Webseite so vorsichtig mit seinen Profil- oder sonstigen Angaben, wie eingangs beschrieben, und man erfährt reale Daten über die Zielperson.

Zur Personensuche gibt es verschiedene Abfragemöglichkeiten. Es empfiehlt sich, diese auch zu nutzen, da sie teilweise unterschiedliche Ergebnisse liefern. Weitere spezialisierte Personensuchmaschinen wie zum Beispiel www.yasni.de finden Sie auf www.pollink.de unter der Rubrik „iResearch – Suchmaschinen“.

Automatisierung von Suchanfragen

Sie wollen nicht täglich immer wieder nach aktuellen Ereignissen mit Bezug zu einer Person selbst suchen? Viele Suchmaschinen bieten automatisierte Abfragemöglichkeiten, zum Beispiel Google. Rufen Sie die Internetadresse www.google.de/alerts auf, erscheint folgendes Auswahlmenü:

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Hier können Sie zu Ihrer Suchanfrage verschiedene Parameter einstellen und sich täglich oder auch bei Veröffentlichung per Email informieren lassen. Eine Anmeldung bei Google ist nicht notwendig. Um einen Missbrauch der Funktion zu verhindern, erhalten Sie nach Erstellung eines „Alerts“ eine Email auf das angegebene Email-Konto und werden um Bestätigung Ihrer Abfrage gebeten.

Dokumentation der Suchergebnisse

Da aufgefundene Informationen jederzeit verändert oder gelöscht werden können, müssen diese schnellstmöglich dokumentiert werden. Wie wird das Suchergebnis dokumentiert, um es später weiterverarbeiten zu können? Einen „Screenshot“ anzufertigen mittels der „Print“ bzw. „Druck“ -Taste ist auf Dauer nicht zielführend und bringt teilweise ein unvollständiges Ergebnis. Unter der Rubrik „Tools Browser – FF-Addons Sicherung“ finden sich vielfältige Möglichkeiten, wie der Inhalt einer gerade aufgerufenen Internetseite –wenn nötig auch der Inhalte einer kompletten Internetseite – dokumentiert werden kann. Jede für sich hat Vor- und Nachteile, auch hier ein Beispiel:

Sie finden die Verlinkungen zum Thema „iResearch“ auf der Internetseite www.pollink.de interessant und wollen diese dokumentieren? Wenn sie die Print-Taste hierzu verwenden, erstellen sie einen Screenshot von allem, was Sie gerade auf Ihrem Monitor sehen. Den Screenshot müssen Sie nun umständlich weiterverarbeiten – und die Verlinkungen werden nicht extra gesichert und sind später nicht mehr abrufbar. Zur Sicherung von Verlinkungen gibt es spezielle Anwendungen. Als zuverlässig hat sich hier eine Erweiterung für den Firefox-Browser erwiesen: Das Addon „Mozilla Archive Format“. Nach Installation im Firefox-Browser sichern Sie die angezeigte Webseite nahezu vollständig – inklusive Verlinkungen, Bilder und Bildverlinkungen.

Über „Extras“ à „Mozilla Archive Format“ à „Seite archivieren als (P)… wird die aktuell angezeigte Internetseite gesichert und auf einem Datenträger Ihrer Wahl gespeichert. Im Anschluss kann die gesicherte Seite auch ohne Internetzugang (offline) wieder aufgerufen werden.

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Diese und viele weitere nützliche Verlinkungen finden Sie auf der Internetseite www.pollink.de – hier ein kurzer Überblick über die Rubriken:

  • Tools – Verlinkungen zu Systemprogrammen, >Browser-Addons, Netzwerk- und Verschlüsselungstools;
  • iResearch – Verlinkungen zur Abklärung von Verantwortlichkeiten, Auswertung von Email-Headern, Suchmaschinen, soziale Netzwerke;
  • Forensik – Verlinkungen zu forensischer Hard- und Software;

Hinweis der Redaktion: Im Zusammenhang mit diesem Thema erscheint im Richard Boorberg Verlag demnächst ein Handbuch zum Thema „Internetermittlungen“, von Martin Kleile. Das Buch beschreibt verschiedene Recherchemöglichkeiten im Internet sowie die Dokumentationsmöglichkeiten der aufgefundenen Inhalte. Darüber hinaus werden Grundlagen zu IT-Netzwerken, Auswertemöglichkeiten von Emails und Besonderheiten bei der Sicherung von laufenden IT-Systemen und Smartphones aufgezeigt.

 

Martin Kleile

Kriminalhauptkommissar, Lehrbeauftragter für Informatik der Fakultät Sozialwissenschaften, Hochschule der Polizei Baden-Württemberg, Freiburg
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