15.04.2014

Energieeffizienzpotenziale erschließen

Öffentliche Einrichtungen: Erfolgreiche Beispiele sichtbar machen

Energieeffizienzpotenziale erschließen

Öffentliche Einrichtungen: Erfolgreiche Beispiele sichtbar machen

Das Label \"Good Practice Energieeffizienz\" zeichnet besonders vorbildliche und nachhaltige Maßnahmen aus. | ©
Das Label \"Good Practice Energieeffizienz\" zeichnet besonders vorbildliche und nachhaltige Maßnahmen aus. | ©

Bund, Länder und Kommunen haben zusammen einen Energieverbrauch von mehr als 60 Terrawattstunden pro Jahr. Über 60 Prozent davon entfallen auf Kommunen. Neben der Finanzierung der enormen Energiekosten in Höhe von geschätzt über 6 Milliarden Euro pro Jahr steht die öffentliche Hand auch vor der Herausforderung, ihren Beitrag zum Energieeffizienzziel der Bundesregierung zu leisten. Bis 2020 soll der Primärenergieverbrauch in Deutschland gegenüber 2008 um 20 Prozent gesenkt und bis 2050 halbiert werden. Auch die EU-Energieeffizienzrichtlinie stellt zusätzliche Anforderungen: So wird beispielweise der Bund verpflichtet, jährlich 3 Prozent der Gesamtfläche seiner Gebäude unter Berücksichtigung der Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz zu sanieren. Die systematische Erschließung bestehender Energieeffizienzpotenziale in jeder einzelnen Kommune ist eine wesentliche Grundlage, um den bestehenden Herausforderungen zu begegnen.

Die gesetzlichen Regelungen, wie beispielsweise bei Neubauten die EnEV 2014, bieten eine wichtige Rahmenbedingung. Auch bei der Aktualisierung der Vergabeverordnung für öffentliche Aufträge (VgV) 2011 wurden die Anforderungen um das Pflichtkriterium Energieverbrauch bei der Beschaffung technischer Geräte und Ausrüstungen erhöht. Verschärfte Anforderungen alleine sind aber keine Garantie für reale Energieeinsparungen. Die Entscheider in den Kommunen müssen handeln, und hierfür benötigen sie Ziele, Informationen und eine klare Vorstellung der passenden Schritte und Maßnahmen zur Zielerreichung. Erfolgreich umgesetzte Praxisbeispiele können hier Impulse setzen und zum Nachahmen anregen.

Energieeffizienzmaßnahmen: Gesamte Bandbreite nutzen

Neben den größten Energieverbrauchern auf kommunaler Ebene – Wärmebedarf in den Liegenschaften sowie Stromverbrauch für die Innen- und Straßenbeleuchtung – bieten auch zahlreiche weitere Anwendungsfelder – wie beispielsweise Informations- und Kommunikationstechnologien oder Kraftfahrzeuge – erhebliche, wirtschaftlich attraktive Energieeffizienzpotenziale. Wesentliche Voraussetzung, um deutliche Energieeinspareffekte zu erzielen, ist es, Gesamtpotenziale zu erkennen und systematisch zu bewerten. Unterstützung bietet hier beispielsweise ein Energieaudit. Auch die EU-Energieeffizienz-Richtlinie sieht vor, öffentliche Einrichtungen zu einem systematischen Vorgehen via Energieeffizienzplan, Energiemanagementsystem und Einbeziehung von Energiedienstleistern zu ermutigen. An diesen Punkten sollten Kommunen gezielt ansetzen. Ein wesentlicher Schritt ist beispielsweise die Benennung eines Energie- und Klimaschutzmanagers und die Einführung eines strategischen Energiemanagements in der Gebietskörperschaft.


Das größte Potenzial zur Endenergieeinsparung liegt weiterhin im Bereich der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude. Diese verursachen jährlich über fünf Milliarden Euro Energiekosten. Kommunale Liegenschaften machen dabei mehr als 60 Prozent des öffentlichen Energieverbrauchs aus. Durch eine energetische Sanierung bzw. den Neubau von Gebäuden mit besonders geringem Energiebedarf können Energieverbrauch und -kosten erheblich reduziert werden. So spart die Sanierung der Gebäudehülle beispielweise bis zu 90 Prozent der Heizenergie ein. Um diese Energieeinsparpotenziale zu heben, sind allerdings hohe Investitionen erforderlich, die sich jedoch langfristig rentieren. Es gibt aber auch vielfältige Energieeffizienzinvestitionen, die sich kurzfristiger auszahlen: moderne, drehzahlgeregelte Heizungspumpen verbrauchen bis zu 80 Prozent weniger Strom als konventionelle, mithilfe moderner Beleuchtungssysteme können die Stromkosten für diese Anwendung um bis zu 75 Prozent gesenkt werden. Insbesondere für Betreiber von Straßenbeleuchtung ist auch dieses Anwendungsfeld bedeutend. Der Anteil der Straßenbeleuchtung am Gesamtstromverbrauch der Kommunen beträgt knapp 40 Prozent. Durch den Einsatz energieeffizienter Beleuchtungstechnik können Stromeinsparungen von 30 bis 50 Prozent erzielt werden.

Auf den Personen- und Güterverkehr entfällt rund 25 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland. Auch hier sind die Einflussmöglichkeiten der öffentlichen Hand zahlreich. Kommunen können beispielsweise die Verkehrsinfrastruktur gestalten oder die Verkehrsmittelwahl der Bürger beeinflussen. Direkte Ansätze zur energieeffizienten Gestaltung der Mobilität auch von Beschäftigten öffentlicher Einrichtungen sind Verkehrsträgerwechsel, Spritspartrainings, der Einsatz alternativer Kraftstoffe oder ein energieeffizienter Fuhrpark. Mit der verstärkten Nachfrage nach energieeffizienten Fahrzeugen z. B. können öffentliche Unternehmen und Einrichtungen nicht nur ihre Fuhrparkkosten senken, sie stärken über ihre Nachfrage auch das Angebot energieeffizienter Fahrzeuge am Markt.

Die öffentliche Beschaffung hat ein Volumen von rund 50 Milliarden Euro im Jahr. Davon entfallen über 60 Prozent auf Kommunen und kommunale Unternehmen. Der öffentliche Sektor verfügt demnach über eine Marktmacht, mit der die Nachfrage nach energieeffizienten Produkten und Dienstleistungen maßgeblich gesteigert werden kann. Gleichzeitig können die Beschaffer durch die Berücksichtigung von Energieeffizienzkriterien bei der Beschaffung erhebliche Energiekosteneinsparungen realisieren. Durch den gezielten Einsatz von Green IT lassen sich beispielsweise bis zu 75 Prozent der Stromkosten für Information und Kommunikation reduzieren. Darüber hinaus sind durch energieeffizientes Nutzerverhalten weitere Energieverbrauchssenkungen möglich. Mit organisatorischen Maßnahmen und Aktionen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter kann die öffentliche Hand so energieeffizientes Verhalten direkt am Arbeitsplatz unterstützen.

Energieeffizienz-Wettbewerb 2014 gestartet – gute Praxis sichtbar machen

Um besonders vorbildliche, übertragbare und nachhaltige Energieeffizienzprojekte öffentlich sichtbar zu machen und zur Nachahmung anzuregen sucht die dena im Rahmen des Wettbewerbs „Energieeffizienz in öffentlichen Einrichtungen – Gute Beispiele 2014“ auch in diesem Jahr Energieeffizienzprojekte, die zu Endenergieeinsparungen beitragen. Bewerben können sich Gemeinden, Städte, Landkreise, Landes- und Bundesbehörden jeder Größe sowie Unternehmen, die zu mindestens zwei Dritteln in öffentlicher Hand sind. Die Projekte müssen umgesetzt und evaluiert sein sowie die weiteren Anforderungen des Good-Practice-Labels erfüllen.

Teilnahmeschluss für den Wettbewerb ist der 14. Juli 2014. Eine Jury mit Vertretern aus Bund, Ländern und Gemeinden, aus kommunalen Spitzenverbänden sowie der dena wird die Projekte bewerten und die Preisträger auswählen. Die Gewinner erhalten ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 25.000 Euro und werden auf dem dena-Energieeffizienzkongress am 12. November in Berlin öffentlich präsentiert und ausgezeichnet. Der Wettbewerb wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag sowie Deutscher Städte- und Gemeindebund durchgeführt. Alle Informationen zum Wettbewerb, den Teilnahmebedingungen und den Gewinnern der letzten Jahre finden Sie unter www.energieeffizienz-online.info.

Hinweis der Redaktion: Die einzelnen Anwendungsfelder für Energieeffizienzmaßnahmen (Energiemanagement, Gebäude, Straßenbeleuchtung, Verkehr, Nutzermotivation) werden in Form einer PUBLICUS-Serie in weiteren Beiträgen mit Beispielen vorgestellt.

 

Annegret-Cl. Agricola

Bereichsleiterin Energiesysteme und Energiedienstleistungen, Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
 

Steffen Joest

Stellv. Bereichsleiter Energiesysteme und Energiedienstleistungen, Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Berlin
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