15.10.2012

Der Weg zur 100 % LED-City!

Das Pilotprojekt der Stadt Langen zur Straßenbeleuchtung

Der Weg zur 100 % LED-City!

Das Pilotprojekt der Stadt Langen zur Straßenbeleuchtung

Auch für die Straßenbeleuchtung geeignet: Der Strahl von LED-Lampen. | © Pupkis - Fotolia
Auch für die Straßenbeleuchtung geeignet: Der Strahl von LED-Lampen. | © Pupkis - Fotolia

Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftlich wesentliche Aufgabe, der mit sofortigen Maßnahmen und langfristigen Strategien auf allen Ebenen begegnet werden muss. Die Stadt Langen hat ihre lokale Verantwortung für dieses Thema erkannt und ist am 11.08.2009 der Resolution zum Masterplan Klimaschutz im Regionalforum Bremerhaven beigetreten.

Nach dem Motto „Klimaschutz beginnt vor Ort“ hatte die Stadt Langen bereits im Dezember 2007 ihre Weihnachtsbeleuchtung für die Ortschaft Langen auf LED umgestellt.

Im August 2009 wurde mit der Installation eines Pilotprojektes für LED-Außenbeleuchtung auf dem Rathausparkplatz und mit der Anstrahlung des Rathauses selbst ein nächster praktischer Schritt getan, um Energie einzusparen und den CO2-Ausstoß zu minimieren. Die Erneuerung wurde durch stadteigene Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit örtlichen Lieferanten und Dienstleistern geplant und umgesetzt. Bei dem Pilotprojekt wurden 19 LED-Leuchten installiert.


Die bei diesem Projekt gesammelten äußerst positiven Erfahrungen zeigten uns Verantwortlichen im Rathaus sehr schnell, dass weitere Schritte folgen mussten. So entstand der Entschluss, in einer wohl bundes- bzw. europaweiten einmaligen Aktion, die gesamte Straßenbeleuchtung im Stadtgebiet gegen moderne LED-Leuchten auszutauschen.

Umsetzung des Projektes

„Du selbst musst die Änderung sein, die Du in der Welt zu sehen wünschst:“ Die Stadt Langen hat bereits mehrfach in Rat und Verwaltung zu verschiedenen Anlässen bewiesen, dass ihr Handeln davon geleitet wird, Entscheidungen so zu treffen, dass umzusetzende Maßnahmen nachhaltigen Erfolg versprechen sowie langfristig zu einer Konsolidierung der finanziellen Lage führen müssen. Im Verlauf dieser ehrgeizigen Maßnahme, die als großflächiges Projekt zur Erprobung der Praxistauglichkeit von LED-Straßenbeleuchtung abgewickelt worden ist, wurden von Anfang Dezember 2010 bis einschließlich August 2011 2.558 Straßenleuchten mit einem Investitionsvolumen von ca. 1,7 Mio. Euro ausgetauscht. Das war bundes-, ja sogar europaweit einmalig.

Durch diesen Austausch werden sich sowohl die Aufwendungen für den Stromverbrauch als auch für die Unterhaltung der Straßenbeleuchtung für die Stadt Langen durch die bis zu achtmal längere Lebensdauer eines LED-Leuchtmittels erheblich reduzieren. Und natürlich nicht zu vergessen die Minimierung des CO2-Ausstoßes sowie die Abkehr von dem hochgiftigen, biologisch nicht abbaubaren Quecksilber, dass in den konventionellen Leuchtmitteln nach wie vor verbaut wird.

Der gesamte Stromverbrauch der vorhandenen Leuchten verringert sich von jährlich 788.000 KWh bei einem CO2-Ausstoß von 465 Tonnen auf ca. 307.500 KWh bei einem CO2-Ausstoß von 181 Tonnen. Somit liegt die Energie- und CO2-Einsparung nach der Umstellung auf LED-Leuchten bei rund 61 Prozent.

Die Energiekosten von jährlich 167.500,00 Euro verringern sich auf ca. 65.000,00 Euro im Jahr. Auch hier eine Einsparung von rund 61 Prozent.

Im Zuge der Umstellung auf LED-Leuchtenköpfe wurden bereits einige Straßenzüge mit einer Steuerungselektronik ausgestattet, die in verschiedenen Stufen eine Nachtabdimmung vorsieht. Dadurch kann der Energieverbrauch nochmals um knapp 35 % gesenkt werden. Auch diese Steuerungselektronik wird im gesamten Stadtgebiet eingesetzt werden. Mit dieser Elektronik wird nicht nur der Energieverbrauch gesenkt, sondern dadurch wird auch die Lebensdauer der Leuchtmittel erhöht. Die in den Masten zu installierende Steuerungstechnik wird gleichzeitig so konzipiert, dass eine spätere Ausnutzung der mit LED-Technik möglichen Steuerung (über Bewegungsmelder, Fernfreischalten mittels drahtloser Übertragungstechnik, Steuerung der Beleuchtungsintensität/Lichtfarbe etc). möglich sein soll. Die Steuerung wird von einem Büroarbeitsplatz per Datenübertragung zu den einzelnen Steuereinheiten erfolgen.

Insbesondere die deutlich verlängerten Wartungsintervalle, die durch die höhere Lebensdauer der LED-Leuchtmittel entstehen, sind aus kommunaler Sicht ein erheblicher Vorteil. Die beachtlichen Einsparungen aus dem geringeren Stromverbrauch sind insbesondere deshalb von immenser Bedeutung für die künftigen Haushalte der Gemeinde, da aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre weiterhin mit erheblichen Preissteigerungen auf dem Elektrizitätsmarkt gerechnet werden muss.

Weitere Vorteile der LED-Beleuchtung sind:

– LED sind beliebig oft schaltbar. Die Lebensdauer leidet nicht unter häufigem Schalten, wie dies bei konventionellen Leuchtmitteln der Fall ist.
– LED bringen sofort die volle Leistung, nicht wie die meisten konventionellen Leuchtmittel, die erst mit Erreichen der richtigen Betriebstemperatur zu ihrer Höchstform auflaufen (und sie in entsprechend kalter Umgebung überhaupt nicht erreichen).
– Der Wirkungsgrad ist bei Voll- und Teillast konstant hoch. Die Leuchtmittel sind also ohne Einbußen dimmbar.
– Diese Leuchtmittel sind dennoch noch nicht einmal exorbitant teuer. Bezogen auf die mit 50.000 Stunden angegebene Lebensdauer sind sie sogar erheblich billiger als Halogenlampen, die nur ein Zehntel dieser Zeit durchhalten.

Finanzierung des Projektes

Die Finanzierung dieses ehrgeizigen Projekts erfolgt durch ein Darlehen der kfw-Bankengruppe aus Mitteln der Investitionsoffensive „Infrastruktur“. Die benötigte Summe von 1,7 Mio. Euro wird bei diesem Programm in den ersten zwei Jahren zinsfrei zur Verfügung gestellt. Die für Zins und Tilgung aufzuwendenden Mittel stammen ausschließlich aus den bei Energie- und Unterhaltungskosten eingesparten Beträgen.

So ist sichergestellt, dass für die städtischen Haushalte während der Darlehenslaufzeit keine über die bisherigen Aufwendungen für Straßenbeleuchtung hinausgehenden Belastungen entstehen und die Maßnahme de facto kostenneutral abgewickelt und finanziert werden kann. Fördermittel wurden nicht in Anspruch genommen.

Nachahmbarkeit und Vorbildfunktion des Projektes

Dieses zukunftsweisende Projekt zeigt beispielhaft, wie ökologische und ökonomische Vernunft Hand in Hand gehen können und dass Nachhaltigkeit kein anderes Wort für „Verzicht“ ist – im Gegenteil. Viele reden heute vom Klimaschutz, scheuen aber die Kosten. Aber es könnte eines geschehen, und zwar, dass die Kommunen per Gesetz zum Klimaschutz verpflichtet werden. Die Stadt Langen geht als gutes und „leuchtendes“ Beispiel voran. Und die vielen positiven Reaktionen geben ihr Recht.

Die Stadt Langen war eine der Gewinnerinnen des diesjährigen „GreenLight Annual Award 2012“ für ihr LED-Projekt. Der Preis wurde im April d. J. anlässlich der Light + Building in Frankfurt vor internationalem Publikum von dem „European Commission Energy Institute“, einer Initiative der Europäischen Kommission, verliehen.

Fazit

Das Thema Straßenbeleuchtung ist ein weites Feld, das mit enormen Einsparpotenzialen versehen ist. Die Stadt Langen hat sich der Herausforderung gestellt und hat in die Zukunft investiert, um Klimaschutz direkt vor Ort zu betreiben und Steuergelder sparsam zu verwalten.

Nun soll ein Energiepark (Solar- und Windkraft) mit entsprechender Speichertechnologie die Straßenbeleuchtung versorgen. Diese Maßnahme würde bedeuten, dass die Straßenbeleuchtung ausschließlich über erneuerbare Energien versorgt und damit eine der modernsten und energieeffizientesten Anlagen wird. Die konkreten Planungen hierfür sind inzwischen in die Wege geleitet worden.

 

Thorsten Krüger

Bürgermeister der Stadt Langen
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