28.01.2019

Kandidat-O-Mat

Eine Online-Plattform für OB-Wahlen

Kandidat-O-Mat

Eine Online-Plattform für OB-Wahlen

Kommunalverwaltungen versuchen auch unter widrigen Umständen, die Dinge am Laufen zu halten | © Björn Wylezich - stock.adobe.co
Kommunalverwaltungen versuchen auch unter widrigen Umständen, die Dinge am Laufen zu halten | © Björn Wylezich - stock.adobe.co

Zu den Oberbürgermeisterwahlen in Villingen-Schwenningen und Offenburg hat die Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg gemeinsam mit dem Schwarzwälder Boten (für Villingen-Schwenningen) und dem Offenburger Tageblatt (für Offenburg) einen Kandidat-O-Mat entwickelt. Im Kandidat-O-Mat können die Wähler Ihre Standpunkte mit den Positionen der Kandidierenden vergleichen.

Wie ist das Spiel entstanden?

Die Landeszentrale für politische Bildung Freiburg, der Schwarzwälder Bote (für Villingen-Schwenningen), das Offenburger Tageblatt (für Offenburg) und die Universität Freiburg haben alle Kandidierenden, die zur Wahl für das Amt des Oberbürgermeisters zugelassen sind, zur Teilnahme eingeladen. Alle Kandidierenden sagten ihre Teilnahme am Kandidat-O-Mat zunächst zu, wenngleich „Jam von der Linde“ für Villingen-Schwenningen von einer Teilnahme am Kandidat-O-Mat letztlich absah.

Die Auswahl der Thesen

Die Thesen, die die Kandidierenden bewertet haben, wurden im Rahmen eines zweitägigen Workshops von einem Team aus interessierten Jugendlichen, LpB-Mitarbeitenden, Zeitungsredakteurinnen und -redakteuren und wissenschaftlichen Experten erarbeitet.


Anschließend wurden die rund 80 entwickelten Thesen den Kandidierenden zur Beantwortung zugesendet. Sie wurden darum gebeten, die Thesen entsprechend ihrer Haltung mit „stimme zu“, „stimme nicht zu“ oder „neutral“ zu beantworten. Außerdem konnten sie zu jeder ihrer Antworten rund 300 Zeichen lange Begründungen abgeben. Die Thesen wurden ausschließlich von den Kandidierenden selbst beantwortet, lediglich bei Unstimmigkeiten und möglichen Fehlern wurden sie darauf aufmerksam gemacht. Ein Beispiel für einen solchen Fall ist, wenn die Bewertung einer These mit „stimme zu“ oder „stimme nicht zu“ nicht zur dazugehörigen Begründung passt bzw. dieser widerspricht. Doch auch in solchen Fällen haben die Kandidierenden selbst die letzte Entscheidung über ihre Positionierungen und Begründungen.

Im nächsten Schritt analysierte ein Team der Universität Freiburg, bei welchen Thesen sich die Meinungen der Kandidierenden am meisten voneinander unterscheiden (Varianz). Thesen, zu denen alle Kandidierenden die gleiche Meinung vertreten, wurden nur in geringer Anzahl in den Kandidat-O-Mat aufgenommen. Anschließend wurde berechnet, wie hoch die Übereinstimmung jeweils zweier Kandidierender zu allen Thesen ist (Korrelation). Dieser Wert sollte in allen Fällen möglichst gering sein, damit sich auch zwei politisch ähnliche Kandidierende noch unterscheiden lassen. Wenn es eine zu hohe Übereinstimmung zwischen zwei Kandidierenden gab, wurden Thesen mit der gleichen Bewertung durch andere Thesen, die nicht gleich bewertet wurden, ausgetauscht. Im Rahmen des Endredaktions-Workshops wurden auf diese Weise aus den insgesamt ca. 80 Thesen rund 30 ausgewählt, die dann tatsächlich in den Fragenkatalog des Kandidat-O-Mat aufgenommen wurden. Bei dieser endgültigen Auswahl wurde neben einer möglichst großen Unterscheidbarkeit der Kandidierenden auch darauf geachtet, dass ein möglichst breites Spektrum an politischen Themen abgedeckt wird, damit möglichst alle Spielerinnen und Spieler Themen im Kandidat-O-Mat finden, für die sie sich interessieren. Die Kandidierenden selbst waren an der Endauswahl der Thesen nicht beteiligt.

Die Spielregeln

Entscheidend ist: Wie bewerten die Nutzer selbst die rund 30 Thesen und wie beurteilen sie die dahinterstehenden politischen Fragestellungen? Wie bei den Kandidierenden wird hier Möglichkeit gegeben, mit „Ich stimme zu“, „Ich stimme nicht zu“ oder „Neutral“ zu antworten.

Die Antwort „Neutral“ ist auszuwählen, wenn einer Aussage nur unter bestimmten Bedingungen zugestimmt bzw. nicht zugestimmt wird oder aber keine eindeutige Meinung zu der jeweiligen These besteht.

Soll zu einer These keine Angabe gemacht werden, etwa weil das jeweilige Thema nicht interessiert oder unbekannt ist, besteht die zusätzliche Möglichkeit, diese These zu überspringen. Die These wird dann bei der Auswertung der Ergebnisse nicht berücksichtigt. Allerdings: Wird zu häufig „Überspringen“ ausgewählt, kann kein zuverlässiges Endergebnis berechnet werden. Es besteht aber jederzeit die Möglichkeit, zu einer zunächst übersprungenen These zurückzukehren, um sie nachträglich zu beantworten.

Über die Abgabe der Meinung zu den einzelnen Thesen hinaus können im Spielschritt „Ergebnis verfeinern“ zusätzlich einzelne Thesen als „besonders wichtig“ markiert werden. Diese werden dann im Zuge der Berechnung des Endergebnisses doppelt gewichtet.

Wie wird das Spielergebnis interpretiert?

Nach Abgabe der Bewertung und Gewichtung der Thesen wird dem Anwender als Endergebnis die Übereinstimmung seiner Meinungen mit denjenigen der einzelnen Kandidierenden angezeigt. In diesem Spielschritt werden alle Kandidierenden in einer Liste angezeigt, absteigend sortiert nach der prozentualen Übereinstimmung zwischen den Ansichten der Anwender und denen der/des jeweiligen Kandidierenden. Zu beachten ist dabei, dass die vom jeweiligen Nutzer gewählten Gewichtungen sowie die übersprungenen Thesen das Ergebnis ebenfalls beeinflussen. Bedenken müssen die Nutzer außerdem, dass das Ergebnis Ihnen lediglich darüber Auskunft gibt, wie nah sich ihre und die Positionen der Kandidierenden bezüglich der zuvor bewerteten Thesen sind. Da ihnen bei der Wahl möglicherweise auch weitere oder gar gänzlich andere Themen und Faktoren wichtig sind, welche durch die Thesen nicht abgebildet werden, stellt das Ergebnis keine Wahlempfehlung dar. Der Kandidat-O-Mat dient lediglich als eine unter mehreren Möglichkeiten der Informationsbeschaffung.

Detaillierte Auswertung

Durch einen Klick auf den Button „Antworten vergleichen“ erhält der Nutzer über das Gesamtergebnis hinaus die Möglichkeit, sowohl seine Haltung zu jeder einzelnen These mit derer der Kandidierenden zu vergleichen als auch die ausführlichen Stellungnahmen und Begründungen der Kandidierenden zu ihren jeweiligen Antworten zu lesen, sofern eine solche für die jeweilige These vorliegt. Ein Blick in diese detailliertere Form der Auswertung ist empfehlenswert, um sich ein genaueres Bild von den Kandidierenden zu verschaffen.

 

Lars Konheiser

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Außenstelle Freiburg

Diskutieren Sie über diesen Artikel

n/a