15.01.2015

Neue Maßstäbe in der Bildungslandschaft

Schulsanierung mit Energiewerkstatt in der Stadt Löhne

Neue Maßstäbe in der Bildungslandschaft

Schulsanierung mit Energiewerkstatt in der Stadt Löhne

Hier geht es zur Energiewerkstatt.
Hier geht es zur Energiewerkstatt.

Mit der energetischen Erneuerung einer Grundschule in Löhne setzt die Stadt Löhne neue Maßstäbe in der Bildungslandschaft. Sie hat erkannt, dass die Weichen für einen bewussten Umgang mit Energie bereits im frühen Kindesalter gestellt werden. Aus diesem Grund hat die Kommune einen integralen proaktiven Ansatz in der Erreichung ihrer Klimaschutzziele gewählt. Die Stadt Löhne saniert nicht nur ihr Grundschulgebäude mit höchsten energetischen Maßstäben, sondern sie kreierte einen Energiebildungsstützpunkt durch den Bau einer im Schulgebäude befindlichen Energiewerkstatt.

Die Stadt Löhne liegt im Städtedreieck Hannover-Osnabrück-Bielefeld. Das Oberzentrum Bielefeld (Entfernung ca. 25 km) ist Hochschulstandort der Region Ostwestfalen-Lippe.

Löhne ist mit ca. 40.000 Einwohnern ein bedeutender regionaler Wirtschaftsstandort im Landkreis Herford, geprägt durch mittelständische Industrie und Gewerbe. Führende Wirtschaftszweige sind die Holz- und Kunststoffindustrie, Schwerpunkt Küchenmöbel, sowie die Metallverarbeitung und der Maschinenbau.


Ziel des Projektes

Das Konzept fußt auf 3 Säulen: Zum einen die energetische Sanierung des Gebäudes, den Bau einer Energiewerkstatt und die „Offenlegung“ der Energieerzeugung, um eine dauerhafte Sensibilisierung aller Schulakteure zu erzielen. Schulen bilden ein großes Geflecht an Multiplikatoren, weiß Matthias Kreft, Leiter des Bereiches Immobilien bei der Stadt Löhne. Kreft war quasi der Ideengeber und Projektentwickler und verfügt über einen breiten Erfahrungsschatz im kommunalen Energiemanagement. Er hatte bereits Anfang 2004 ein Konzept für die integrale Einbindung von Schulakteuren erarbeitet, jedoch noch nicht umsetzen können. Nun konnte Kreft mit finanzieller Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen sein Konzept realisieren. Neben der energetischen Sanierung der Grundschule im Ortsteil Mennighüffen-Ost konnte nun auch der Bau einer Energiewerkstatt, welche bereits seit Jahren in Kreft‘s Kopf ruhte, umgesetzt werden.

Gesamtbaukosten:2.407.000 €

Förderung Land NRW und Bund: 1.336.000 €

Mit dem geplanten Modellvorhaben wird eine der ersten Grundschulen in Deutschland aus den 1960er Jahren eine Energiewerkstatt erhalten. Neben den energetisch-ökologischen Anforderungen wird dabei gleichzeitig ökonomisch-sozialen Anforderungen Rechnung getragen, sodass das Vorhaben Modellcharakter für die breite Umsetzung und Multiplizierbarkeit gewinnt. Schulen kommt auf Grund ihrer besonderen Sichtbarkeit und ihrer Multiplikatorenwirkung hierbei eine besondere Bedeutung zu. Schulgebäude stehen im Mittelpunkt des Schullebens und der Gemeinde und werden von Kindern, Lehrern, Eltern und Gästen in besonderer Weise wahrgenommen.

Maßnahmen zur energetischen und baulichen Erneuerung

Das energetische Sanierungskonzept sah vor, sowohl die Bauteile als auch die Heizung zu erneuern. Gerade im Zusammenwirken beider Maßnahmen lassen sich optimale Ergebnisse erzielen.

Die Verbesserung der Gebäudehülle führt zu einer deutlichen Reduzierung die Transmissions- und Lüftungswärmeverluste sowie zu einer Leistungsreduzierung bei der neuen Heizanlage. Die Bauteile wurden daher mit einer möglichst großen Dämmstärke versehen. Um nicht nur den Endenergiebedarf zu reduzieren, sondern auch den CO2-Ausstoß weiter wesentlich zu verringern, war zusätzlich der Einsatz erneuerbarer Energien verfolgt worden. Aufgrund dessen bot sich die Nutzung von fester Biomasse auf der Basis von Holz an. Die Wahl auf das zukünftige Heizsystem viel auf eine Pelletheizung. Sie ermöglicht die Erwärmung der Räume über normale statische Heizflächen. Darüber hinaus besitzen Pellets einen geringen Primärenergiefaktor und reduzieren den CO2-Ausstoß signifikant.

Die energetische Verbesserung beinhaltete die folgenden Maßnahmen:

  1. Austausch der alten Fenster gegen neue Elemente mit 3-fach Verglasung
  2. Dämmung der Dachflächen und obersten Geschossdecken mit 30 cm Mineralwolle
  3. Isolierung der Außenwände im Dachgeschoss, Holzständerwerk: neu: 22 cm Gefachdämmung und 20 cm EPS (WLG 035) als Wärmedämmverbundsystem
  4. HLZ Ziegelmauerwerk d= 24 cm mit 20 cm EPS (WLG 035) als Wärmedämmverbundsystem
  5. Austausch der alten Gasheizungen gegen 2 Holz-Pelletanlagen (2 × 80 kW)
  6. Erneuerung der Beleuchtung mit Einsatz stromsparender Technik

Holzpelletheizung

Das energetische Sanierungskonzept sah vor, sowohl die Außenbauteile als auch die Heizung zu erneuern. Durch die vom Flur der Grundschule sichtbare Holzpelletheizung, den Brennstofflagerraum sowie die weiteren sichtbaren Anlagenteile wie Schneckengetriebe für die Pelletbeschickung oder Pufferspeicher sollen die Schülerinnen und Schüler mit der Energieerzeugung und letztendlich mit der Erzeugung der Raumwärme direkt und unmittelbar konfrontiert werden. Sie erlernen, was notwendig ist, um den Klassenraum auf die benötigten Temperaturen zu heizen und dass der Einsatz nachwachsender Rohstoffe die Umwelt und das Klima schont. Der Heizraum liegt direkt neben der Energiewerkstatt. Auf dem Flur vor diesen beiden Räumen ist ein Flachbildschirm installiert, auf dem unterschiedliche Informationen zum Thema Energie gezeigt werden können.

„Mit der Klasse in die Energiewerkstatt“

Die letzten 11 Jahre, solange läuft bereits das Energiesparprojekt an Löhner Schulen, haben gezeigt, dass es gerade die Schülerinnen und Schüler sind, die den Klimaschutzgedanken als Multiplikatoren weitergeben. Grundschularbeit ist hier als wichtiger Baustein erkannt worden. Und genau dort knüpft die Energiewerkstatt der Grundschule Mennighüffen-Ost an. Technik für die rationelle Energieerzeugung und -verwendung kennen lernen und alle Akteure für das Thema zu sensibilisieren.

Die Energiewerkstatt dient zur Unterrichtung im naturwissenschaftlichen Bereich, insbesondere sollen Exponate und Versuchsaufbauten zum Thema Energie die Energiewerkstatt abrunden. Die transparenten Fenster zum Schulflur hin sollen die Offenheit verdeutlichen. Durch die gewollte Transparenz können Versuche und Versuchsaufbauten von allen Schülerinnen und Schülern gesehen und beobachtet werden. Hier können Schülerpraktika zum Thema „Energie und Klima“ sowie zur Solarenergie angeboten werden.

Schlusswort

Zum Bildungsauftrag der Schule gehört auch, Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, die Gestaltung ihres Lebens in die eigene Hand zu nehmen. Sie sollen lernen, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Auch vor diesem Hintergrund ist dieses Projekt als vorbildlich zu bezeichnen. Hier wurden verschiedenste Arbeitstechniken und Wissensgebiete effektiv vereint. Durch den Bau der Energiewerkstatt und der energetischen Erneuerung der Grundschule kann die Stadt Löhne ihren Klimaschutzgedanken weiter vorantreiben. Lebensnahes, handlungsorientiertes Lernen und eigenständiges Arbeiten erhöhen die Motivation und schaffen mehr Akzeptanz bei allen Schulakteuren.

„Für die Zukunft haben wir weitere Ideen“, so Matthias Kreft. Wir möchten in Sichtverbindung zur Energiewerkstatt ein Miniaturhaus bauen, um in ihm Experimente mit den Schülerinnen und Schülern durchzuführen. Experimente z. B. „Wie verändert sich die Raumtemperatur im Haus, wenn keine Dämmung im Dach vorhanden ist, und wie verändert sie sich, wenn gedämmt ist?“ So kann Energie noch erfahrbarer werden.

„Die Lust zum Wissen entsteht, wenn man bedeutende Naturphänomene wahrnimmt“, behauptete Goethe in seinem „Entwurf einer Farbenlehre“. Und er hat Recht.

 

Matthias Kreft

(M.A. Wirtschaftswissenschaften, Dipl.-Ing.) Leiter des Bereichs Immobilienwirtschaft der Stadt Löhne
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