15.01.2014

Mit Energie für Effizienz

Preise für vorbildliche Energieeinsparprojekte

Mit Energie für Effizienz

Preise für vorbildliche Energieeinsparprojekte

Die Ansätze für Energieeffizienzmaßnahmen sind im öffentlichen Sektor besonders vielfältig.
Die Ansätze für Energieeffizienzmaßnahmen sind im öffentlichen Sektor besonders vielfältig.

In ihrem Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung von 2010 hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, den Primärenergieverbrauch bis 2020 gegenüber 2008 um 20 Prozent und bis 2050 sogar um 50 Prozent zu senken. Für die Erreichung dieses Ziels wird stets die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Steigerung der Energieeffizienz betont, zum Beispiel im Energiedienstleistungsgesetz von 2010. Die öffentliche Hand soll diese Vorbildrolle unter anderem durch die Umsetzung wirtschaftlicher Energieeffizienzmaßnahmen und deren Bekanntmachung wahrnehmen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) unterstützt öffentliche Einrichtungen dabei und stellt ihnen dafür vielfältige Angebote zur Verfügung, zum Beispiel einen Wettbewerb für vorbildliche Energieeffizienzprojekte.

Potenzial zur Endenergieeinsparung im öffentlichen Sektor

Der öffentliche Sektor verbraucht über 220 Petajoule Endenergie pro Jahr. Das größte Potenzial zur Endenergieeinsparung liegt hier im Bereich der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude, wie Rathäuser, Schulen und Schwimmbäder. Allein die öffentlichen Gebäude verursachen jährlich über zwei Milliarden Euro Energiekosten. Wenn öffentliche Einrichtungen auch in den weiteren energieverbrauchsrelevanten Anwendungsfeldern, wie Beleuchtung, Informationstechnologie, Mobilität etc., konsequent wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen erschließen, können sie einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der energiepolitischen Ziele Deutschlands leisten und gleichzeitig die öffentlichen Haushalte deutlich entlasten.

Die Bundesregierung hat bereits eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, um die wirtschaftlichen Energieeffizienzpotenziale im öffentlichen Sektor zu erschließen. Zu nennen ist hier zum Beispiel die Ergänzung der Vergabeverordnung für öffentliche Aufträge (VgV) um das Pflichtkriterium Energieverbrauch bei der Beschaffung von technischen Geräten und Ausrüstungen. Es besteht jedoch nach wie vor eine Vielzahl wirtschaftlicher Energieeffizienzpotenziale im öffentlichen Sektor, die noch nicht gehoben wurden.


Mit der neuen EU-Energieeffizienzrichtlinie, die am 4. Dezember 2012 in Kraft getreten ist, wurden eine Reihe weiterer ambitionierter Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs im öffentlichen Sektor eingeführt. So wird beispielweise der Bund verpflichtet, jährlich drei Prozent der Gesamtfläche seiner Gebäude nach den Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden energetisch zu sanieren.

Öffentliche Hand als Vorbild

Der öffentliche Sektor hat nicht nur selbst einen hohen Energieverbrauch, sondern mit seinem Handeln auch großen Einfluss und hohe Strahlkraft auf die verschiedenen weiteren gesellschaftlichen Akteure. Beispielsweise bewirkt die energetische Sanierung einer Schule nur eine vergleichsweise geringe Senkung der Gesamtenergienachfrage des öffentlichen Sektors, übt jedoch durch ihre hohe Sichtbarkeit eine Signalwirkung auf Schüler und Lehrer, Einwohner und regionale Akteure aus.

Mit seinem hohen Beschaffungsvolumen hat der öffentliche Sektor darüber hinaus grundsätzlich eine große Marktmacht, um Vorreitermärkte zu stützen und als Motor für die Verbreitung energieeffizienter Produkte zu agieren. Durch planerische Entwicklungsvorgaben sowie Verkehrs- und Infrastrukturplanung beeinflusst die öffentliche Hand zudem die Rahmenbedingungen für Energieeffizienz in der Praxis.

Aber auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen von Vorteil. Allein die dadurch erzielbaren Energiekosteneinsparungen machen ein Handeln sinnvoll. Eine effiziente Energienutzung trägt neben der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zur regionalen Wertschöpfung und zur deutlichen Entlastung der öffentlichen Kassen bei.

Die Ansätze für Energieeffizienzmaßnahmen sind für Einrichtungen und Unternehmen der öffentlichen Hand besonders vielfältig und reichen von der Umsetzung eines strategischen Energiemanagements bis hin zu gezielten Einzelmaßnahmen in den Handlungsfeldern Gebäude, Beschaffung, Straßenbeleuchtung, Verkehr und Nutzermotivation.

Wettbewerb „Energieeffizienz in öffentlichen Einrichtungen“

Zur Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen in öffentlichen Einrichtungen hatte die Deutsche Energie-Agentur (dena) den Wettbewerb „Energieeffizienz in öffentlichen Einrichtungen – Gute Beispiele“ initiiert. Im Rahmen des Wettbewerbs prämiert die dena vorbildliche Projekte öffentlicher Einrichtungen zur Steigerung der Energieeffizienz auf der Nachfrageseite. Ausgezeichnet werden umgesetzte und evaluierte Maßnahmen, die vorbildlich, übertragbar und nachhaltig sind. Mit dem Wettbewerb macht die dena gute Beispiele für Energieeffizienzprojekte sichtbarer und unterstreicht die Bedeutung von Energieeffizienzmaßnahmen im öffentlichen Bereich.

Der Wettbewerb in 2013 war mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 25.000 Euro dotiert und wurde von der dena mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag sowie Deutscher Städte- und Gemeindebund durchgeführt. Vier gleichrangige Gewinnerprojekte wurden von einer Jury aus Experten von Bund, Ländern und Kommunen ausgewählt. Sie lassen sich sehr gut auf andere öffentliche Einrichtungen übertragen und zeigen darüber hinaus die große Vielfalt möglicher Energieeffizienzmaßnahmen der öffentlichen Hand. Die vier Projekte erhielten gleichzeitig das Label „Good Practice Energieeffizienz“, mit dem die dena erfolgreiche Energieeffizienzprojekte von Kommunen, Institutionen und Unternehmen sichtbar macht.

Auf dem dena-Energieeffizienzkongress in Berlin am 26. November 2013 wurden die Wettbewerbsgewinner präsentiert. Die Auszeichnung erhielten der Freistaat Bayern für das Energieeinspar-Contracting in der Pinakothek der Moderne und die Landeshauptstadt Hannover für ihr Energieeinsparprojekt an 90 städtischen Schulen. Ebenso prämiert wurden die Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode für den Wettbewerb „Unser Dorf spart Strom“ sowie die Stadt Löhne für die Verbindung von energetischer Schulsanierung und Unterricht (PUBLICUS wird darüber noch im Einzelnen berichten; siehe auch nachfolgenden Beitrag).

Pinakothek der Moderne in München

Die Pinakothek der Moderne spart jährlich 5.850 Megawattstunden Energie, ohne selber zu investieren: Durch ein Energieeinspar-Contracting-Projekt konnte die bayerische Gemäldegalerie ihre Energiekosten um rund 50 Prozent senken. Schwerpunkt der vom Contractor umgesetzten Energieeffizienzinvestitionen war die Klimatechnik. Die Abwärme der Kältemaschinen wurde für die Raumklimatisierung nutzbar gemacht. Auch die Regelungstechnik für Lüftung und Klimatisierung wurde optimiert. So konnte der Energiebedarf deutlich verringert werden. Weitere Energieeffizienzmaßnahmen führte der Contractor im Bereich Pumpensysteme und Beleuchtung durch. Zusätzlich wurde ein Energiemanagement aufgebaut, mit dessen Hilfe nun systematisch weitere Energieeinsparmaßnahmen identifiziert und umgesetzt werden.

Hannover: Energieeinsparprojekt an 90 städtischen Schulen

Energieteams fahnden nach hohen Energieverbräuchen: Bereits vor fast 20 Jahren begannen Schüler, Lehrer und Hausmeister in Hannover, gemeinsam den Energieverbrauch ihrer Schulen zu untersuchen. Mittlerweile werden die Energieteams durch ein neues Anreizsystem zusätzlich motiviert und durch Energieberater professionell unterstützt. Gemeinsam entwickeln sie Energieeinsparmaßnahmen und setzen diese um. Dabei wird das Thema, zum Beispiel über Energierundgänge, handlungsorientiert in den Schulalltag integriert. Die an dem Projekt teilnehmenden Schulen sparen zusammen mehrere Hunderttausend Euro Energiekosten pro Jahr. Das kommt sowohl der Stadt als auch den Schulen zugute. Letztere werden über Prämien an den Einsparungen beteiligt. Der Fachbereich Gebäudemanagement der Stadtverwaltung koordiniert das Projekt.

Stromsparwettbewerb für Dörfer

Unser Dorf spart Strom: Unter diesem Motto haben die niedersächsischen Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode 2012 einen Stromsparwettbewerb für Dörfer durchgeführt. 32 Orte mit insgesamt fast 8.000 Haushalten nahmen teil. Gesucht wurde das Dorf mit dem niedrigsten Stromverbrauch pro Kopf. In den Orten organisierten Freiwillige – unter anderem aus Vereinen oder Feuerwehren – die Wettbewerbsteilnahme. Sie entwickelten Ideen, um die Haushalte zum Stromsparen zu motivieren, zum Beispiel Sammelbestellungen energieeffizienter Lampen. Die erfolgreichsten vier Dörfer wurden schließlich im Beisein des Niedersächsischen Umweltministers ausgezeichnet und erhielten je eine Photovoltaikanlage. Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahresstromverbrauch von 1.126 Kilowattstunden (kWh) lag das Siegerdorf weit unter dem niedersächsischen Durchschnitt von 2.037 kWh.

Schulsanierung mit Energiewerkstatt

Schulsanierung mit Energiewerkstatt: Die Stadt Löhne hat eine Grundschule nach hohen energetischen Standards saniert und dies zusätzlich vorbildlich in den Unterricht integriert. Der Endenergiebedarf der Schule wurde durch die Sanierung um 27 und der Primärenergiebedarf sogar um 82 Prozent gesenkt. Der Energieverbrauch wird nun kontinuierlich durch das städtische Energie-Controlling überwacht. Die Heizzentrale und einige Dämmelemente wurden offengelegt, sodass die Schüler Energieeffizienz am Beispiel ihrer eigenen Schule erfahren können. Mit der im Zuge der Sanierung eingerichteten Energiewerkstatt wurde eigens ein Raum für energiespezifischen Unterricht geschaffen, den nun alle Schulen der Stadt nutzen (Den Bericht hierzu finden Sie auf S. 7).

Nach dem großen Erfolg des Wettbewerbs in 2013 ist seine Durchführung auch für 2014 wieder geplant. Öffentliche Einrichtungen können sich voraussichtlich ab Februar mit ihren Energieeffizienzprojekten bewerben. Weitere Informationen zum Wettbewerb und den Gewinnerprojekten sowie dem Good-Practice-Label sind abrufbar unter www.energieeffizienz-online.info.

Der Wettbewerb und das Good-Practice-Label sind Teil des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags geförderten dena-Projekts „Kommunikationsplattform zur Unterstützung der nationalen Umsetzung der EU-Energiedienstleistungsrichtlinie“. Im Rahmen der Kommunikationsplattform fördert die dena die Entwicklung des Marktes für Energiedienstleistungen und Energieeffizienzmaßnahmen, indem sie unter anderem über Energieeffizienzmaßnahmen, -technologien und -dienstleistungen informiert, Marktakteure zu möglichen Strategien berät und den Dialog zwischen den Marktakteuren fördert. Zu den Angeboten der Kommunikationsplattform für öffentliche Einrichtungen zählen neben dem Wettbewerb und der Präsentation vorbildlicher Energieeffizienzprojekte unter anderem auch verschiedene Publikationen, wie zum Beispiel der Mini-Wegweiser „Energieeffizienz im öffentlichen Sektor“. Alle Angebote der EDL-
Kommunikationsplattform finden sich im Internet ebenfalls unter www.energieeffizienz-online.info.

 

Annegret-Cl. Agricola

Bereichsleiterin Energiesysteme und Energiedienstleistungen, Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
 

Steffen Joest

Stellv. Bereichsleiter Energiesysteme und Energiedienstleistungen, Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Berlin
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