15.09.2014

Klimaschutz vor Ort gestalten

European Energy Award: Internationales Förderprogramm für Kommunen

Klimaschutz vor Ort gestalten

European Energy Award: Internationales Förderprogramm für Kommunen

Das Programm European Energy Award fördert Energieeffizienz und stärkt Klimaschutzpolitik. | © Pauli N. - Fotolia
Das Programm European Energy Award fördert Energieeffizienz und stärkt Klimaschutzpolitik. | © Pauli N. - Fotolia

Kaum ein Thema wird momentan so heftig diskutiert wie der Klimaschutz, und in nahezu keinem anderen gesellschaftspolitischen Aufgabenbereich schlummern derart viele versteckte Potentiale. Kommunen haben auch hier eine Vorbildfunktion zu erfüllen und – bedingt durch die vielfältigen Aufgabenfelder einer Verwaltung – eine sehr gute Grundlage mit den unterschiedlichsten Ansatzpunkten für ein entsprechendes Engagement.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen, die den Kommunen dabei ihre Unterstützung anbieten. Eines der umfassendsten Instrumente auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene stellt der European Energy Award dar. Dieser begleitet die beteiligten Kommunen in einem fortlaufenden Prozess mit Informationen, Anregungen und konkreten Hilfestellungen. Kommunen, die sich an diesem Programm beteiligen, nehmen dabei in diesem Bereich nicht nur eine Vorreiterrolle mit entsprechendem Imagegewinn ein, sondern können unter anderem auch vielseitige Möglichkeiten der Kostenersparnis nutzen.

Seinen Ursprung findet das Programm in den beiden Projekten „communal labels” und „eurena”. Das Programm dient der Steigerung des Einsatzes regenerativer Energien www.european-energy-award.de/geschichte-hintergrund und hilft gleichzeitig, Einsparungsmöglichkeiten bei der Energienutzung sowie deren effiziente Verwendung zu erkennen und umzusetzen. Die verschiedensten Aktivitäten werden bewertet, geplant und regelmäßig überprüft, sodass bei Bedarf die Steuerung angepasst werden kann (www.european-energy-award.de/european-energy-award/qualitaetsmanagementverfahren/).


Am European Energy Award können alle Städte, Gemeinden und Landkreise teilnehmen, die ihre Energieeffizienz steigern und ihre Klimaschutzpolitik stärken wollen. Dafür braucht es in erster Linie den grundsätzlichen politischen Willen sowie das persönliche Engagement aller später im Prozess beteiligten Akteure.

Ein politischer Beschluss über die Teilnahme am European Energy Award stellt demzufolge die Voraussetzung und Grundlage für die erfolgreiche gemeinsame Arbeit dar. Eine Vereinbarung zwischen der Kommune und der Regionalen Geschäftsstelle oder der Bundesgeschäftsstelle des European Energy Award bindet die Kommune in das eea-Programm ein. Mit Unterstützung eines akkreditierten eea-Beraters erfolgt anschließend die Gründung des Energieteams, das für die Umsetzung des eea in der Kommune verantwortlich ist und dessen Arbeitspensum nicht unterschätzt werden sollte. Damit beginnt die gemeinsame prozessorientierte Arbeit, die sich an dem in der Wirtschaft üblichen Managementzyklus orientiert (hinzu kommen die Zertifizierung und Auszeichnung als eea-spezifische Prozessschritte):

  • Analysieren – Durchführung der Ist-Analyse
  • Planen – Erstellung des Arbeitsprogramms
  • Durchführen – Umsetzung der Projekte
  • Prüfen – Audit
  • Anpassen – Aktualisierung der Ist-Analyse
  • Zertifizierung und Auszeichnung

Mit Hilfe eines umfassenden Maßnahmenkatalogs und durch Unterstützung des eea-Beraters werden die bisher in der Kommune realisierten Energie- und Klimaschutzaktiviäten erfasst, analysiert und bewertet. Das Ergebnis dieser Ist-Analyse ist ein Stärken-Schwächen-Profil der Kommune, welches anhand eines standardisierten Punktesystems – angepasst an die Rahmenbedingungen der Kommune – erstellt wird.

Anhand der Ist-Analyse werden noch nicht ausgeschöpfte Potenziale im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz der Kommune identifiziert und Prioritäten definiert. Auf dieser Basis wird das Energiepolitische Arbeitsprogramm mit einem verbindlichen Maßnahmenplan erarbeitet. Dort werden für die geplanten Aktivitäten Prioritäten, Zuständigkeiten, Zeiträume und Budgets verbindlich festgelegt. Die im Energiepolitischen Arbeitsprogramm festgelegten Maßnahmen werden kontinuierlich umgesetzt.

Die Ist-Analyse mit den daraus resultierenden Initiativen und die Bewertung der Erfolge stellen einen immer wiederkehrenden Prozess dar. Nach der Feststellung der Ausgangssituation werden die Maßnahmen für das kommende Jahr geplant. Erzielte Erfolge werden in Form der Auszeichnung durch den eea-Berater bestätigt. Die Auszeichnung erhält dabei, wer fünfzig Prozent der möglichen Punkte erreicht. Ab fünfundsiebzig Punkten wird man mit dem Award in Gold belohnt. Als Instrumente werden ein Handbuch, das Managementtool mit dem Maßnahmenkatalog und Fragebögen zur Ist-Analyse bereitgestellt. Diese Elemente können neben der Hilfe zur Durchführung auch als Informationslieferant beziehungsweise Nachschlagewerk fungieren. Durch das Forschungsprojekt „communal labels” erhält man alle benötigten Nutzungsrechte für die Umsetzung, außerdem werden von dieser Initiative die Qualitätsstandards überwacht. Unter anderem kann man auch eine Datenbank, welche ungefähr fünfhundert vorbildlich durchgeführte Projekte umfasst, durchstöbern. Inzwischen ist das Managementtool sowie der darin enthaltene Maßnahmenkatalog online zu finden. Die Einteilung der einzelnen Maßnahmen verläuft in sechs Bereichen, welche umfassend den gesamten Handlungsbereich einer Kommune widerspiegeln.

Erfahrungen der Praxis

Welche Erfahrungen haben die Kommunen mit diesem Programm gemacht? Im Rahmen einer Forschungsarbeit an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl wurden die verantwortlichen Mitarbeiter von vier erfolgreichen Kommunen interviewt. Dabei wurden Kommunen unterschiedlichster Größenordnungen ausgewählt, die somit auch die unterschiedlichsten Voraussetzungen und Problemstellungen hatten. Auffallend war, wie die Auswertung ergab, dass einzelne Aspekte bei der Umsetzung des Programms ganz unterschiedlich betrachtet und gewertet wurden: Was in der einen Kommune Probleme machte, war für eine andere kaum der Überlegung wert und umgekehrt. Sehr unterschiedlich erwies sich bereits die Dauer der Umsetzung, die zwischen 14 Monaten bis zu fünf Jahren betrug.

Als geeignete Ansatzpunkte für die Umsetzung wurden eigene Gebäude wie das Rathaus, aber auch Schulen oder Jugendzentren oder etwa die Straßenbeleuchtung gesehen.

Im Fokus standen nicht nur erneuerbare Energien, sondern beispielsweise auch der Ausbau der Infrastruktur für Fahrräder oder Elektroautos sowie die Unterstützung von Haushalten bei der Anschaffung von Solar- und ähnlichen Einrichtungen. Der Aspekt der Kostensenkung spielt dabei eine wichtige Rolle – je nach Größe der Kommune kann die Ersparnis bis zu einem sechsstelligen Eurobetrag ausmachen.

Die Bürgerbeteiligung kann bei der Umsetzung der Projekte zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden. Dabei ist nicht nur auf die Bürger zu achten; es ist außerdem sinnvoll, mit den ortsansässigen Unternehmen in Kontakt zu treten und diese für das Thema Klimaschutz zu erwärmen. Jede Kommune hat hier die Chance, ihre Zukunftsperspektiven im Erfahrungsaustausch mit den anderen teilnehmenden Kommunen positiv zu gestalten.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist eine kurze Zusammenfassung der von Professor Michael Frey an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl betreuten Proseminar-Arbeit zum Thema European Energy Award. In der Oktober- und November-Ausgabe der Fachzeitschrift Ausbildung/Prüfung/Fachpraxis (apf) wird diese Proseminar-Arbeit veröffentlicht. Dort werden die Voraussetzungen für die Teilnahme, die Messinstrumente, Förderungen und Kosten, aber auch die Umsetzung anhand von praktischen Beispielen ausführlich beschrieben sowie die Interviews im Einzelnen wiedergegeben.

 

Prof. Dr. Michael Frey

Mag.rer.publ., Fakultät Rechts- und Kommunikationswissenschaften, Hochschule für öffentliche Verwaltung, Kehl
 

Franziska Schmidt

Studentin im 4. Semester, Public Management gehobener Verwaltungsdienst, Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl
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