30.07.2018

Der digitale Wandel bestimmt unsere Zukunft

Baden-Württemberg zur Leitregion des digitalen Wandels machen

Der digitale Wandel bestimmt unsere Zukunft

Baden-Württemberg zur Leitregion des digitalen Wandels machen

digital@bw vernetzt Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. | © Robert Kneschke - stock.adobe.co
digital@bw vernetzt Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. | © Robert Kneschke - stock.adobe.co

Noch nie in der Menschheitsgeschichte hat sich die Welt so schnell verändert wie heute. Wir sind nicht nur Zeitzeugen einer Neuvermessung der Welt. Wir vermessen sie buchstäblich mit. Zum Beispiel als Konsumenten und gleichzeitig Produzenten auf digitalen Marktplätzen wie Facebook oder Google. Oder mit unseren Smartphones in der Hosentasche, weil sie Daten erzeugen, aus denen neue Dienstleistungen hervorgehen, die unser Leben besser und komfortabler machen. Daten vernetzen alles mit jedem und versprechen ein besseres und sogar ein längeres Leben. Dank personalisierter Medizin, die individuelle Therapien mit exakteren Diagnosen ermöglicht. Oder weil autonomes Fahren die Zahl der Verkehrstoten spürbar reduzieren wird.

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ermöglichen es, dass aus gewaltigen Datenmengen („Big Data“) intelligente Daten werden („Smart Data“). Kleine Computerprogramme, sogenannte Algorithmen, durchforsten sie nach bestimmten Mustern, Gesetzmäßigkeiten oder Korrelationen. In modernen Fabrikhallen führt die Digitalisierung zur Automatisierung der körperlichen Arbeit – bekannt unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“. Künstliche Intelligenz nimmt uns aber nicht nur körperliche Arbeit ab.

Maschinelles Lernen hält auch in Branchen Einzug, die bisher nicht von Künstlicher Intelligenz tangiert schienen. So wie Rechenprogramme besser als Menschen Schach, GO und inzwischen sogar Poker spielen können, können Algorithmen heute schon weniger komplexe juristische Fälle lösen. Damit werden sich in Zukunft auch Jobs von hochqualifizierten Berufstätigen gewaltig verändern. Dieser extrem hohe Durchdringungsgrad neuer Technologien macht deutlich, dass Gesellschaft und Politik den digitalen Wandel umfassend angehen müssen. So zu sagen von A wie Auto bis Z wie Zukunft der Kommunen. Dazu gehört es auch, Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung in den Blick zu nehmen.


Digitalisierungsstrategie digital@bw

Angesichts dieser Entwicklungen hat die Landesregierung in Baden-Württemberg im vergangenen Sommer die landesweite Digitalisierungsstrategie digital@bw auf den Weg gebracht. Baden-Württemberg soll Leitregion des digitalen Wandels werden. Das geht nur mit vereinten Kräften und Kompetenzen – in Teamarbeit mit allen Ministerien und unter breiter Beteiligung vieler Bürgerinnen und Bürger. Die Digitalisierungsstrategie fußt zudem auf einer wissenschaftlichen Analyse der Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg. Mit digital@bw gestalten wir die Digitalisierung in allen Lebensbereichen, unter anderem bei der Intelligenten Mobilität, der Wirtschaft 4.0 oder der Digitalen Zukunftskommune. Dazu setzen alle Ministerien unter der strategischen Dachmarke von digital@bw über 70 Projekte um; darunter viele Modellvorhaben. Lassen Sie uns einen Blick auf einige ausgewählte Modellvorhaben werfen.

Vom Autoland zur Mobilitätsregion

Baden-Württemberg ist die Wiege des Automobils. Mit über 240.000 Beschäftigten ist die Automobilwirtschaft eine Schlüsselbranche im Südwesten. Das Auto wird aber gerade neu erfunden. Schon in naher Zukunft wird es autonom, vernetzt und elektrisch fahren. Beim neuen Geschäftsmodell des vernetzten Autos spielen Daten eine zentrale Rolle. Unter dem Dach von digital@bw werden daher zahlreiche Pilotvorhaben umgesetzt, um von der ersten Stunde an bei der Neuerfindung der Mobilität dabei zu sein.

Zum Beispiel arbeitet bei dem Mobilitätsdaten-Hub moveBW ein Konsortium aus Vertretern der Wirtschaft und Kommunen daran, Verkehrsdaten in Echtzeit auszuwerten. moveBW vernetzt Verkehrsträger wie Bahn, Bus oder ePedelec intelligent über eine offene Datenplattform. Mithilfe einer App können die Bürgerinnen und Bürger schon bald ihre optimale Route wählen, um stau- und stressfrei an ihr Ziel zu kommen. Aktuell wird das Pilotprojekt in der Region Stuttgart in einen dauerhaften Betrieb überführt. Das ambitionierte Ziel lautet: moveBW soll landesweit ausgerollt werden, um die individuelle Mobilität im ganzen Land zu verbessern.

Einen weiteren Meilenstein auf dem Weg in die Mobilität der Zukunft bildet das Anfang Mai feierlich eröffnete Testfeld zum autonomen Fahren. Auf einer Strecke von rund 250 km entsteht in der Technologieregion Karlsruhe ein Erprobungsraum für autonome Fahrzeuge von der Autobahn bis zur Wohnstraße. Firmen und Forschungseinrichtungen können in diesem Reallabor die neuen Technologien rund um das vernetzte Fahren erproben und notwendige Kompetenzen erwerben, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Weitere Testfelder für den automatisierten Betrieb von Kleinbussen, die ihre Kunden individuell von Tür zu Tür befördern, sind in Planung.

Wirtschaft 4.0: Digitalisierung in der Fläche voranbringen

Das Rückgrat der baden-württembergischen Wirtschaft ist der Mittelstand. Doch insbesondere kleine und mittlere Unternehmen tun sich schwer, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren. Die Landesregierung hat daher die Initiative Wirtschaft 4.0 gestartet, um die Digitalisierung in der gesamten Wirtschaft voranzubringen. Dazu gehört auch ein schneller Wissenstransfer von Innovationen in die Unternehmen.

So wurden u. a. zehn Digitalisierungszentren, so genannte Digital Hubs, ins Leben gerufen. Von Südbaden bis Ostwürttemberg werden wir in der Fläche des Landes Experimentierräume einrichten, um kleine und mittlere Unternehmen bei Digitalisierungsvorhaben zu unterstützen. Zusammen mit digitalen Start-ups, Wirtschaft und Forschung sollen sich die Digitalisierungszentren zu Kristallisationspunkten für digitale Innovationen entwickeln. Mit einer Digitalisierungsprämie und Wettbewerben für Digitale Transferprojekte verfolgen wir den Plan, die gesamte Wirtschaft in Baden-Württemberg bei der Transformation ins digitale Zeitalter zu unterstützen.

Digitale Zukunftskommunen

Viele Menschen haben Angst vor den Folgen des digitalen Wandels. Das Tempo der Veränderung und ihre Komplexität verunsichern sie. Daher setzt digital@bw auf die Digitalisierung in den Kommunen. Dort leben und arbeiten die Menschen und spüren diese gewaltigen Veränderungen täglich. In fünf Leuchtturm-Kommunen wie Heidelberg, Ulm, Ludwigsburg, Karlsruhe und einem Landkreisverbund werden in den kommenden zwei Jahren ganz konkrete Visionen zur intelligenten Vernetzung aller Lebensbereiche umgesetzt, die den Bürgerinnen und Bürgern einen greifbaren Nutzen stiften. Vom komfortablen Bürgerkonto über Parking-Apps bis hin zu telemedizinischen Dienstleistungen.

Die Digitalisierung ist mehr als schnelles Internet oder eine digitale Bürgerverwaltung. Die digitalen Zukunftskommunen sollen anschaulich aufzeigen, wie Digitalisierung das Leben der Menschen in den Kommunen bei der Mobilität, Gesundheit oder Verwaltung besser, nachhaltiger und ökologischer machen kann.

Mensch steht im Mittelpunkt

Baden-Württemberg verfolgt mit seiner Digitalisierungsstrategie den Ansatz, die Digitalisierung mit über 70 Projekten innovativ und machbar zu gestalten. Die Digitalisierung soll den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Unter dem Dach von digital@bw vernetzen sich Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und gestalten die Leuchtturmprojekte mit. Denn eines ist klar: Ob wir die Digitalisierung zu einem Erfolgsmodell in Baden-Württemberg machen, hängt auch davon ab, ob wir sie in den Dienst der Menschen stellen und mit unseren „analogen“ Werten aufladen können. Dazu gehören diskriminierungsfreie Algorithmen genauso wie hohe Datenschutzstandards, Schutz unserer Privatsphäre oder das Recht auf Selbstbestimmung.

Während sich diese neue digitale Welt immer schneller dreht, sind wir als mündige Bürgerinnen und Bürger mehr denn je gefragt, sie selbstbestimmt zu gestalten. Abwarten und schauen, was passiert, ist keine Option. Denn Asien oder die USA warten nicht auf uns. Daher mein persönlicher Appell an Sie: Bringen auch Sie sich mit Ihrer Meinung und Ihrer Vision ein und wirken dabei mit, Baden-Württemberg zur Leitregion des digitalen Wandels zu machen!

Weitere Informationen zur Digitalisierungsstrategie der Landesregierung unter: digital-bw.de.

 

Dr. Natalia Jaekel

Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg
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