16.03.2020

Betrugsmasche gegenüber Senioren

Ältere Menschen als Opfer falscher Polizeibeamter

Betrugsmasche gegenüber Senioren

Ältere Menschen als Opfer falscher Polizeibeamter

Im Alter lassen physische und psychische Fähigkeiten nach. | © familie-eisenlohr.de - stock.ado
Im Alter lassen physische und psychische Fähigkeiten nach. | © familie-eisenlohr.de - stock.ado

Ältere Menschen sind häufiger von Betrugsmaschen betroffen. Ihre Hilfsbereitschaft, die wachsende Schwierigkeit vertrauenswürdigen von nicht-vertrauenswürdigen Personen zu unterscheiden und ihre schwächere körperliche Verfassung machen sie zu vermeintlich leichten Zielen für Kriminelle. Obwohl die Maschen der Kriminellen prinzipiell bekannt und Senioren zudem häufig ängstlich sind, funktionieren die Tricks dennoch immer wieder.

Senioren als ideale Opfer

Im Alter lassen physische und psychische Fähigkeiten nach. Davon ist auch das Unterscheidungsvermögen betroffen, ob eine Person und dessen Anliegen vertrauenswürdig ist oder eben nicht. Dadurch sinkt die Fähigkeit zu einem gesunden Misstrauen. Oft kommt im hohen Alter noch eine Demenz hinzu. Wenn Einsamkeit und Unsicherheit hinzukommen, sind sie die idealen Opfer von Betrügern und deren Netzwerken.

Nach dem sogenannten Enkeltrick boomt gegenwärtig die Masche mit falschen Polizeibeamten. Wurden in Köln im Jahr 2016 noch insgesamt 361 Versuche gezählt, zählt die Polizei 2019 schon 2660. Die Täter kämmen Telefonregister zum Teil nach Namen durch. So deuten Vornamen wie Heinz, Erich, Heinrich, Elfriede oder Erna ein höheres Alter an. Am Telefon versuchen die Betrüger zunächst geschickt und mit viel Sympathie, Vertrauen aufzubauen. Sie geben sich besorgt und fragen dann nach im Haus befindlichen Wertgegenständen. Diese wollen sie angeblich vor Einbrechern oder betrügerischen Bankangestellten in Sicherheit bringen. Gleichzeitig treten sie sehr bestimmt auf und setzen die Opfer unter Druck. Sie geben exakte Anweisungen und insistieren, sich an niemand anderen zu wenden. Am Ende des Gesprächs vertrauen die Senioren nur noch den Betrügern.


Täter auch aus arabischstämmigen Großfamilien

Im Lagebild Clankriminalität des LKA Nordrhein-Westfalen wurde die Betrugsmasche mit falschen Polizeibeamten auch Clanmitgliedern zugeschrieben. Die Anrufer selbst sitzen dabei regelmäßig in Callcentern im Ausland, vorzugsweise in der Türkei. Mittels Call-ID-Spoofing werden Telefonnummern wie der Polizeinotruf 110 oder andere Nummern in Deutschland übertragen, damit die Opfer überzeugt sind, dass es sich tatsächlich um die Polizei handelt. Die Abholer, die mit falschen Polizeiausweisen agieren, stammen aus Deutschland. Zum Teil handelt es sich dabei um angeworbene Personen aus prekären wirtschaftlichen Verhältnissen, die aber keine verwandtschaftlichen Bezüge zu den Clans aufweisen.

Senioren brauchen Unterstützung aus ihrem Umfeld

Betrugsversuche gegen Senioren werden meist dann erkannt, wenn ältere Menschen sich einem Angehörigen anvertrauen und nachfragen. Denn häufig hegen sie zwar Zweifel, gehorchen jedoch aus Unsicherheit den Anweisungen der Betrüger. Daher ist es wichtig, dass sich ältere Menschen nicht nur informieren, sondern sich möglichst frühzeitig angewöhnen, Angehörige oder andere Vertraute einzubeziehen, wenn sie Fragen haben oder ihnen etwas komisch vorkommt. Zusätzlich können Vereinbarungen mit der Bank getroffen werden, höhere Geldbeträge nur nach Rücksprache mit benannten Angehörigen abheben zu können. Wenn Senioren auf Nummer sicher gehen wollen, können sie zudem prinzipiell einen Anrufbeantworter laufen lassen und nur dann das Gespräch annehmen, wenn sich eine ihnen bekannte Person meldet.

 

Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl

Professorin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) Nordrhein Westfalen
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