07.05.2018

Neue Impulse für die „Deutsch-Griechische Versammlung“

Interesse an den neuen griechischen Wirtschaftsprogrammen wecken

Neue Impulse für die „Deutsch-Griechische Versammlung“

Interesse an den neuen griechischen Wirtschaftsprogrammen wecken

Griechische Kommunalvertreter knüpfen vielfältige Kontakte mit ihren deutschen Kollegen. | © somartin - stock.adobe.com
Griechische Kommunalvertreter knüpfen vielfältige Kontakte mit ihren deutschen Kollegen. | © somartin - stock.adobe.com

Die Deutsch-Griechische Versammlung (DGV) ist ein Netzwerk zur Förderung kommunaler und regionaler Partnerschaften, das sich seit 2011 dynamisch entwickelt hat. Dieses Netzwerk dient dem themenbezogenen und praktischen Erfahrungsaustausch und ist gleichwohl offen für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Mittlerweile bestehen nahezu 60 feste Partnerschaften, die von deutschen wie griechischen Kommunalvertretern mit Leben gefüllt werden. „Wir haben viele gemeinsame Interessen“, sagt Erik Thürmer, Bürgermeister von Kaltennordheim, stellvertretend für seine Kollegen. Auch Paraskevas Patsouridis, Bürgermeister der nordöstlichen Gemeinde Didimoticho, ist überzeugt von der Bedeutung der engen deutsch-griechischen Zusammenarbeit: „Die DGV strahlt auf ganz Europa aus“.

Griechische Communities in Deutschland

Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär, bezeichnet die Zusammenarbeit griechischer und deutscher Kommunalvertreter als „wohl die engste in Europa mit klarer konzeptioneller Ausrichtung auf Know-How-Partnerschaften!“.

Fest steht: Die DGV kommt in Deutschland und Griechenland bestens an. Das zeigt die ständig wachsende Teilnehmerzahl an den jährlich stattfindenden Konferenzen: Im letzten November waren es in Sindelfingen rund 500 Personen!


Neu ist seit der letzten Jahreskonferenz der Impuls, in die Arbeit der DGV auch die griechischen Communities in Deutschland miteinzubeziehen. Griechischstämmige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sollen dafür gewonnen werden, ihre Netzwerke offensiver einzusetzen, damit Griechenland wieder „starke Schultern“ bekommt, erklärt Hans-Joachim Fuchtel die Zielsetzung. Der Gouverneur der Peloponnes und Vertreter der griechischen Regionen, Petros Tatoulis, sowie der Präsident des griechischen Städte- und Gemeindebundes, Georgios Patoulis, unterstützten diesen Ansatz.

Um den neuen Impuls in die Tat umzusetzen, suchte Hans-Joachim Fuchtel kürzlich seine griechischen Partner auf. Sein Weg führte ihn zunächst ins griechische Wirtschaftsministerium nach Athen, wo er dem dortigen Generalsekretär Lois Labrianidis eine Veranstaltungsreihe in Deutschland vorstellte. Diese soll die Arbeit der DGV in Deutschland bekannter machen. Dabei werden erfolgreiche Projekte vorgestellt, um auch griechischstämmige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu ermutigen, über wirtschaftliches Engagement in ihrer alten Heimat nachzudenken.

„Pro Greece“

Über die praktische Umsetzung dieses Vorhabens sprach der deutsche Staatssekretär mit dem Präsidenten des Zentralverbands der griechischen Kammern, Konstantinos Michalos. Bei der Aktivierung der Auslandsdeutschen für wirtschaftliche Investitionen in Griechenland wird als Medium die Internetplattform „Pro Greece“ mit ständiger Begleitung von der Deutsch-Griechischen Auslandshandelskammer eingesetzt. „Schon jetzt melden sich z.B. Gastronomen, die sich an der Gastronomie an den griechischen Flughäfen beteiligen wollen“, macht PStS Fuchtel in diesem Zusammenhang aufmerksam und fügt hinzu: „Die Deutsch-Griechische Versammlung erhofft sich dadurch ein stärkeres Interesse an den neuen griechischen Wirtschaftsprogrammen“.

In der Stadt Lamia tauschte sich PStS Fuchtel mit Gouverneur Kostas Bakogiannis aus. Auch hier gibt es großes Interesse an Investoren: „Die Region Sterea Ellada hat ausgezeichnete Möglichkeiten, ein stabiles unternehmerfreundliches Klima zu schaffen“, erläuterte der Gouverneur. „Es gibt jedoch noch viel Arbeit, und daher freuen wir uns, die DGV an unserer Seite zu haben.“

Das kommunale Netzwerk der DGV stärkt schon längt die lokale Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze. Ein Beispiel hierfür ist das Gewächshausprojekt eines großen Unternehmens im Raum Alexandroupolis. Auf Vermittlung der DGV wurde der Kontakt zwischen dem Bürgermeister von Alexandroupolis, Evangelos Lambakis, und dem niederländischen Unternehmen hergestellt, das potenzielle Standorte für ein großes Gewächshausprojekt in einer Region Griechenlands suchte. Das Anforderungsprofil war klar definiert: Verfügbare Großflächen, mögliche Nutzung von Erdwärme (Geothermie) und eine gute logistische Anbindung. Alles Voraussetzungen, die Alexandroupolis im Nordosten Griechenlands besitzt.

Das Resultat: Das Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Mio. Euro wird über 450 Arbeitsplätze schaffen. Hinzu kommen noch Arbeitsplätze in anderen Bereichen, wie für Infrastruktur, Verwaltung und Logistik. Das niederländische Unternehmen arbeitet eng mit einem griechischen Unternehmen, der Region und der Kommune zusammen.

Schweißlabor, LED-Beleuchtung, faire Kredite

Griechische und deutsche Kommunal- und Regionalpolitiker arbeiten gemeinsam daran, die Arbeitslosigkeit und insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland zu senken. Die vielerorts eingeführte Berufsausbildung nach dem dualen System hilft dabei. Auf Kreta gibt es das gelungene Beispiel von Schweißerlehrgängen, die durch die Zusammenarbeit mit den Kammern möglich wurden. Hier werden innerhalb kürzester Zeit aus Arbeitslosen Experten, die für den heimischen Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden. Ein inzwischen voll ausgestattetes „Schweißlabor“ sorgt für Kontinuität.

Auch die sukzessive Einrichtung des LED-Straßenbeleuchtungssystems bringt neben dem positiven Effekt der Energiekostensenkung Arbeit ins Land: Jeder Mast will bestiegen, jede Leuchtdiode eingebaut werden. Auf der Insel Thassos gibt es bereits die erste Pilotstrecke. Zustande gekommen ist sie durch den gemeinsamen Erfahrungsaustausch von Bürgermeister Konstantinos Chatziemmanouil und dem griechischen Energie-Institut CRES mit der Region Hannover. Inzwischen haben über 50 griechische Gemeinden Anträge auf LED-Straßenbeleuchtung gestellt. Gutes spricht sich herum und andere ziehen nach. Jetzt sind Finanzierungs- und Umsetzungswege gefunden und Griechenland wird sicher schneller zum breiten LED-Einsatz kommen als viele andere Länder.

Dabei ist es schwierig, in Griechenland gute Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Für griechische klein- und mittelständische Unternehmen bietet sich dank einer DGV-Initiative ein neuer Weg: Die Pro-Credit-Bank, seit Mai 2016 in Thessaloniki vertreten, ermöglicht ihnen unkomplizierte und faire Kredite. Zukünftig soll auch der Erfahrungsaustausch mit Sparkassenvertretern und Vertretern von Genossenschaftsbanken intensiviert werden. Regional denkende und arbeitende Banken können vor Ort mehr leisten als global agierende Banken. Griechische Kommunalvertreter und Wirtschaftsleute wünschen sich dies sehr.

Im Katalog des Bayerischen Pilgerbüros

Besonders deutlich zeigen sich die vielen konkreten Ergebnisse der DGV im Bereich Tourismus. Unter dem Motto: „Was in Mallorca möglich ist, ist auch in Griechenland möglich“ entwickelt die DGV mit ihren Partnern ständig Möglichkeiten zur Saisonverlängerung.

In der Region Epirus wurden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wanderverein neue Wanderwege zertifiziert. Sie führen auf historischen Pfaden vorbei an jahrhundertealten Klöstern und durch atemberaubende Landschaften.

Im Bereich Tourismus dürfen zwei Leuchtturmprojekte der DGV nicht unerwähnt bleiben: Da ist der Pflegeurlaub auf der Insel Rhodos zu nennen, wo Pflegebedürftige gemeinsam mit ihren pflegenden Angehörigen eine Auszeit unter blauem Himmel nehmen können.

Und da ist die Aufnahme der historischen Stadt Philippi bei Kavala in den Katalog des Bayerischen Pilgerbüros für spirituell interessierte Reisende. Die DGV brachte die Akteure vor Ort mit Heidi Ritter, Vertriebsleiterin des BPs, zusammen. Ritters Ziel ist es, die Destination Philippi zu einem weiteren der weltweit berühmten Wallfahrtsorte zu entwickeln. Der Mehrwert für die umliegenden Kommunen liegt auf der Hand.

Überall sichtbare Fortschritte – das ist die Bilanz der sechsjährigen deutsch-griechischen Zusammenarbeit unter dem Dach der DGV.

 

Andrea Dimitriadis

Redakteurin für die Koordinationsstelle DGV im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
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