Mrass: „Wesentliche Verwaltungsleistungen sind nicht medienbruchfrei digital verfügbar“
Der Veranstalter der 7. Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche, Professor Volkmar Mrass, im PUBLICUS-Kurzinterview
Mrass: „Wesentliche Verwaltungsleistungen sind nicht medienbruchfrei digital verfügbar“
Der Veranstalter der 7. Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche, Professor Volkmar Mrass, im PUBLICUS-Kurzinterview

Wo stehen Bund und Länder derzeit bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung? Drei Fragen an Professor Volkmar Mrass im Vorfeld der von ihm initiierten Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche am 8. Oktober.
Sie haben das neue Digitalministerium als Thema der Digitalisierungsgespräch gerückt: Wie beurteilen Sie selbst den Stand der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung?
Mrass: Auf der einen Seite hat Deutschland in den letzten Jahren bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung Fortschritte gemacht. Das spiegelt sich auch in wichtigen internationalen Rankings wieder: In der letzten „UN E-Government Survey“ – dem weltweit einzigen Report, der den E-Government-Entwicklungs-Status aller 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen evaluiert und damit sehr umfassend ist – liegt Deutschland auf Platz 12 von 193 Ländern. Das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu fünf Jahren davor, als Deutschland auf Platz 25 stand.
Auf der anderen Seite gibt es aber nach wie vor viel zu tun: Gerade weil die Leistungen der deutschen Verwaltung für Bürger und Unternehmen deutlich umfassender als in Ländern mit einer viel geringeren Leistungsdichte sind, ist deren digitale Transformation bei uns auch deutlich komplexer.
Vielfach erleben wir nach wie vor, dass wesentliche Verwaltungsleistungen nicht medienbruchfrei digital verfügbar sind. Es muss sich nun zeigen, ob durch die nun erfolgte Bündelung der Digitalisierungsthemen auf Bundesebene in einem gemeinsamen Ministerium schnell Verbesserungen erfolgen.
„Hamburg und NRW liegen derzeit bei digitalen Verwaltungsleistungen vorne“
Sehen Sie hier Unterschiede auf Länderebene und wenn ja – welche?
Mrass: Es gibt Unterschiede auf Länderebene, der Status ändert sich hier aber oft. Nimmt man als Bewertungsmaßstab die Online-Verfügbarkeit aller Verwaltungsleistungen gemäß der Erfassung im „Dashboard Digitale Verwaltung“, dann liegen derzeit, Stand: Ende September 2025, Hamburg und Nordrhein-Westfalen mit 1.598 beziehungsweise 1.484 Verwaltungsleistungen, für welche Onlinedienste flächendeckend verfügbar sind, vorne.
Wobei ein direkter Vergleich auf Grund der Heterogenität der Leistungen in den einzelnen Bundesländern recht schwierig ist.
Was sollte idealerweise das Ergebnis der Diskussionsrunde sein?
Mrass: Wir wollen bei den 7. Ludwigsburger Digitalisierungsgesprächen am 8. Oktober 2025 rund 150 Tage nach Start des neuen Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) mit Repräsentanten der vier großen Felder Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft eine erste Bilanz ziehen. Wir möchten also den Start des BMDS und dessen Ansätze, Kompetenzen und Wirken in den Mittelpunkt stellen.
Bisher gab es in Deutschland bezogen auf die Digitalisierung in der Vergangenheit ja bezogen auf deren organisatorische Einbettung unterschiedliche Ansätze, beispielsweise dezentrale Regelungen mit Verteilung der Zuständigkeiten auf verschiedene Ministerien. Wir wollen am 8. Oktober unter anderem erörtern, welche Maßnahmen das BMDS mit seiner zentralen Bündelung von Digitalisierungs-Zuständigkeiten (noch) angehen und umsetzen sollte, um die Digitalisierung in Deutschland, insbesondere in der öffentlichen Verwaltung, weiter voranzubringen.
Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie diese Mal?
Mrass: Der aktuelle Anmeldestand liegt bei über 400 Teilnehmern.
Anmeldungen zu der Onlineveranstaltung 7. Ludwigsburger Digitalisierungsgespräche sind möglich unter:
https://www.hs-ludwigsburg.de/veranstaltung/7-ludwigsburger-digitalisierungsgespraeche
Zur Person:
Prof. Dr. Volkmar Mrass lehrt an der Hochschule Ludwigsburg Digitale Verwaltungsmanagement und ist Direktor des Instituts für Digitale Plattformen in Verwaltung und Gesellschaft (DPVG).
Mrass hat Wirtschaftswissenschaften (B.Sc.) sowie BWL und Management (MBA) studiert und wurde im Bereich Wirschaftsinformatik zum Doktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Dr. rer. pol.) promoviert. Er bringt Erfahrungen sowohl aus Unternehmen als auch der Wissenschaft mit (Stada GmbH, Finanz Informatik GmbH & Co. KG, Sparkassen Informatik Baden-Württemberg (SI-BW).
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