08.04.2024

Jura on a Budget

Wie Stipendien den Druck lindern

Jura on a Budget

Wie Stipendien den Druck lindern

Die juristische Ausbildung steht im Zeichen des Wandels, während Studierende zunehmend den Aufbau und Verlauf ihres Studiums hinterfragen. 
  |  © Physics Art - stock.adobe.com
Die juristische Ausbildung steht im Zeichen des Wandels, während Studierende zunehmend den Aufbau und Verlauf ihres Studiums hinterfragen. | © Physics Art - stock.adobe.com

Das Jurastudium stellt nicht nur psychisch,1Kock: Fünfte Absolvent:innenbefragung, Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V., S. 111 (2023). sondern auch finanziell eine beträchtliche Herausforderung dar. Mit durchschnittlichen Kosten von ca. 60.000 Euro für etwa elf Semester2Olschner: Was kostet ein Jurastudium?, in: LTO Karriere, https://www.lto.de/karriere/jura-studium/stories/detail/was- kostet-ein-jura-studium-jurastudium (zuletzt abgerufen am 31.01.2024). – bei steigender Tendenz – sind Studierende auf beträchtliche finanzielle Ressourcen angewiesen.

Auf Jurastudierende kommen neben den Grundausgaben für Leben und Wohnen oft noch weitere Belastungen hinzu, etwa für ein Repetitorium oder spezialisierte Fachliteratur. Nach dem Studium folgt nicht selten ein unterbezahltes Referendariat oder ein kostspieliger LL.M.-Studiengang, der schnell einige zehntausende Euro verschlingen kann.3Ab Seite 34 stellt die Autorin auch bezahlbare LL.M.-Ausbildungen vor. Hierbei erweist sich ein Stipendium als wertvoller Retter in der finanziellen Not, der nicht nur das Studium, sondern auch die weitere berufliche Entwicklung erheblich erleichtern kann.

Die Begabtenförderung in Deutschland

Daher spielt die Förderung von begabten und engagierten Studierenden eine entscheidende Rolle in der Bildungslandschaft. In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Begabtenförderungswerken, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, talentierten Studierenden durch Stipendien und umfassende Förderprogramme eine optimale Basis für ihre persönliche und akademische Entwicklung zu bieten – und das Verantwortungsbewusstsein in der Gesellschaft zu fördern.


In diesem Beitrag wollen wir Wege zum Stipendium aufzeigen und fünf verschiedene Bildungswerke vorstellen, die unterschiedlich ausgerichtet sind. Dabei erhält man nicht nur Einblicke in Ziele der Bildungswerke, sondern auch persönliche Perspektiven von Stipendiat:innen im juristischen Bereich, die durch ihre Erfahrungen und Geschichten die Bedeutung dieser Stipendien verdeutlichen.

Insgesamt gibt es 13 Begabtenförderungswerke in Deutschland, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt werden. Dazu heißt es: „Studierende und Promovierende werden als eigenständige und (selbst-)kritisch denkende Persönlichkeiten individuell gefördert, da sie als Leistungs- und Verantwortungsträger die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zukunft unseres Landes entscheidend prägen werden.“

Trotz der wertvollen Rolle, die Begabtenförderungswerke bei der Unterstützung junger Talente spielen, sind sie nicht von Kritik verschont. So seien diese Stipendien Instrumente der Elitenförderung. Die Diskussion um den Begriff „Verantwortungselite“ regt dazu an, genauer hinzusehen, wer von diesen Förderungen profitiert und welche Verantwortung sie tatsächlich trägt.

Auswahlsystem bevorzugt Studierende mit akademischem Hintergrund

Mehrstufige Auswahlverfahren, Gutachten von Hochschullehrenden und Gespräche mit Kommissionen müssen Studierende dabei durchlaufen. Diese zumeist subjektiv geprägten Auswahlverfahren führen oft dazu, Studierende aus privilegierten Elternhäusern zu bevorzugen. Exzellente schulische Leistungen und soziales oder politisches Engagement, so wird argumentiert, seien eine Voraussetzung, die eher Akademikerkinder begünstige und Begabungen bei Arbeiterkindern möglicherweise übergehe.

Diejenigen Studierenden, denen eine Aufnahme in die Stiftungen gelingt, profitieren davon dann erheblich. Die Förderung umfasst finanzielle und ideelle Angebote: Stipendien für Unterstützungsbedürftige, eine einkommensunabhängige Studienkostenpauschale i. H. v. 300 Euro monatlich sowie die Finanzierung von Auslandsaufenthalten und weiteren Forschungsaufenthalten.

Neben der finanziellen Förderung werden Stipendiat:innen durch Akademien, Fachveranstaltungen zur politischen Bildung, Workshops für Schlüsselkompetenzen sowie Networking Events und fachlichen sowie interdisziplinären Austausch ideell gefördert.

Stipendien der Parteien

Interessanterweise floss im vergangenen Jahr eine beträchtliche Summe von knapp 700 Millionen Euro in die politischen Stiftungen von CDU, CSU, SPD, Grünen, FDP und Linken. Diese Mittel dienen der Finanzierung von politischer Bildungsarbeit, Auslandsbüros und Stipendien für Studierende. Hingegen erhielt die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung bisher keine staatliche Förderung. Aufgrund einer Klage der AfD erging im März 2023 ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts,4Urt. v. 22.03.2023, Az. 2 BvE 3/19. das feststellte, dass die Finanzierung parteinaher Stiftungen zukünftig durch ein spezielles Stiftungsgesetz geregelt werden müsse.

Der Beitrag stammt aus „Recht Reloaded 01/2024“ und kann mit einem Klick kostenfrei gelesen werden.

 

 

Kira Kock

ehem. Vorsitzende des Bundesverbands rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
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    Kock: Fünfte Absolvent:innenbefragung, Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V., S. 111 (2023).
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    Olschner: Was kostet ein Jurastudium?, in: LTO Karriere, https://www.lto.de/karriere/jura-studium/stories/detail/was- kostet-ein-jura-studium-jurastudium (zuletzt abgerufen am 31.01.2024).
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    Ab Seite 34 stellt die Autorin auch bezahlbare LL.M.-Ausbildungen vor.
  • 4
    Urt. v. 22.03.2023, Az. 2 BvE 3/19.
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