15.08.2014

International: Connective Cities

Ein neues Städtenetzwerk als Plattform für nachhaltige Entwicklung

International: Connective Cities

Ein neues Städtenetzwerk als Plattform für nachhaltige Entwicklung

Das ambitionierte Projekt „Bahnstadt Heidelberg” gewann 2014 den International Passive House Award. | © pixellab.GmbH
Das ambitionierte Projekt „Bahnstadt Heidelberg” gewann 2014 den International Passive House Award. | © pixellab.GmbH

Das neue Städtenetzwerk bringt Kommunalpolitik und -verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, Fachleute und Bürger zusammen. Ziel ist der Austausch über Konzepte nachhaltiger Stadtentwicklung und gute Beispiele ihrer Umsetzung. Initiiert haben das Netzwerk der Deutsche Städtetag, Engagement Global gGmbH und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute schon in Städten

2014 lebten 3,9 Milliarden Menschen – also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung – in Städten, Tendenz steigend. Denn es sind die Städte, die ein wirtschaftliches Auskommen bieten oder gar Wohlstand versprechen können und immer mehr Menschen anziehen. 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes weltweit wird in städtischen Gebieten erwirtschaftet. Dieses Wachstum stellt Verwaltungen und Planer vor große Herausforderungen, insbesondere wenn Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung berücksichtigt werden sollen bei den Kernaufgaben der Städte wie beispielsweise Energieversorgung, Wohnungspolitik, Wirtschaftsansiedelung oder Verkehrsangebot.

Vernetzte Städte profitieren vom Austausch

Das Städtenetzwerk bietet eine internationale Plattform, sich über diese Herausforderungen nachhaltiger Stadtentwicklung auszutauschen und lösungsorientierte Konzepte wie Ressourcenschonende Raumentwicklung oder Sozialer Urbanismus zu diskutieren. Dies haben Vertreter internationaler und deutscher Städte beim Auftakt des Städtenetzwerks am 24. Juni 2014 in Leipzig eindrucksvoll gezeigt. Fachleute aus städtischen Verwaltungen und Wissenschaftler aus China, Indonesien, Marokko, Kenia, Kolumbien, Ungarn, Serbien, Südafrika und Deutschland haben ihre Projekte vorgestellt. Diese guten Beispiele zu verbreiten, damit auch andere Städte und kommunale Praktiker von erprobten Lösungen profitieren können, ist eines der Ziele des Städtenetzwerkes.


Dialog auf Augenhöhe

Dass es bei der Städte-Plattform auch um einen Dialog auf Augenhöhe geht, zeigte die Diskussion zwischen internationalen und deutschen Experten beim Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung zwischen Ressourceneffizienz und Suffizienz” sehr deutlich. Sie waren sich einig, dass Städte für die Transformation der Weltgesellschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen. Die Experten Sri Indah Wibi Nastiti vom indonesischen Städteverband APEKSI (Asosiasi Pemerintah Kota Seluruh Indonesia) und Linda Mbonambia von der Stadtverwaltung eThekwini/Durban teilten ihre Erfahrungen und Visionen aus Indonesien und Südafrika. Es zeigte sich, dass Städte wichtige Trendsetter im Bereich der nachhaltigen (Stadt-)Entwicklung sind. „Change is not an event, it’s a process”, betonte Linda Mbonambia. In Durban haben Bürger die Möglichkeit, nachhaltige Stadtentwicklung mitzugestalten und auch das indonesische Beispiel zeigt: Wo die Verwaltung mit den Bürgern im Gespräch ist, verbessert sich der städtische Service und die Akzeptanz für städtische Maßnahmen steigt. Dass für diesen Prozess eine gute Portion Kreativität und mutige Persönlichkeiten, die Innovationen vorantreiben, entscheidend sind, wurde am Beispiel der indonesischen Städte ebenfalls deutlich.

Ökologische Vorbilder

Effizientere Energienutzung, reduzierter Energieverbrauch und 100 Prozent erneuerbare Energie: Das ist das Ziel der Bahnstadt Heidelberg. Auf dem Gelände des ehemaligen Frachtbahnhofs entstehen seit 2008 Wohnungen und Arbeitsstätten für 12.000 Menschen. Derzeit leben bereits 1.500 Menschen dort. Das ambitionierte Projekt der Stadt Heidelberg gewann 2014 den International Passive House Award.

Die „Corridors of Freedom” in Johannesburg sind aktuell im Aufbau und ein herausragendes Mobilitätsprojekt, das ganzheitlich gedacht und sozial nachhaltig gestaltet ist. Die Grundidee ist einfach: Öffentlicher Nahverkehr bindet benachteiligte Stadtteile besser an die Innenstadt von Johannesburg. Bewohner benachteiligter Stadtteile gewinnen durch die erleichterte Mobilität auch leichter Zugang zu Bildungseinrichtungen und zum Arbeitsmarkt. Gleichzeitig werden rund um die Busstationen und Bahnhöfe und entlang der „Corridors of Freedom” sozialer Wohnungsbau, Büroflächen, Kultur-, Bildungs- und Gemeinweseneinrichtungen aufgebaut und so die Lebensqualität in den ärmeren Stadtteilen nachhaltig verbessert.

Ausblick: Allianzen schmieden

Allianzen für die nachhaltige Stadtentwicklung schmieden: Dazu tragen zukünftig die Konferenzen, Workshops, Trainings und Fachinformationsreisen bei, die vielfältige Möglichkeiten bieten, sich weiterzubilden und miteinander zu vernetzen. Connective Cities wird noch in diesem Jahr die Ergebnisse der Leipziger Tagung aufnehmen und zu den aufgeworfenen Fragen nachhaltiger Stadtentwicklung fachlich fokussierte Workshops in Deutschland sowie in Afrika, Lateinamerika und Asien organisieren.

Darüber hinaus verschafft Connective Cities über ein neues Webportal kommunalen Praktikern Zugang zu Erfahrungen und „guten Praktiken” sowie zu Experten weltweit. Diese Prozesse wirkungsvoll zu unterstützen ist die Herausforderung, der sich Deutscher Städtetag, Engagement Global / Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und GIZ mit Connective Cities für die Gestaltung nachhaltiger Stadtentwicklung gemeinsam in Zukunft stellen werden.

Fachliche Ansprechpartner sind:

  • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH,
    Dr. Manfred Poppe,
    Telefon 0228 4460–1331,
    manfred.poppe@giz.de

Weitere Informationen zum Städtenetzwerk „Connective Cities” finden Sie unter: www.connective-cities.net

Hinweis der Redaktion: Beachten Sie zu diesem Thema auch den im Richard Boorberg Verlag erschienenen Titel „Die smarte Stadt – Den digitalen Wandel intelligent gestalten“ von Willi Kaczorowski, 2014, 226 Seiten; auch als E-Book erhältlich.

 

Adelheid Schultze

Stabsstelle Kommunikation, Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen, Bonn
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