15.05.2015

Straßenbeleuchtung mit Sparpotenzial

Mit einer Modernisierung können Kommunen Ausgaben deutlich senken

Straßenbeleuchtung mit Sparpotenzial

Mit einer Modernisierung können Kommunen Ausgaben deutlich senken

Investitionen in moderne und energieeffiziente Leuchtmittel lohnen sich. | © Petair - Fotolia
Investitionen in moderne und energieeffiziente Leuchtmittel lohnen sich. | © Petair - Fotolia

In fast allen Städten und Gemeinden steht das Thema Straßenbeleuchtung derzeit ganz oben auf der Agenda. Denn die Anlagen, die den öffentlichen Raum erhellen, sind in Deutschland überwiegend veraltet und dementsprechend wartungs- und kostenintensiv.

Das ist jedoch nicht der einzige Punkt, der Kommunen zum Handeln zwingt: Ab dem 13. April 2015 verschwinden Quecksilberdampflampen gemäß der EU-Ökodesign-Richtlinie nach und nach aus dem Handel. Sie machen derzeit durchschnittlich noch 18 Prozent des Bestands aus. Um sie zu ersetzen, müssen Kommunen zunächst Investitionen schultern. Doch Investitionen in moderne und energieeffiziente Leuchtmittel bieten die Chance, die Ausgaben in diesem Bereich deutlich zu senken. Das Einsparpotenzial ist erstaunlich hoch.

Eine hoheitliche Aufgabe

Die Straßenbeleuchtung ist Teil der kommunalen Infrastruktur und zählt zu den wichtigen hoheitlichen Aufgaben von Städten und Gemeinden. Im kommunalen Haushalt macht sie einen großen Posten aus. Ein Drittel der insgesamt benötigten Energie wird dafür verbraucht. Die Kosten steigen immer weiter: Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC mussten Städte und Gemeinden allein in den vergangenen vier Jahren 25 Prozent mehr für ihre Straßenbeleuchtung aufwenden. Kostete ein Lichtpunkt im Jahr 2010 noch zwischen 79 und 101 Euro, sind es heute jährlich 99 bis 130 Euro. Die Anlagen tun im Schnitt schon seit 20 Jahren ihren Dienst und sind entsprechend störanfällig- und wartungsintensiv. Neben dem zu hohen Energieverbrauch (52 Prozent der Gesamtkosten) erweist sich deshalb auch die Betriebsführung, zu der Wartung und Instandhaltung zählen, als Kostentreiber.


Im Zuge der Modernisierung der Straßenbeleuchtung erobert die LED-Technologie den öffentlichen Raum. Gerade in den vergangenen vier Jahre hat die Leuchtdiode (LED) den Durchbruch geschafft: War ihr Anteil 2010 mit weniger als einem Prozent noch verschwindend gering, ist laut der PwC-Studie heute bereits jede zehnte Leuchte damit ausgestattet. Die anfängliche Skepsis, ob diese Technik genügend ausgereift ist, hat sich inzwischen gelegt. Wurden Leuchtdioden zunächst nur für Straßenleuchten in Anliegerstraßen und Wohngebieten genutzt, sind sie heute auch entlang von Hauptverkehrsstraßen zu finden. Bei aktuellen Investitionen setzt mehr als die Hälfte der Kommunen (55 Prozent) überwiegend auf LEDs, weitere 23 Prozent machen dies vermehrt. Und dieser Trend wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahren fortsetzen.

Neun Millionen Lichtpunkte

Diese moderne Technologie birgt im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtmitteln zum Teil enorme Einsparpotenziale. Der wachsende LED-Anteil macht sich schon jetzt energetisch bemerkbar: Verbrauchte ein Lichtpunkt im Jahr 2010 im Schnitt 340 Kilowattstunden pro Jahr, waren es 2014 nur noch 300 Kilowattstunden. Das entspricht einer Reduktion von zwölf Prozent. Hochgerechnet auf die rund neun Millionen Lichtpunkte, die in Deutschland in Betrieb sind, ergeben sich bei Kosten von 25 Cent pro Kilowattstunde auf diese Weise Einsparungen von 90 Millionen Euro jährlich. Die Möglichkeiten sind damit aber noch längst nicht ausgeschöpft: Die Vorreiter unter den Städten und Gemeinden erreichen heute schon niedrige Verbrauchswerte von durchschnittlich bis zu 240 Kilowattstunden pro Lichtpunkt und Jahr. Auf ganz Deutschland bezogen entspräche das bei Stromkosten von etwa 25 ct/kWh nochmals einer Kostenreduktion von 135 Millionen Euro. Mit einem flächendeckenden Einsatz von LED-Lampen würden sich weitere 90 Millionen Euro einsparen lassen. Zusätzliche Effekte in ähnlicher Höhe ergeben sich aus einer intelligenten, bedarfsgerechten Steuerung während der Nacht.

Konzepte neu überdenken

Das Beispiel der baden-württembergischen Städte Ludwigsburg und Kornwestheim macht deutlich, welche Vorteile es hat, wenn Kommunen das Thema Straßenbeleuchtung von Grund auf angehen: Im vergangenen Jahr übernahmen dort die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH das Anlagevermögen und den Betrieb der Straßenbeleuchtung mit dem Ziel, die Infrastruktur zu optimieren und möglichst flächendeckend auf LED-Lampen umzurüsten. Es galt, Prozesse zu standardisieren, die Vorteile der Nähe zum Verteilnetz zu nutzen und die Leuchtenvielfalt zu reduzieren. Über eine entsprechende Ausgestaltung des Modells werden Anreize für die Stadtwerke geschaffen, die Modernisierung zügig abzuwickeln. Beispielsweise werden in Ludwigsburg bis 2018 etwa 20 Prozent der rund 11.000 Leuchten im Stadtgebiet ausgetauscht, über die gesamte Vertragslaufzeit von 20 Jahren hinweg sogar 90 Prozent des Bestandes. So lassen sich mittelfristig mehr als 40 Prozent an Energiekosten einsparen.

Trotz vieler Argumente, die für eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung sprechen, gehen viele Kommunen das Thema noch verhalten und punktuell an. Was Städte und Gemeinden davon abhält, LED-Lampen in größerem Umfang oder sogar flächendeckend zu nutzen, sind die relativ hohen Investitionskosten. 84 Prozent der Befragten nannten das als entscheidenden Hinderungsgrund. Eine weitere Hürde bildet für 54 Prozent die Unsicherheit, ob sich diese Technik langfristig als wirtschaftlich erweist.

Investitionen rechnen sich

Die Anschaffung von Leuchtdioden kann sich bereits in fünf bis acht Jahren amortisieren, ausschlaggebend sind der jeweils aktuelle Bestand und der entsprechende Modernisierungsbedarf der Lichtpunkte. Angesichts steigender Energiepreise und weiter sinkender Herstellungskosten könnte sich eine Modernisierung in Zukunft sogar noch schneller rechnen. Denn es sind nicht nur die Energiekosten, die entscheidend zu Buche schlagen: Nach Erfahrungen vieler Betreiber reduzieren sich auch die Kosten für die Instandsetzung, die bei alten und störanfälligen Anlagen in steigendem Maß nötig war. Allein auf die Betriebsführung entfällt derzeit gut ein Viertel der Gesamtkosten für die öffentliche Beleuchtung. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die gesteigerten technischen Anforderungen beim Einsatz von LEDs und die entsprechend notwendige Qualifikation der Mitarbeiter.

Deswegen sollten Kommunen, die ihre Straßenbeleuchtung optimieren wollen, zunächst eine Bestandsaufnahme machen, die nicht nur die vorhandenen Anlagen selbst umfasst, sondern auch Betriebskonzepte und Finanzierungsmodelle. Derzeit betreiben 45 Prozent der Kommunen die Straßenbeleuchtung in Eigenregie. Alternativ zeichnen kommunale Energieversorger (26 Prozent) oder sonstige Energieversorgungsunternehmen (28 Prozent) als Dienstleister innerhalb von Betriebsführungsverträgen für die Anlagen verantwortlich. Kaufmännische Arbeiten werden von 60 bis 70 Prozent der Kommunen selbst übernommen, während technische Aufgaben wie Instandsetzung und Wartung mit 80 Prozent überwiegend extern vergeben werden.

Alternative Betriebsmodelle

Welche Chancen es mit sich bringt, wenn Kommunen sich die Mühe machen, das Konzept ihrer kommunalen Straßenbeleuchtung komplett neu zu überdenken, zeigt sich ebenfalls am Beispiel Ludwigsburg und Kornwestheim. Dort haben sich die Städte für ein umfassendes Paket der Stadtwerke inklusive festgelegtem Investitionsprogramm und entsprechender Finanzierung entschieden.

Aus Sicht der Städte bringt dieses Modell eine Reihe entscheidender Vorteile mit sich: Ein Lichtliefervertrag und ein zwischen den Städten und Stadtwerken abgestimmter technischer Beleuchtungsplan regeln ganz klar Leistungen und Zuständigkeiten. Die Städte profitieren zudem von einer höheren Planungssicherheit, da die Lichtlieferung über ein weitgehend konstantes Entgelt abgerechnet wird. Schwankungen durch Investitionsspitzen gehören damit der Vergangenheit an.

Dank entsprechender Regelungen im Beleuchtungsvertrag können die Kommunen auch weiterhin Anliegerbeiträge erheben oder Förderprogramme nutzen, die sich ausschließlich an Kommunen richten. Solch umfassende Regelungen bieten für Städte und Gemeinden die Chance, mit weniger Investitionen in kürzeren Zeiträumen vergleichsweise hohe Energieeinsparungen zu erzielen.

Gerrit Birkemeyer

Gerrit Birkemeyer

Experte für kommunale Energieversorgung und Straßenbeleuchtung, Wirtschafts-prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, Düsseldorf
André Müller

André Müller

Dipl.-Wirtsch.-Ing., Experte für kommunale Energieversorgung und Straßenbeleuchtung, Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, Düsseldorf
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