10.09.2018

Seriosität, Zuverlässigkeit und Kompetenz

Die öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft –
Teil 3

Seriosität, Zuverlässigkeit und Kompetenz

Die öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft –
Teil 3

Im Bewachungsgewerbe ist es mitunter schwierig, geeignetes und qualifiziertes Personal zu finden. | © vector_factory - stock.adobe.com
Im Bewachungsgewerbe ist es mitunter schwierig, geeignetes und qualifiziertes Personal zu finden. | © vector_factory - stock.adobe.com

Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage ist es mehr denn je von Bedeutung, dass Sicherheitsunternehmen und ihre Mitarbeiter von der Gesellschaft anerkannt und respektiert werden. Welche positiven und negativen Einflussfaktoren es gibt, die die öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitsdienstleister bestimmen, lesen Sie in loser Folge in der Reihe „Öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft“. Im aktuellen Beitrag geht es um die Frage, welche Rolle das Verhalten der einzelnen Sicherheitsmitarbeiter spielt.

Der persönliche Kontakt mit privaten Sicherheitsdienstleistern

Es wird immer wieder deutlich, dass diejenigen, die bereits persönliche Kontakte mit Sicherheitsmitarbeitern hatten, eher eine negative Wahrnehmung von deren Arbeit und deren Verhalten haben. Im Gegensatz dazu haben diejenigen, die bisher noch keine Erfahrungen mit privaten Sicherheitsdienstleistern gesammelt haben, eine deutlich positivere Meinung.

In der Vergangenheit wurden Berichte über Sicherheitsmitarbeiter bekannt, die Flüchtlinge misshandelten, erniedrigten und darüber hinaus diese Taten mit Fotos und Videos selbst festhielten. Diverse Medien äußerten sich zu diesen Vorfällen, indem sie berichteten, wenn man sich dieses Bildmaterial anschaue, käme es einem vor, als wären die Sicherheitsmitarbeiter auf ihr Verhalten stolz. Am häufigsten werden ethisch-moralische Gründe für die starke Ablehnung einer Branche genannt. Demnach ist es folgenschwer, wenn zahlreiche Medien ausführlich über entwürdigende Szenen berichten, die sich in Asylbewerberheimen, wie im nordrhein-westfälischen Burbach oder Essen, durch private Sicherheitsdienstleister abgespielt haben.


Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit

Eigenschaften wie Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit haben erheblichen Einfluss auf dem Weg zu einer positiven Wahrnehmung und nur durch Seriosität, Zuverlässigkeit und Kompetenz können Wertschätzung und schließlich Vertrauen gewonnen werden. Es ist demzufolge unglaubhaft, wenn das Verhalten der privaten Sicherheitsmitarbeiter im Widerspruch zu den vermittelten Werten steht. Es handelt sich um einen groben Verstoß gegen die Faktoren der Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit und somit werden Sicherheitsdienstleister unglaubwürdig, wenn sie einerseits für Sicherheit stehen, aber anderseits Flüchtlinge misshandeln und sich menschenunwürdig verhalten. Solche Ereignisse werfen ein Licht auf eine Branche, die aufgrund diverser Gründe immer wieder negativ auffällt (siehe Beitragsreihe 1-6 „Öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft“).

Schlagstöcke, Schlagringe und Pfefferspray

Nach den skandalösen Vorfällen in den Asylbewerberheimen wurde deutlich, warum es zu solchen Zuständen kommen konnte. Im Aufenthaltsraum der Sicherheitsmitarbeiter befanden sich Schlagstöcke, Schlagringe und Pfefferspray. Weiterhin stellte sich im Nachhinein heraus, dass gegen die Sicherheitsmitarbeiter bereits wegen Diebstahls, Körperverletzung, Betrugs und Drogendelikten ermittelt wurde. Diese Voraussetzungen in einem sehr sensiblen Bereich können zu prekären Situationen führen und die schwarzen Schafe der Branche sorgen immer wieder erneut für Ärger in der Branche. Aber seinen in der Hinsicht schlechten Ruf verdankt das Bewachungsgewerbe nicht nur den aktuellen Ereignissen in den Asylbewerberheimen, sondern auch dem martialischen Auftreten und dem brutalen Umgang einiger Sicherheitsmitarbeiter mit Kleinkriminellen, Betrunkenen und Obdachlosen. Inkompetente und falsch eingesetzte Mitarbeiter beeinträchtigen den Ruf der Sicherheitsbranche, wenn sie Kompetenzgrenzen überschreiten. Es scheint so, als hätten viele Unternehmen noch nicht erkannt, wie wichtig das Auftreten oder Erscheinungsbild ihrer Mitarbeiter für das Image der gesamten Branche ist.

Unseriöse Mitarbeiter

Eine eigenständig durchgeführte Onlineumfrage von Lydia Limpach im Zuge ihrer Masterarbeit „Öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft“ macht die einflussreichsten Faktoren für die Entstehung eines negativ behafteten Images im Bewachungsgewerbe deutlich. An erster Stelle stehen mit 78,6% die zweifelhaften, unseriösen Mitarbeiter. Die Befragten hatten die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu berichten, und gaben an, dass Sicherheitsmitarbeiter teilweise als „abschreckende Muskeltypen“ wahrgenommen werden, die sich „prollig“ sowie „vulgär“ artikulieren. Auf den ersten Blick wirken manche Sicherheitsmitarbeiter sogar hilflos, kränklich und unsportlich, mit einem unvorteilhaften optischen Erscheinungsbild.

Es ist zu kritisieren, dass Sicherheitsmitarbeiter oftmals ein sehr schlechtes und unprofessionelles Verständnis von ihrer Arbeit mitbringen. Hinzu kommt, dass sie häufig überfordert sind und nicht wissen, wie sie sich richtig verhalten müssen. Deswegen werden sie oft als „wannabes“ angesehen. Die Bezeichnung als „Möchtegern-Sicherheitsmitarbeiter“ zeigt, dass die Gesellschaft ein schlechtes Bild von Sicherheitsmitarbeitern hat, die durch inkompetentes Verhalten negativ auffallen.

Klischees und Stereotypen

Besonders schwerwiegend ist die Problematik, geeignetes und qualifiziertes Personal im Bewachungsgewerbe zu finden. Grund dafür ist, dass es Unternehmen aus unattraktiven Berufsbranchen oft schwer haben, geeignetes Personal zu gewinnen, denn es wurde nachgewiesen, dass sich das Branchenimage signifikant auf das Unternehmensimage auswirkt. Unternehmen aus weniger angesehenen Branchen unterliegen häufig Klischees und werden in Stereotypen eingeordnet. Die Gesellschaft kann so besser kategorisieren und sich in der komplexen Welt zurechtfinden. Besonders problematisch wirkt sich das jedoch aus, wenn es um die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter geht. Das Bewachungsgewerbe kann mit Branchen wie dem Baugewerbe verglichen werden. Das Baugewerbe hat ein eher negatives Image; Bewerber übertragen das auf die einzelnen Unternehmen und folglich ist der Arbeitsplatz dort vergleichsweise unbeliebt. Weiterhin fällt das stolze Gefühl weg, ein Teil des Unternehmens oder des entsprechenden Berufsbildes zu sein, denn es ist unangenehm, sich zu rechtfertigen, warum man in diesem Beruf arbeitet.

Negatives Branchenimage

Aufgrund dieser Faktoren ist es kein Wunder, dass über 70% der privaten Sicherheitsdienstleistungsunternehmen Schwierigkeiten haben, geeignete Bewerber und somit Sicherheitsmitarbeiter zu gewinnen. Die Unzufriedenheit, im Bewachungsgewerbe tätig zu sein, spiegelt sich auch in der hohen Mitarbeiterfluktuation wider. Die Arbeitsvoraussetzungen – wie überlange Arbeitszeiten, geringe Löhne und mangelnde Qualifizierungen – vermitteln das Gefühl einer niedrigen und minderwertigen Arbeit und das wird negativ in der Gesellschaft wahrgenommen. Das Bewachungsgewerbe gilt bei der Bevölkerung als unattraktiver Arbeitsplatz, was sich wiederum auf das Branchenimage auswirkt. Es ist zu beobachten, dass gerade in unbeliebten Bereichen Personen anfangen zu arbeiten, die selbst chancenlos und ohne Zukunft sind. Ebenfalls seien die Mitarbeiter oftmals unzufrieden und das spiegelt sich, wie die Vergangenheit gezeigt hat, oft in deren Verhalten wider. Diese Abhängigkeiten erscheinen wie ein Teufelskreis, den es jedoch zu durchbrechen gilt, im Interesse der Branche und der Gesellschaft.

 

Hinweis der Redaktion: Der Beitrag wird fortgesetzt; er stammt aus einer 6teiligen Beitragsreihe, abgeleitet von der Masterarbeit mit dem Titel „Öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft – Eine empirische Untersuchung“ von Lydia Limpach.

 

 

Lydia Limpach

Prüferin bei der IHK Berlin. ProfilPASS-Beraterin

Diskutieren Sie über diesen Artikel

n/a