15.03.2015

Die Zukunft der Mandantenkommunikation

Vorteile und Möglichkeiten der „virtuellen Anwaltskanzlei”

Die Zukunft der Mandantenkommunikation

Vorteile und Möglichkeiten der „virtuellen Anwaltskanzlei”

Die Anwaltskanzlei 2.0 – Mandantenbetreuung im Netz.|© Robert Kneschke - Fotolia
Die Anwaltskanzlei 2.0 – Mandantenbetreuung im Netz.|© Robert Kneschke - Fotolia

Im Internet kann man heute jedwede Art von Produkt oder Dienstleistung vergleichen und in nahezu Echtzeit Informationen zu Preisen, Empfehlungen oder Garantien einholen. Das World Wide Web hat damit viele Märkte grundlegend verändert. Der Rechtsberatungsmarkt in Deutschland hingegen ist für potentielle Mandanten wie auch für Kanzleien selbst gemessen an der rasanten Entwicklung anderer Bereiche noch unübersichtlich und nur bedingt zeitgemäß aufgestellt. Viele Rechtsratsuchende haben das Problem, dass sie schlicht und einfach nicht wissen, wie sie den richtigen Rechtsanwalt finden und nicht einschätzen können, welche Kosten mit einer fundierten Rechtsberatung im jeweiligen Fall verbunden sind.

Auf der anderen Seite sehen sich viele Rechtsanwälte und Kanzleien mit Problemen wie steigendem Zeitdruck, der Suche nach den passenden Lösungen für moderne Kommunikation wie Video Conferencing oder Fragen der Datensicherheit und des Datenmanagements konfrontiert. Jeder Rechtsanwalt hat eine individuelle Vorstellung von Kanzleimanagement und Mandantenkommunikation und nur wenige Großkanzleien können ihren Mandanten bereits heute entsprechende Lösungen anbieten.

Alternativen sind aber möglich. Ein Beispiel ist die Ende 2013 gegründete Plattform „Jurato.de“, ein Marktplatz für Rechtsfälle auf der einen, ein modernes, individuelles Online-Kanzleimanagement für Anwälte auf der anderen Seite.


Rechtsberatungsmarktplatz – neue Mandate für Rechtsanwälte, Leistungsvergleich für Ratsuchende

Wer ein rechtliches Problem hat, kann dieses auf dem Marktplatz von Jurato anonym schildern, ganz unabhängig, ob Einzelperson, Unternehmen oder auch Kommune. Häufig betreffen die rechtlichen Probleme Felder wie Arbeitsrecht, Mietrecht, Verkehrsrecht, Familienrecht oder Vertragsrecht. Daneben sind auch Themen wie Medizinrecht, GmbH-Gründungen, Markenanmeldung, Versicherungsrecht und Sozialrecht häufig von Interesse. Mit dabei sind aber auch Angelegenheiten mit verwaltungsrechtlichem Bezug. Es werden Rechtsanwälte gesucht, die zu Fragen rund um Genehmigungserteilungen beraten, z. B. bei anstehenden Baugenehmigungsverfahren. Darüber hinaus nutzen Mandanten die Plattform bei der Suche nach der passenden Rechtsberatung hinsichtlich der Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen, Bewilligungen von Studienplätzen, Vorgehen gegen Strafzettel oder dem Erwirken von Wegerechten. Durch den einfachen und schnellen Zugang zu kompetenter Rechtsberatung, gerade auch in verwaltungsrechtlichen Fragen, können damit eine Vielzahl offener Punkte bereits frühzeitig juristisch geprüft und im Idealfall deutlich abgekürzt werden – sowohl für Verwaltungen als auch für den Antragsteller.

Wie macht man im Internet „Recht einfach“?

Konkret, beispielsweise im Falle einer Frage einer strittigen Baugenehmigung, können Ratsuchende über die Plattform einfach und schnell kostenfrei ihren Fall schildern, konkrete Rechtsfragen stellen sowie entsprechende begleitende Dokumente hochladen. Rechtsanwälte hingegen legen schon bei der Registrierung fest, aus welchen Rechtsgebieten sie Fallangebote erhalten möchten. Die jeweiligen themenbezogenen Fälle werden dann bequem per E-Mail weitergeleitet. So ist sichergestellt, dass die Plattform auch auf Anwaltsseite einen Mehrwert in der Mandantenakquise bedeutet und nur potentiell passende Rechtsbereiche angefragt werden. Wenn ein Mandat passend erscheint, antworten Anwälte oder Kanzleien mit einem Angebot an den jeweiligen Rechtsratsuchenden, der sich dann auf Basis des aus seiner Sicht am besten passenden Angebots für eine Beratung entscheidet. Meist handelt es sich dabei zunächst um Angebote für eine Erstberatung. Jedoch bieten Rechtsanwälte auch konkrete Leistungspakete an, z. B. einen Komplettpreis für die Prüfung eines Arbeitsvertrages oder eines Bescheids. Jeder Anwalt entscheidet selbst, wie und in welchem Umfang die Plattform und die jeweiligen Services genutzt werden. Er hat die Möglichkeit, sich einen neuen, überregionalen Mandantenstamm aufzubauen oder das Angebot als eigene Online-Kanzlei zu nutzen, um mit Mandanten – unabhängig ob über die Plattform gewonnen oder nicht – zu kommunizieren.

Transparente Rechtsberatung für Ratsuchende – Zeitersparnis und Zahlungssicherheit für Anwälte

Möchte ein Rechtsanwalt die rechtliche Beratung für einen Fall übernehmen oder eine Rechtsfrage auf dem „Marktplatz“ beantworten, so kann er ein Beratungsangebot abgeben, in welchem er kurz erläutert, in welchem Umfang er eine rechtliche Beratung anbietet und was der Ratsuchende für diese Leistung bezahlt. Der jeweils Ratsuchende hat dann die Möglichkeit, Beratungsleistungen und -kosten zu vergleichen. Nach Annahme eines Beratungsangebots wird der Rechtsanwalt informiert, dass sein Angebot angenommen wurde. Das Honorar, welches der Rechtsanwalt in seinem Beratungsangebot festgelegt hat, bezahlt der Mandant vorab. Dafür nutzt Jurato den sicheren und zertifizierten Zahlungsdienst Mangopay.

Bei Annahme des Beratungsangebots erhält der jeweils Ratsuchende auch eine Widerrufsbelehrung. Diese Widerrufsbelehrung spricht Jurato automatisch für den Rechtsanwalt aus. Würde der Ratsuchende nach vollständiger Erbringung der vereinbarten Beratungsleistung von seinem gesetzlichen Widerrufsrecht Gebrauch machen, so hätte dies andernfalls zur Folge, dass der jeweils betroffene Rechtsanwalt das vorab gezahlte Honorar an den Ratsuchenden zurückerstatten müsste. Verbraucher haben bei Fernabsatzverträgen, auch wenn es sich bei dem Vertragsgegenstand um eine Dienstleistung handelt, die man nicht zurückgewähren kann, ein Widerrufsrecht.

Um einen entsprechenden Widerruf zu vermeiden, muss der Ratsuchende bei Annahme eines Beratungsangebots durch Anklicken einer Opt-in-Checkbox erklären, dass er die Rechtsberatung so schnell wie möglich erhalten möchte und deshalb verlangt und ausdrücklich zustimmt, dass mit der Rechtsberatung vor Ablauf der Widerrufsfrist begonnen werden soll und dass sein Widerrufsrecht bei vollständiger Erfüllung der Rechtsberatungsleistung erlischt. Dies entspricht nach § 356 Abs. 4 BGB den Forderungen des Gesetzgebers. Der Rechtsanwalt hat somit über die Plattform auch bezüglich des gesetzlichen Widerrufsrechts Sicherheit.

Sobald der Ratsuchende dem Widerrufsrechtsverzicht zugestimmt und das Honorar auf der Jurato Plattform bezahlt hat, wird die Online-Akte an den Rechtsanwalt freigegeben. Der Honorarbetrag wird sofort auf dem Mangopay-Konto des Rechtsanwalts gutgeschrieben. Über das jeweilige Guthaben kann sofort verfügt und eine Auszahlung auf ein Kanzlei- oder beliebiges anderes Girokonto veranlasst werden. Auf diesem Wege entfallen auch Fragen ausstehender Honorarforderungen auf Seiten des Anwalts.

Mit Zustimmung des jeweiligen Mandanten zu den Geschäftsbedingungen und der Widerrufsbelehrung kann der Rechtsbeistand den betreffenden Fall umgehend in seinem Jurato-Account verwalten. Dort wird automatisch eine Online-Akte angelegt, in welcher Termine und Fristen eingetragen sowie Nachrichten und Dokumente mit dem Mandanten ausgetauscht werden können. Neben einer klassischen Chat-Funktion gibt es zudem die Möglichkeit, auch per Video-Chat zu kommunizieren. Für Anwälte und Kanzleien hat die Online-Akte unter anderem den Vorteil, dass alle relevanten Daten und Informationen inklusive der jeweiligen Honorarvereinbarungen jederzeit gesammelt eingesehen werden können.

Sicherer als E-Mail – SSL-Verschlüsselung und Datenspeicherung auf deutschen Servern

Die Sicherheit von Daten und Payments im Netz ist ein immer größer werdendes Thema. Sichere Verschlüsselung ist inzwischen genauso wichtig wie die Frage von Server- standorten. Auch dies sind Fragen, die auch für Juristen in Kanzleien und Verwaltung eine immer größere Rolle spielen. Und es gibt passende Antworten darauf. Zum einen die Frage der Verschlüsselung – jedwede Kommunikation über die Plattform ist durch den SSL-Standard verschlüsselt. Eine unbedingte Selbstverständlichkeit, nicht nur hinsichtlich der Sensibilität mancher juristischer Sachverhalte. Auf der anderen Seite wurde beim Aufbau der Seite sichergestellt, dass alle über Jurato geteilten oder weiterverarbeiteten Daten ausschließlich auf Servern in Deutschland gespeichert werden und entsprechend auch unter deutsche Datenschutzbestimmungen fallen. Dadurch ist die Kommunikation über die Plattform in den allermeisten Fällen sicherer als – abhängig vom jeweiligen Provider – die Kommunikation via E-Mail. So können Mandant und Anwalt tatsächlich sicher und geschützt Dokumente und Daten austauschen.

Software as a Service – einfach, schnell und sicher

In Zukunft werden noch mehr Features auf der Plattform eingebunden. Rechtsanwälte können die Dienste von Jurato als webbasierte Software, einer sogenannten SaaS (Software as a Service), nutzen. Nach Ablauf einer 30-tägigen Testphase kann eine monatlich kündbare Mitgliedschaft abgeschlossen werden. Dafür ist ein Lizenzsystem im Aufbau. Rechtsanwälte haben unter anderem die Möglichkeit, auch mobil mit Mandanten einfach und sicher kommunizieren zu können. Entsprechende Services werden sofort einsetzbar sein und müssen nicht auf den jeweiligen Rechnern installiert und angepasst werden. Dadurch können Anwälte von jedem PC mit Internetbrowser aus auf die entsprechenden Onlineakten bei Jurato zugreifen. Die Datenverschlüsselung und sichere Speicherung über klar definierte Server und Datenbanken bleibt gewährleistet. Und auch in Fragen der SaaS-Nutzung gilt der Grundsatz einer möglichst hohen Flexibilität und Anwenderfreundlichkeit. Anders gesagt, jeder Rechtsanwalt kann je nach seinen Bedürfnissen diejenigen Features nutzen, die für ihn am besten passen.

Jurato zeigt, wie ein virtueller Marktplatz für Rechtsfragen und eine moderne Kommunikation zwischen Mandant und Anwalt heute aussehen kann. Jurato wurde im September 2013 nach einer Erstfinanzierung durch den ProSiebenSat.1 Accelerator von Alexander Gloning, Dr. Philipp Venohr und mir, Philipp von Bülow, gegründet. Luis Höfer ergänzt als CTO die operative Geschäftsführung im Team.

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