15.02.2015

Auf der Flucht

Effiziente Lösungsansätze für die sogenannte „Chaos-Phase”

Auf der Flucht

Effiziente Lösungsansätze für die sogenannte „Chaos-Phase”

Effiziente Lösungsansätze für die sogenannte „Chaos-Phase”|©
Effiziente Lösungsansätze für die sogenannte „Chaos-Phase”|©

Sie gehören zu jenen Situationen, die ein fundiertes Sicherheitsmanagement eigentlich verhindern soll: Bombenanschläge, kriegerische Auseinandersetzungen oder soziale Unruhen. Doch auch mit einem fundierten Sicherheitskonzept lassen sich nicht alle Ad-hoc-Ereignisse verhindern. Was tun, wenn bestehende Sicherheitsmechanismen versagen?

Die Flucht nach vorn

Ob politische Krisenherde wie die Ostukraine oder durch IS-Milizen bedrohte Regionen in Syrien, Irak und angrenzenden Gebieten: Vor allem die hohe Dynamik der Sicherheitslage stellt für das Sicherheitsmanagement von Unternehmen eine besondere Herausforderung dar.

Innerhalb weniger Minuten kann sich diese grundlegend ändern und eine schnelle Reaktion erforderlich machen. Wenn eine plötzliche Eskalation der Gefahrenlage Reisende in die Bredouille bringt, sind effiziente Lösungsansätze notwendig, um Leib und Leben der Mitarbeiter schützen zu können.


Dabei gilt: Sofern die eigene Sicherheit nicht akut bedroht ist, gilt das eigene Hotelzimmer in solchen Fällen als priorisierter Zufluchtsort. Kann jedoch auch dieses keinen ausreichenden Schutz mehr bieten, bleibt den Betroffenen häufig nur noch die Flucht nach vorn. Vor allem für Reisende in Risikoregionen muss daher vorgesorgt werden.

Kompaktes Fluchtgepäck sicher überleben

Insbesondere bei einer plötzlichen Erhöhung der eigenen Gefahrenexposition kann ein schneller Standortwechsel zwingend notwendig sein. Für aufwendiges Kofferpacken bleibt da jedoch keine Zeit, zudem sperriges Gepäck eine Flucht unnötig behindert. Was sich im Militär längst bewährt hat, kann darum auch für Reisende eine zielführende Lösung sein. So kann ein kompaktes Fluchtgepäck, ein sogenanntes Survival Kit, dazu beitragen, das Überleben des Betroffenen auch im Ausnahmezustand zu sichern. Gleichzeitig bleibt die notwendige Mobilität für einen schnellen Standortwechsel gewahrt.

Grundsätzlich sollte Fluchtgepäck kompakt und jederzeit erreichbar sein. Als Richtwert gilt hierbei eine 48-Stunden-Regel: So soll der Inhalt des Fluchtgepäcks die sogenannte „Chaos-Phase”, welche unmittelbar auf eine Großschadenslage folgt, überbrücken, bis sich die Situation weitestgehend beruhigt hat bzw. Hilfe verfügbar ist. Darum sollte es alle lebensnotwendigen Utensilien und Unterlagen enthalten. Hierzu zählen neben etwas Bargeld und Kopien wichtiger Ausweispapiere wie Reisepass oder Personalausweis auch Ersatzkleidung und grundlegende Hygieneartikel. Eine Erste-Hilfe-Ausrüstung sowie notwendige Medikamente dürfen ebenfalls nicht fehlen. Zudem sollte ein entsprechender Wasser- und Lebensmittelvorrat mitgeführt werden.

Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit bewahren

Doch ein gut organisiertes Fluchtgepäck allein reicht im Ernstfall nicht aus – die Schwierigkeiten einer erfolgreichen Flucht muss jeder Betroffene selbst meistern. So bietet eine Notsituation in unbekannter Umgebung mit ungewissem Ausgang denkbar ungünstige Rahmenbedingungen für fundiertes Entscheiden und Handeln. Schnelle und vor allem verlässliche Entscheidungen werden im Ernstfall jedoch schnell zum Überlebenskriterium. Der sogenannte O. O.D.A.-Loop des Militärstrategen James Boyd kann hierbei helfen, auch unter unbekannten Umständen die eigene Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit zu wahren. Dieser kontinuierlich durchlaufene Zyklus lässt sich dabei in folgende Phasen unterteilen:

  • Observe: Beobachten Sie Ihre Umwelt.
  • Orient: Setzen Sie Ihre Erkenntnisse in den bestehenden Kontext.
  • Decide: Entscheiden Sie sich für eine geeignete Handlungsalternative.
  • Act: Führen Sie diese aus.

Da auch das Notfall-Management des verantwortlichen Unternehmens nicht von der „Chaos-Phase” verschont bleibt, muss auch dieses Sorge dafür tragen, dass geeignete Lösungen zu deren Überwindung umgesetzt werden – sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus Sicht des Reisenden selbst. Fundiertes Training, praktische Hinweise zur Organisation des Fluchtgepäcks sowie kompakte Checklisten zur Bewältigung plötzlicher Zwangssituationen sind ein wirkungsvoller Beitrag zur Sicherheit auf Geschäftsreisen in Risikoregionen. Hinzu kommt die Bereitstellung einer verlässlichen Infrastruktur zur Information und Kommunikation, um auch im Notfall sicherheitsverantwortliche Stellen über einen plötzlichen Standortwechsel informieren zu können. Damit bettet sich die persönliche Fluchtvorbereitung in das unternehmensweite Notfallmanagement ein und bildet so einen wichtigen Baustein in einem ganzheitlichen Notfall-Konzept.

 

Manuel Weller

Freier Fachjournalist, Motten
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