25.12.2017

Die Grüne Welle soll wieder besser rollen

Stadt Mönchengladbach erfasst Verkehrsfluss

Die Grüne Welle soll wieder besser rollen

Stadt Mönchengladbach erfasst Verkehrsfluss

Die grüne Welle soll wieder besser rollen. | © bluedesign - stock.adobe.com
Die grüne Welle soll wieder besser rollen. | © bluedesign - stock.adobe.com

Die Verwaltung der Stadt Mönchengladbach hat einen Abschlussbericht zu einer Untersuchung vorgelegt, an der sich 150 Autofahrer beteiligten und die ca. 2,5 Mio. Datensätze lieferten.

Autofahrer als »Sensoren«

150 Mönchengladbacher Autofahrer haben sich im vergangenen Jahr in einem bundesweit viel beachteten Projekt der Stadt als »Sensoren« betätigt und auf rund 9 300 Fahrten etwa 2,5 Mio. Datensätze zur Verkehrserfassung an einen Server geliefert. Das Datenpaket wurde anschließend von Experten ausgewertet, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, weshalb und an welchen Stellen es in der Verkehrssteuerung hakt.

Über Smartphone mit GPS und einem im Fahrzeug angebrachten Spezialadapter wurden die Fahrten aufgezeichnet und anschließend anonymisiert auf den Server hochgeladen. So entstand mit Hilfe der Autofahrer ein Gesamtbild über die alltägliche Verkehrssituation auf Mönchengladbachs Straßen. Aufgrund der besonderen Form der Bürgerbeteiligung und dem außergewöhnlichen Analyseverfahren ist dieses Projekt für den Deutschen Ingenieurpreis nominiert worden; der Preis wird in Kürze vergeben.


Die Digitalisierung der Verkehrsströme

Selbst nach Abschluss der Untersuchung liefern viele Autofahrer weiterhin Verkehrsdaten. »Wir werden auch weiterhin entsprechende Daten speichern und auswerten. Verkehrssteuerung ist ein lebendiges System, das permanente Veränderungen mit sich bringt. Insofern ist die Digitalisierung der Verkehrsströme ein richtiger und wichtiger Schritt«, so Ralf Klöpper, Leiter der Abteilung Verkehrs- und Kommunikationstechnik.

Die Untersuchung zur grünen Welle ist dabei nur ein Baustein in einer Gesamtbetrachtung, die in dem Ende des Jahres vorzustellenden Mobilitätsplan zum Ausdruck kommen wird. »In diesem Gesamtwerk werden Aspekte des motorisierten Individualverkehrs, des öffentlichen Nahverkehrs, der Rad- und Fußgängerverkehre und des Umweltschutzes zusammengefasst werden. Die Mobilität in einer Stadt ist unter dem Aspekt der Verbindung zwischen Planung und Umweltschutz zu betrachten«, so Technischer Beigeordneter Dr. Gregor Bonin mit Blick auf den Abschlussbericht zur Untersuchung der Qualität der Grünen Wellen in Mönchengladbach, der wichtige Erkenntnisse über die Funktionstüchtigkeit der Infrastruktur liefert.

Qualitätsverbesserung zu Spitzenzeiten

Insgesamt 19 Strecken, darunter 14 Hauptverkehrsachsen mit geplanten Grünen Wellen haben die Verkehrsexperten der Stadt zusammen mit einem externen Fachbüro unter die Lupe genommen. Einige Ergebnisse:

  • Die rund 240 Signalanlagen im Stadtgebiet sind zwar je nach tageszeitabhängiger Verkehrsbelastung entsprechend programmiert, machen aber zur Kompensation der Schwankungen innerhalb der Morgen- und Abendspitze verkehrsabhängige Steuerungen erforderlich.
  • Grüne Wellen mit verkehrsabhängiger Steuerungen sind leistungsfähiger als Grüne Wellen mit reiner Festzeitsteuerung, bei denen immer die gleichen Abläufe in den Phasen stattfinden. Das heißt: Nicht angeforderte Grünzeiten von Seitenstraßen können dem Grünfenster auf der Hauptverkehrsstraße zugeschlagen werden.
  • Die Grüne Welle funktioniert nur bis zu einem bestimmten Verkehrsaufkommen. Um die Qualität der Grünen Wellen zu Spitzenzeiten zu verbessern, sollten alternative Angebote für andere Verkehrsmittel geschaffen werden.
  • Defekte Induktionsschleifen oder Taster an Ampelanlagen erzeugen Fehlanforderungen und stören die Grüne Welle. Zudem sind Grüne Wellen wie etwa auf der Krefelder Straße, die Anfang der 90er Jahre geplant wurden, den heutigen Verkehrsströmen anzupassen.
  • An einigen Anlagen wurden durch Geradeausfahrten die Linksabbieger ausgelöst und dadurch die Grüne Welle in der Hauptrichtung gestört. Die Anforderung der Linksabbieger wurde jetzt so eingestellt, dass bei einer tatsächlichen Belegung der Induktionsschleife eine Freigabe erfolgt und Fehlanforderungen vermieden werden.

Kleine Ursachen mit großen Auswirkungen

Häufig haben kleine Ursachen große Auswirkungen. »So wurden in den letzten Wochen an zahlreichen Lichtsignalanlagen die entsprechenden Parameter angepasst und eine Vielzahl von defekten Induktionsschleifen erneuert«, erläutert Ralf Klöpper die kurzfristigen Maßnahmen. Mittelfristig sind Verkehrsentwicklungen drei bis sechs Monate nach größeren Baumaßnahmen zu überprüfen und die Steuerungen dann dem tatsächlichen Verkehrsaufkommen anzupassen. Und auf einigen Strecken wie etwa der Bismarckstraße stößt ein zu starkes Verkehrsaufkommen an die Leistungsgrenze. Anpassungen der Ampelanlagen würden zu Lasten der Fußgänger, Radfahrer oder Busse gehen. Hierzu sind zukünftig Entlastungsmöglichkeiten für die Hauptverkehrsachse zu erarbeiten.

 

Wolfgang Speen

Pressesprecher der Stadt Mönchengladbach
n/a