Wie sieht der Bürgermeister/ die Bürgermeisterin der Zukunft aus?
Kehler Studierende nahmen den Bürgermeister/die Bürgermeisterin der Zukunft unter die Lupe
Wie sieht der Bürgermeister/ die Bürgermeisterin der Zukunft aus?
Kehler Studierende nahmen den Bürgermeister/die Bürgermeisterin der Zukunft unter die Lupe

Eine Gruppe von Studierenden der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl hat unter der Leitung des früheren Hochschulrektors Prof. Paul Witt im Rahmen eines Fachprojekts im Wintersemester 2023/2024 umfassende Recherchen und Umfragen zum Thema „Bürgermeister der Zukunft“ durchgeführt. Im Folgenden sind die Ergebnisse und das Meinungsbild der befragten Bürgermeister und Experten zusammengefasst.
Ausgangssituation
Zum einen wurden alle 35 Kreisvorsitzende der Bürgermeister beim Gemeindetag befragt. Damit war gewährleistet, dass die Befragung ein repräsentatives Bild über die gesamte Bürgermeisterlandschaft in Baden-Württemberg widerspiegelt. Befragt wurden auch 10 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Oberbürgermeisterinnen/Oberbürgermeister, um auch die größeren Städte abzubilden. Als Experten hatte die Studierendengruppe den Präsidenten des Gemeindetags Baden-Württemberg Steffen Jäger, das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg Oberbürgermeister a.D. Ralf Broß und den Präsidenten des Verbands Baden- Württembergischer Bürgermeister und Oberbürgermeister von Ditzingen Michael Makurath ausgewählt.
Für das Fachprojekt „Ist der Beruf der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters heute noch attraktiv und welche Eigenschaften sollte eine Bürgermeisterin/ein Bürgermeister der Zukunft haben?“, entwickelten die Studierenden einen Fragebogen zur empirischen Forschung. Diesen gliederten sie in folgende Kategorien:
- Soziodemographische Daten
- Persönliche Voraussetzungen des Bürgermeisteramts
- Fachliche Voraussetzungen und Profileigenschaften
Ergebnisse
Besonders auffällig und nach nahezu einhelliger Meinung der Bürgermeister wird die Konfession für 93,1% der Bürgermeister künftig keine Rolle mehr spielen wird (siehe Abbildung).
Auch in Bezug auf die gesetzliche Neuregelung der Altersgrenze vom 01.08.2023 waren sich die Bürgermeister mit 92,1% einig, dass es keine wesentliche Veränderung des Altersdurchschnitts geben wird, da die Grenze sowohl nach unten als auch nach oben verändert wurde. Außerdem war man sich einig, dass wohl sehr wenige 18-jährige in das verantwortungsvolle Amt eines Bürgermeisters/einer Bürgermeisterin werden gewählt werden.
In der Befragung ist hinsichtlich der erforderlichen Kompetenzen, die Bürgermeister haben sollten, aufgefallen, dass die besondere Bedeutung der Fach- und Sozialkompetenz gleichermaßen genannt wurden. In dem Zusammenhang hatten die Bürgermeister die Möglichkeit, hierzu eigene Kommentare zu verfassen (z.B. „Fachkompetenz kann man erwerben, Sozialkompetenz hat man oder auch nicht.“; „Vor allem in kleinen Gemeinden nimmt die Fachkompetenz im Vergleich zu größeren Städten an Bedeutung zu).“
Die Führungskompetenz ist nach Einschätzung von 82,9 %, der Befragten wichtig bis sehr wichtig. Kommunikationskompetenz erachten 85,7 % für wichtig bis sehr wichtig, da der Umgang mit den Bürgern unter mehreren Aspekten entscheidend sein wird. Bei der Frage der Parteizugehörigkeit waren ca. 60 % der Meinung, dass diese nicht relevant sei. Hier gab es auch die Möglichkeit einer offenen Antwort. In dieser gaben die befragten Bürgermeister an, dass in größeren Kommunen die Parteizugehörigkeit eine größere Rolle spielt als in den kleineren.Ein weiterer interessanter Aspekt sind die Aufgaben eines Bürgermeisters, welche sich laut Umfrage eindeutig verändern werden. 82,76% bejahten bei der Befragung, dass sich die Aufgaben der Bürgermeister in der Zukunft verändern werden. Nur 17,24% verneinen diese Frage und sind der Meinung, dass es in Zukunft keine Veränderung in diesem Beruf geben wird.
Hier war die Fragestellung wieder mit offener Antwortmöglichkeit verbunden. Nach Auffassung der befragten Bürgermeister werden die Aufgaben zunehmen und komplexer, außerdem nimmt die Bürokratie immer mehr zu, während die Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten weniger werden. Dies liegt unter anderem an den gleichbleibenden oder geringer werdenden Ressourcen, die für die Vielzahl an neuen Aufgaben nicht ausreichen. Auch wird von leeren Kassen und einer Finanzknappheit gesprochen. Nach Auffassung der Befragten liegt es auch an der sogenannten „Vollkasko-Mentalität“, d.h. die Bürger wollen eine Überversorgung und Überversicherung, die nicht bedient werden kann.
Es lässt sich also feststellen, dass die Mehrheit der Befragten der Auffassung ist, dass der Beruf der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters in der Zukunft sich bezogen auf die hohen gesellschaftlichen Erwartungen, die Kompetenzen wie auch im Bereich der Aufgabenfelder verändern wird. Besonders die fachliche Kompetenz wird in Zukunft eine große Rolle spielen, da die Komplexität der Aufgaben in der öffentlichen Verwaltung immer mehr zunimmt. Dementsprechend sollte die Bürgermeisterin/der Bürgermeister das nötige Fachwissen besitzen, um die Verwaltung effektiv führen zu können. Der Bürgermeister sollte auch als Moderator wirken, da er das Bindeglied zwischen der Bürgerschaft, dem Gemeinderat und der Verwaltung darstellt.
Die Studierende, sowie der Fachprojektleiter Prof. Paul Witt freuten sich über die Beteiligung der Städte und Gemeinden, sowie die aus der Untersuchung resultierenden Ergebnisse.