20.01.2025

Hochwasserschutz in Bayern

Maßnahmen, Strategien und Forschungsprojekte

Hochwasserschutz in Bayern

Maßnahmen, Strategien und Forschungsprojekte

Bis zum nächsten Jahrhunderhochwassermüssen keine 100 Jahre vergehen. | © M. Klawitter - Fotolia
Bis zum nächsten Jahrhunderhochwassermüssen keine 100 Jahre vergehen. | © M. Klawitter - Fotolia

Auf einen umfangreichen Fragenkatalog im Rahmen einer schriftlichen Anfrage im Bayerischen Landtag gab das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz nachfolgende auszugsweise wiedergegebene Antwort vom 04.07.2024.

1.1 Was konkret hat die Staatsregierung seit der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal in ihr Hochwasserschutzprogramm ergänzend aufgenommen?

„Der Freistaat Bayern verfolgt mit dem Hochwasserschutzprogramm 2020/2020plus bzw. dem Gewässer-Aktionsprogramm 2030 bereits seit 2001 eine konsequente und alle Elemente des Hochwasserrisikomanagements umfassende Hochwasserschutzstrategie.


Hierzu gehören nicht nur der bauliche bzw. technische Hochwasserschutz, sondern auch die Handlungsbereiche natürlicher Hochwasserschutz sowie Vermeidung und Vorsorge. Dabei wird neben dem 100-jährlichen Hochwasserereignis auch das Szenario für ein extremes Ereignis mitbetrachtet.

Bereits nach den Ereignissen von 2016 (insbesondere Simbach) wurde das Starkregenrisikomanagement intensiviert und die Kommunen bei der Erstellung entsprechender Konzepte unterstützt.“

2.1 Was sind die Vor- und Nachteile von Flutpoldern bei Hochwasser?

„Gesteuerte Flutpolder sind hocheffektive Maßnahmen beim Umgang mit extremen Hochwasserereignissen und damit zentraler Bestandteil des Hochwasserrisiko- managements.

Sie werden planmäßig nur im extremen Hochwasserfall zur Kappung der Spitze aktiviert, um ein Überströmen und Versagen der örtlichen Hochwasserschutzeinrichtungen und damit verbundene katastrophale Auswirkungen auf Leib und Leben sowie Sachwerte zu verhindern.

Weitergehende Informationen sind öffentlich abrufbar unter: www.lfu.bayern.de.“

3.3 Wie begegnet die Staatsregierung dem immer wieder vorgebrachten Vorwurf, Flutpolder seien bei ihr besonders deshalb beliebt, weil sie die unpopulären baulichen Maßnahmen mit möglichen Enteignungen auf eine minimale Fläche und Bevölkerung begrenzten, d. h. diese an nur wenigen Orten nötig wären?

„Flutpolder dienen als Notbremse bei Katastrophenereignissen. Sie werden nur im extremen Hochwasserfall zur Kappung der Spitze aktiviert, um ein Überströmen und ein Versagen der örtlichen Hochwasserschutzeinrichtungen und der damit verbundenen katastrophalen Auswirkungen auf Leib und Leben sowie Sachwerte zu verhindern.

Der Grundschutz vor Ort bis zu einem hundertjährlichen Hochwasserereignis plus Klimafaktor ist daher zusätzlich zu errichten und kann durch die Flutpolder nicht ersetzt werden.“

7.1 In welche nicht baulichen Projekte investiert die Staatsregierung derzeit in Sachen Hochwasserschutz?

„Im Rahmen des Forschungsprojektes ,HiOS: Oberflächenabfluss und Sturzflut in Bayern: Erfassen, Erforschen, Evaluieren‘ wurden Hinweiskarten entwickelt. Ziel des Projektes war die Entwicklung, Erprobung und Optimierung eines Verfahrens zur Evaluierung und Klassifizierung der Gefährdung der bayerischen Kommunen durch Oberflächenabfluss und Sturzflut.

Im Ergebnis wurde Anfang 2024 die Hinweiskarte ,Oberflächenabfluss und Sturzflut‘ allen Bürgern über den Bayernatlas zur Verfügung gestellt. Mit einem Förderprogramm unterstützt der Freistaat Bayern die Kommunen bei der Erstellung eines kommunalen Sturzflut- Risikomanagements auch finanziell.

Derzeit entwickelt der Freistaat Bayern in Zusammenarbeit mit einzelnen Kommunen einen Hochwasser-Check. Der Hochwasser-Check wird ein freiwilliges Angebot für alle Gemeinden sein, um sie bei dem Thema zusätzlich zu unterstützen.

Als zentrale Grundlage der Hochwasserbewältigung investiert der Freistaat kontinuierlich in den Ausbau und die Optimierung des Hochwassernachrichtendienstes (HND). Dies betrifft u. a. die Weiterentwicklung der Grundlagen wie z. B. der Vorhersagemodellierung oder die Datenvisualisierung.

Im Rahmen des Hochwasserrisikomanagements hat der Freistaat Bayern Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten erstellt. Diese werden in regelmäßigen Abständen geprüft.“

Antwort des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 04.07.2024 (LT-Drs. 19/2723).

Entnommen aus der Fundstelle Bayern 01/2025, Rn. 7.

n/a