5. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governanc

5. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governanc

„Miss es oder vergiss es?“

120 Teilnehmer folgten am 3. und 4. April 2017 der Einladung von Frau Prof. Dr. Michèle Morner und Herrn Prof. Dr. Ulf Papenfuß zur 5. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance. Sie diskutierten insbesondere über Personalmanagement und finanzielle Anreizsysteme im öffentlichen Sektor.

Neben Fixvergütungen beinhalten Vergütungssysteme von Geschäftsführern und Mitarbeitern öffentlicher Unternehmen immer häufiger variable Vergütungsbestandteile. Inspirieren lässt man sich hierbei, wie allzu oft, von Praktiken der Privatwirtschaft. Die Möglichkeiten der Mitarbeiterbelohnung und Leistungsmessung scheinen keine Grenzen mehr zu kennen. So werden häufig finanzielle Kennzahlen als Grundlage der Leistungsbemessung genommen. Es werden Boni für Individual- und Gruppenleistungen vergeben. Und auch dem Grad der Zielerreichung versucht man Rechnung zu tragen, indem man so genannte Bonus-Malus-Systeme einführt.

Herr Christian Ude – Oberbürgermeister a. D. der Stadt München – warnte die Tagungsteilnehmer allerdings in seinem Keynote-Vortrag vor dem „Wahnsinn zu glauben, dass man jegliche Tätigkeit im öffentlichen Sektor mit Kennzahlen messen könne.“ So sei beispielsweise die Qualität der Patientenberatung eines Chefarztes unmöglich mittels Kennzahlen zu messen und „politisch und moralisch ein Schuss in den Ofen“.

Die Gefahr bestehe aus Sicht von Prof. Dr. Morner auch darin, dass Geschäftsführer und Mitarbeiter nur noch all jene Ziele verfolgen, nach denen sie explizit gemessen werden. Anstelle eines gemeinwohlorientierten Denkens und Handelns rückt dann die „Karotte, der man hinterherrennt“. Und dann entstehe aus Sicht von Prof. Dr. Morner die Gefahr, dass eine ursprüngliche innere und auf das Gemeinwohl ausgerichtete Motivation durch externe finanzielle Anreize verdrängt wird. Es sei daher essentiell, dass Leistungs- und Anreizsysteme mit Bedacht gewählt werden. Weniger ist dabei manchmal mehr.

Die diesjährige Tagung bot einen guten Rahmen zum gegenseitigen Austausch und kritischen auseinandersetzen bezüglich aktueller Bestrebungen, die Arbeit von Geschäftsführern und Mitarbeitern im öffentlichen Sektor mittels variabler Vergütungsbestandteile steuern zu wollen. Außerdem wurden allgemeinere Themen der Public Corporate Governance, wie beispielsweise die Kompetenz von Aufsichtsräten in öffentlichen Unternehmen und die Bedeutung eines übergreifenden Public Corporate Governance Kodexes diskutiert. Im kommenden Jahr wird die 6. Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance vom 16. bis 17. April 2018 stattfinden und diese Problematik erneut diskutieren.

Univ.-Prof. Dr. Michèle Morner ist Inhaberin des Lehrstuhls für Personal, Führung und Entscheidung im öffentlichen Sektor an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und Leiterin des Wissenschaftlichen Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance, Berlin. Univ.-Prof. Dr. Ulf Papenfuß ist Inhaber des Lehrstuhls für Public Management und Public Policy an der Zeppelinuniversität Friedrichshafen.

Kontakt und weitere Informationen zur Tagung:

Univ.-Prof. Dr. Michèle Morner, Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer, Postfach 1409 – 67324 Speyer, Freiherr-vom-Stein-Straße 2 , D-67346 Speyer, Telefon: +49 (0) 6232 654-275, Telefax: +49 (0) 6232 654-279, E-Mail: morner@uni-speyer.de

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